Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
natürlich –, sodass Sie mich untersuchen können.«
Die Nagelmaschine zuckte hoch. »Bleiben Sie, wo Sie sind!«
»Schon gut, ich rühre mich nicht von der Stelle.« Sie hatte keinen Plan, das war klar. Die Situation überforderte sie. »Anderer Vorschlag: Ich werde Ihnen meinen Namen nennen. Ich heiße Markus Westermann. Ich könnte Ihnen meinen Pass zeigen; ich habe ihn in der Brusttasche meiner Jacke. Heikle Stelle, klar. Aber wenn ich verspreche, nur eine Hand zu bewegen und auch die ganz langsam …?«
In diesem Augenblick verstummte das Summen der Nagelmaschine.
Ihre Augen wurden riesig. » Verdammt …! «, heulte sie auf.
»Ist schon in Ordnung, Bernice«, kam eine andere Stimme aus dem Flur. »Du kannst das Ding runternehmen. Ich kenn den Kerl.«
Bernice ließ die Nagelmaschine sinken und drehte sich um, vor Entrüstung schnaubend. Den Eindringling schien sie völlig vergessen zu haben. »Was machst du hier? Bist du von allen guten Geistern verlassen, in deinem Zustand –«
»Beruhige dich.«
Markus glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Diese Stimme!
In der Tür tauchte eine Hand auf, die den Stecker am anderen Ende des Kabels hielt, gleich darauf die Besitzerin der Hand.
Es war Amy-Lee.
Hochschwanger.
»Du?«, entfuhr es Markus, dann fiel ihm ein, wo er diese Landschaft und diese Bergkette schon einmal gesehen hatte. Es war nicht auf einem Foto gewesen. »Das hier ist die Ranch deines Vaters!«
Aber wie war das möglich? War er am falschen Ort gelandet? Er hatte sich nie gefragt, wo genau er damals eigentlich gewesen war; und seit seiner Flucht aus Bare Hands Creek wäre er nicht im Traum auf die Idee gekommen, er könne hierher unterwegs sein …
»Genau genommen ist das hier meine kleine Ranch«, sagte Amy-Lee. Sie trug nur ein Nachthemd und darüber einen dünnen rosa Morgenmantel. »Doch da mein Vater mir das Gelände geschenkt hat: ja.«
»Aber wieso … Ich dachte, das hier ist das Farsight Institut ? Jedenfalls steht das am Zaun und –«
»Amy-Lee, du wirst dich hier unten erkälten«, unterbrach Bernice.
»Mir ist nicht kalt.« Amy-Lee sah die muskulöse Frau an. »Könntest du uns einen Moment allein lassen?«
Jetzt fiel Bernice der Einbrecher wieder ein. Sie fuhr herum und musterte Markus böse. »Mit diesem Kerl? Hier unten? Nein.«
»Ich verspreche, dass ich in spätestens fünf Minuten nach oben komme.«
»Auf keinen Fall.«
»Bernice!«
Die muskulöse Frau ließ die Nagelmaschine am Kabel zu Boden sinken. »Fünf Minuten. Sonst komm ich wieder.«
Amy-Lee lehnte sich mit über ihrem gewaltigen Bauch verschränkten Armen gegen den Türrahmen. »Bernice ist meine Hebamme«, erklärte sie. »Ich will das Baby nach Möglichkeit zu Hause zur Welt bringen.«
Markus nickte. »Eine überaus fürsorgliche Hebamme, muss ich sagen.«
»Ist sie, ja.« Amy-Lee betrachtete ihn von oben bis unten. »Aber jetzt sag mal … Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Dich in meinem Keller vorzufinden war so ungefähr das Letzte, was ich erwartet hätte. Was um alles in der Welt machst du hier? Du siehst übrigens furchtbar aus.«
Markus sah an sich herab. Was das betraf, war kein Widerspruch möglich. »Das ist eine ziemlich lange Geschichte. Ich fürchte, dafür reichen die fünf Minuten nicht.« Er sah sie an. »Du siehst großartig aus, wenn ich das sagen darf.«
»Danke«, erwiderte sie kühl. »Aber als Vertriebler solltest du wissen, dass es nichts gibt, was man nicht innerhalb von dreißig Sekunden erklären kann. Also?«
Sie sah noch schöner aus, als er sie in Erinnerung hatte. Was sicher mit der Schwangerschaft zusammenhing. Wenn er ihren Bauch so sah, musste sie nach seinem Fortgang Mr. Right ziemlich schnell gefunden haben. Und mit dem väterlichen Segen hatte es wohl auch rasch geklappt.
Na, wahrscheinlich kam er aus dem richtigen Elternhaus. Ein Kennedy, ein Rockefeller, ein Bush oder so jemand.
Markus holte Luft. »Also, die Kurzform: Ich bin auf der Suche nach der letzten Erfindung meines Vaters. Jemand, der an seiner Ermordung beteiligt war, hat mir gesagt, die gestohlenen Unterlagen seien damals an das Farsight Institut gegangen.« Er deutete auf die Karteischränke. »Hier irgendwo, vielleicht. Falls ich mich nicht total verlaufen habe.«
»Na also. Geht doch.« Sie sah nachdenklich umher. »Und: Nein, ich glaube, du hast dich nicht verlaufen. Ich beginne überhaupt erst zu begreifen, wie das alles zusammenhängt …«
»Was meinst du damit?«
Sie legte eine
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