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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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nur halb so lange reichen würde.
    Die Heizung stand, durch eine schmale Balkenwand vom Rest getrennt, direkt neben dem Durchgang in den Wohnbereich, und die Waschmaschine sowie ein großes, steinernes Waschbecken befanden sich auf der anderen Seite dieser Wand.
    Falls das überhaupt eine Waschmaschine war. Die amerikanischen Fabrikate waren Markus sowieso immer fremdartig erschienen; bei diesem Gerät schien es sich aber eher um eine Eigenkonstruktion zu handeln.
    »Das geht hier ein bisschen anders«, erläuterte Taggard. »Der Generator des Dorfes erzeugt nicht genug Strom, als dass wir herkömmliche Waschmaschinen betreiben könnten. Das Gerät hier enthält im Wesentlichen nur einen Motor, der die Waschtrommel bewegt, und eine Steuerung dafür. Eine einfache, mechanische. Sie müssen heißes Wasser jeweils aus dem Heizkessel einfüllen und auch das Waschpulver bei Bedarf selber zugeben …«
    »Das Dorf hat einen eigenen Generator?«
    »Natürlich. Die Siedlung liegt an einem kräftigen Gebirgsbach; man hat weiter oben einen wunderschönen Fischteich aufgestaut, dessen Abfluss zwei Generatoren antreibt. Ausreichend für elektrisches Licht in allen Häusern, für die Kühlschränke und dies und das.«
    Mit dieser Maschine war das Wäschewaschen eine mühsame Angelegenheit. Immer wieder musste Markus das Wasser ablassen, neues einfüllen, das Programm neu starten. Zwischendurch galt es, Holz im Heizkessel nachzulegen. Und natürlich schleuderte das Gerät nicht richtig gut, und so war die Wäsche noch klatschnass, als er sie endlich herausnehmen und vor der Heizung, dem wärmsten Platz in der Garage, aufhängen konnte.
    Er war gerade dabei, als Taggard wieder auftauchte.
    »Das ist zum Beispiel etwas, mit dem ich zu spät dran war«, sagte er. »Ich hätte die alte Ölheizung rechtzeitig durch einen Kachelofen ersetzen sollen. Damit nutzt man das Brennmaterial am besten. Wussten Sie übrigens, dass es Benjamin Franklin war, der den Kachelofen erfunden hat? Einer der Väter der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung? Hat mir neulich jemand erzählt. Faszinierende Sache.«
    Markus runzelte die Stirn. »Wieso ist in einem Survivaldorf überhaupt ein Haus mit Ölheizung gebaut worden?«
    »Gute Frage. Aus demselben Grund, der uns ins Verderben geführt hat: weil das Öl eben immer so scheißbillig war.«
    »Und wenn das Waschpulver mal aus ist, was machen Sie dann?«
    Taggard lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand. »Ein paar der Frauen sind schon dabei, welches aus natürlichen Rohstoffen herzustellen. Das wird natürlich nicht weißer als weiß waschen, aber doch sauber.«
    »Oh«, machte Markus und betrachtete die Wäscheklammern. Die waren auch noch aus Plastik. Am besten, er vertiefte dieses Thema nicht unnötig.
    »Es ist eine Menge Arbeit, sich selber zu versorgen«, fuhr Taggard fort. »Sie werden sich an dieser Arbeit beteiligen müssen, wenn Sie hier bleiben wollen.«
    »Ich will nicht hier bleiben«, sagte Markus.
    »Glaube ich Ihnen. Sie werden aber müssen.«
    Markus hängte das letzte Teil an die Leine – seine Schlafanzughose –, stellte den Wäschekorb zum Trocknen hin und ging dann hinüber zu seinem Wagen. Der Schlüssel steckte. Er machte die Tür auf, drehte ihn in die Zündposition und beobachtete den Zeiger der Tankuhr.
    Er rührte sich keinen Millimeter.
    Grandios. Markus stieg aus, schlug die Tür zu und ging zum Heck, stellte sich mit den Füßen auf die Stoßstange und sprang wieder herunter, um das Fahrzeug ins Schaukeln zu bringen. Man hörte das Geräusch, das der restliche Diesel im Tank machte: ein dünnes, lächerliches Plätschern. Es konnte keine Tasse voll mehr darin sein.
    »Sie haben Recht«, räumte Markus ein. »Es bleibt mir nichts anderes übrig.«
    Taggard lächelte milde. Sein Bart wurde immer dichter, fiel Markus auf. »Es liegt sowieso grade zu viel Schnee. Sie würden nicht durchkommen.«
    Allmählich erlangte Markus auch seine Orientierung in der Zeit wieder. Heute, so erfuhr er, war Sonntag, und als die Dämmerung anbrach, erklärte Taggard, er würde ihn nun gern mit in den Gottesdienst nehmen.
    »Aha«, machte Markus. Er betrachtete sich nicht als religiös, als fromm schon gar nicht, aber wahrscheinlich war es nicht angesagt, das hier und jetzt an die große Glocke zu hängen. »Ja, warum nicht?«
    »Der Gottesdienst sonntagabends ist so etwas wie ein zentraler Treffpunkt der Gemeinde«, erläuterte der ehemalige CIA -Mann. »Ich halte es für

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