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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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besagtem Erdhügel entlangtasten, anschließend die hölzerne Scheune umrunden, deren Tor, wie er gesehen hatte, mit einem großen Vorhängeschloss verriegelt war. Danach ging es ein wenig über freies Feld, bis zu einem lang gestreckten Anbau an das Wohnhaus, der senkrecht zu diesem stand und eine große Werkstatt sein mochte. Ein massiver Ziegelbau, wie es aussah, mit einem Kellergeschoss und vergitterten Kellerfenstern. Wenn er ein Archiv hätte irgendwo unterbringen wollen, er hätte diesen Keller gewählt.
    Als es zu dunkel wurde, um den Plan noch weiter zu verfeinern, wartete er einfach nur. Ungeduldig zunächst, weil die Zeit nicht vergehen wollte, doch dann wich die Ungeduld einer ungewohnten, tiefen Ruhe, die ihn erfüllte wie ein Nachklang des heute Geschauten. Er war, seltsam genug, nicht müde. Aber auch nicht nervös. Er wusste einfach, dass er da hineingehen würde, fertig.
    Irgendwann erloschen die Lichter. Eine Weile war noch ein schwaches, gelbliches Licht in einem der Dachfenster zu erkennen, dann erlosch auch das. Wer immer dort wohnte, er war zu Bett gegangen. In einer halben Stunde würde er in tiefem Schlaf liegen.
    Markus ließ sich vom Baum auf den Boden hinabgleiten, in eine Dunkelheit, die ungewohnt war. Er musste nach dem Rucksack tasten und darin nach der Taschenlampe, sie dann auf kleinster Stufe zwischen Schulter und Hals klemmen und in dem schwachen Schimmer das restliche Werkzeug zusammenstellen: das Brecheisen natürlich, wie es sich gehörte. Das würde er tragen. Die Schraubenzieher und die Zange fanden in der Jackentasche Platz. Handschuhe wären stilecht gewesen, aber er hatte keine. Er hatte nicht daran gedacht, als er aus Taggards Haus aufgebrochen war, und selbst wenn, hätte er wahrscheinlich keine passenden gefunden.
    Es war sowieso egal. Auf Fingerabdrücke kam es heute Nacht nicht an.
    Er wartete eine Dreiviertelstunde, dann setzte er sich behutsam in Bewegung, die Taschenlampe zu Boden gerichtet. Der Zaun war tatsächlich kein Hindernis; er knipste eine Hand voll Maschen durch, dann brachen die übrigen von selbst, so verrostet waren sie.
    Er lauschte, nachdem der Draht sich mit leisem Klirren beiseite gedreht hatte. Nichts. Kein Licht, kein Laut, kein Schrei. Gut. Weiter.
    Und keine Eile. Er schob einen Fuß vor den anderen, sicherte jeden Schritt, bewegte sich langsam. Besser langsam als über irgendetwas stolpern, das Krach machte. Keine vergebliche Vorsicht; er verfing sich tatsächlich einmal in einer Drahtschlinge, die zu einer Verpackung gehört haben musste. Keine Falle jedenfalls.
    Am Kellerabgang des Anbaus angekommen, blieb er, mit dem Rücken gegen das Gebäude gelehnt, stehen, bis sein Atem und sein Herzschlag sich wieder beruhigt hatten. Dann trat er die paar Stufen hinab zur Kellertür und beleuchtete das Schloss.
    Der Spalt zwischen Türblatt und Zarge war groß genug, um das Brecheisen anzusetzen. Die Tür knarrte herzzerreißend, als er zudrückte, dann brach das Schloss knirschend aus der Verankerung.
    Die Nacht schien alle Laute zu verstärken. Er huschte rasch die Treppe wieder hoch, lauschte, ob jemand sich rührte. Das war jetzt wirklich laut gewesen!
    Eine fluchtbereite Viertelstunde später war alles immer noch ruhig. Klar, er konnte von hier aus nicht hören, ob jemand in diesem Augenblick mit der Polizei telefonierte, aber es fühlte sich nicht so an . Markus entschied, dass der Einbruch bis jetzt unbemerkt geblieben war.
    Licht wieder an, die Stufen hinunter, die Tür zum Keller aufgedrückt. Es roch nach Holz und Sägespänen, nach Chemie, nach Moder. Eine Werkstatt, also doch. Wenigstens zum Teil.
    Im Schein der Lampe tauchte ein schmaler Gang auf, der geradeaus führte und von dem rechts und links allerhand Türen abgingen. Markus probierte sie der Reihe nach durch. Verschlossen war keine. Hinter der ersten links lag eine Art Heizungskeller, rechts standen Regale voller Farbdosen oder dergleichen. Zweite Tür links war ein Tank, zweite Tür rechts …
    In den Filmen sagten die Helden gern »Bingo!«, wenn sie fanden, was sie suchten, und das hatte Markus immer albern gefunden. Doch nun spürte er, wie stark die Versuchung war, es genauso zu machen.
    Ein Raum lag vor ihm, vielleicht sechs auf vier Meter groß, der ringsum mit altmodischen Karteischränken aus massivem Holz vollgestellt war.
    »Na also«, flüsterte er, was, wie er fand, ein angemessener Ausdruck war. Er ging die Fronten ab. Jedes Schubfach war beschriftet, mit Nummernkreisen,

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