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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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große Sorge war, dass das auch für den Laden gelten mochte. Wenn sie keine Ware mehr bekam, war es vorbei. Wenn ihre Kunden nicht mehr genug Geld verdienten, um bei ihr einzukaufen, auch. Jeder war ein Teil des Spiels. Niemand war sicher.
    Doch Werner sah das anders. Jeden Abend fing er von dieser Geldanlage an, dem TDP -Projekt. Wenn ein Rundmail der Firma zum Stand der Bauarbeiten kam, druckte er es aus und kam in die Küche herunter, um es ihr vorzulesen. Er konnte sich neuerdings stundenlang über Mahlwerke und Erhitzungsmethoden und so weiter auslassen. Er richtete geradezu inbrünstige Hoffnungen auf dieses Projekt, und das bereitete Dorothea Unbehagen.
    Dabei klang alles immer so durchdacht bei ihm. So zum Beispiel, wenn er davon erzählte, dass man versuche, vor dem Kohlebenzin am Markt zu sein, um sich rechtzeitig Marktanteile zu sichern. Da das Kohlebenzin schon angekündigt war, hieß das Beeilung – und auch, dass demnächst die ersten Erträge ins Haus stünden, hatte er ihr erklärt.
    Hoffentlich. Denn wenn das so weiter ging mit den Benzinpreisen und den Gehaltskürzungen, dann verdiente Werner nämlich bald nicht mehr genug, um auch nur die tägliche Fahrt ins Büro finanzieren zu können.
    Es war eine kurze Nacht im Gästebett, nach einer ausgiebigen nächtlichen Dusche. Als Markus am späten Morgen herunterkam, saßen die beiden Frauen schon beim Frühstück und diskutierten ausgiebig, ab wann es Zeit war, das mit der Hausgeburt zu vergessen und in die Klinik zu fahren, um die Geburt einleiten zu lassen.
    »Es ist noch nicht so weit«, erklärte Amy-Lee. »Es wartet, das spüre ich.«
    »Wie ich das liebe: Mütter und ihre telepathische Verbindung mit ihren Ungeborenen«, erwiderte Bernice unleidig. »Die Klinik ist nicht um die Ecke, denk dran!«
    Markus machte sich bemerkbar und bekam sofort Pfannkuchen und guten Kaffee in genau den gleichen Unmengen vorgesetzt, die die beiden Frauen verschlangen. Bernice entschuldigte sich dafür, dass sie ihn ums Haar an die Wand genagelt hätte, Markus entschuldigte sich seinerseits für die nächtliche Ruhestörung, und Amy-Lee, so hatte er das Gefühl, musterte ihn immer dann, wenn er gerade nicht hinsah.
    Was er sich aber vielleicht auch nur einbildete. Wunschdenken.
    Die Wohnküche war urgemütlich; ringsum mit hellem Holz verkleidet und einem beschaulichen Blick auf Bäume und Büsche und einer soliden, betagten Einrichtung von der Art, die mit dem Alter schöner wurde. Um den Esstisch herum hätten zehn Personen Platz gefunden, so war genug Tischfläche da für all die verschiedenen Marmeladen, Kompotte und Sirupe, die er »unbedingt auch noch probieren« musste.
    Und natürlich kam er nicht darum herum, die ausführliche Version zu erzählen, wie er schließlich hierhergelangt war.
    »Gruselig«, meinte Amy-Lee, als er damit fertig war. »Und du hast keine Ahnung, was es ist? Diese Erfindung?«
    »Nicht die geringste.«
    »Dann lass uns danach suchen«, sagte sie, und dabei blitzte etwas von jener hungrigen Unternehmungslust in ihren Augen auf, an die er sich noch gut erinnerte. Sie schob den Stuhl zurück und hievte sich in den aufrechten Gang.
    »Amy-Lee!«, zeterte Bernice. »Du musst dich schonen. Du bist im neunten Monat schwanger, bitte denk daran. Im zehnten, wenn man es genau nimmt.«
    »Eine Frühgeburt wird es nicht mehr, schon klar«, erwiderte Amy-Lee.
    Zwei Stufen führten in einen Flur und an dessen Ende in ein Arbeitszimmer, in dem schon lange niemand mehr gearbeitet hatte: Auf allen Flächen lag Staub, und an der Wand hing ein Kalender aus dem Jahr 1992 .
    »Hier, schau mal«, sagte Markus und zeigte auf das Firmenlogo.
    Es war ein Werbegeschenk der Firma Eurocontact . Jeden Monat ein anderes Wahrzeichen aus einer europäischen Hauptstadt.
    Amy-Lee starrte den Kalender an. »Allmählich fange ich an, dir zu glauben.«
    »Dabei glaub ich mir selbst kaum«, murmelte Markus. Das sah so bieder aus, so unspektakulär. Eine Firma, die Geschäftskontakte nach Europa einfädelte, nichts weiter.
    Amy-Lee zog eine Schreibtischschublade auf, die voller Schlüssel lag. »Vielleicht finden wir die Unterlagen deines Vaters ja tatsächlich«, meinte sie, während sie darin wühlte. Dann hob sie einen Schlüssel hoch. »Hier. Katalog Archiv .«
    Sie ließ es sich nicht nehmen, ihn in den Keller hinab zu begleiten. Insgesamt gab es sechs Räume voller Aktenschränke, einer davon war der Katalograum, und der Schlüssel passte.
    In den Schubladen der

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