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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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zurückgehen zu müssen, aber da er groß genug war, um als älter durchzugehen, sogar als Erwachsener, wenn einer nicht genau hinsah – und wer sah schon genau hin? –, und er wenig Ansprüche hatte, schien es ihm, als nehme sie ihn mit offenen Armen auf, die große, weite Welt. Und wie groß und wie weit sie war! Die einzige Stadt, die er bis dahin gekannt hatte, war Kremsmünster gewesen. Steyr kam ihm gewaltig vor, Linz wie eine Weltstadt, die zweifellos auch von mythischen Orten wie Paris oder New York nicht mehr übertroffen werden konnte. Je weiter die Reise ging, desto stärker erfüllte ihn unbändige Lust, sie kennen zu lernen, die Welt. Zu reisen, in ferne Länder, je ferner, je besser!
    So schlug er sich schließlich nach Hamburg durch, mit nichts als sich selbst und dem vagen Plan, auf einem Schiff anzuheuern, das die Weltmeere befuhr. In einer alten Zeitschrift hatte er einmal gelesen, dass einer so angefangen und im Lauf seines Lebens die ganze Welt kennen gelernt hatte. Vielleicht würde er sich noch ein wenig gedulden müssen, je nachdem, wie genau man es in der Seefahrt mit Papieren nahm; vielleicht gelang es ihm aber auch, als blinder Passagier an Bord zu kommen. In dem Fall, so nahm er sich vor, würde er seinen Ausweis einfach über Bord werfen und einen falschen Namen nennen, sodass niemand im Stande sein würde, herauszufinden, woher er kam.
    Doch kaum in Hamburg angekommen, lernte er jemanden kennen, der eine Stellung als Bohrtechniker bei einer Erdölfirma antrat und der ihm sagte: »Komm doch einfach mal mit.« Das tat Karl Walter Block, und am Abend desselben Tages hatte er einen Anstellungsvertrag, in dem ein falsches Geburtsdatum stand, sowie ein Ticket nach Venezuela.
    Das Handwerk des Ölbohrens erlernte sich von selbst. Er ging mit den anderen, tat, was sie taten, und hantierte auf einmal mit Diamant- und Rollenmeißeln, mit Hebewerksmotoren und mit Spülschläuchen, die dicker waren als sein Oberschenkel. Er packte zu, wenn es galt, den Haken des Flaschenzugs zu manövrieren, der zusammen mit dem Spülkopf leicht acht Tonnen und mehr wog. Gemeinsam wuchteten sie die Bohrstangen beim Meißellauf oder die Futterrohre, wenn eine abgeteufte Produktionsbohrung zu verrohren war. Und wenn das Bohrgestänge brach, war keiner so geschickt wie er, mit Fangdorn und Glocke den »fish« wieder herauszuholen. Er wühlte mit bloßen Händen in der Bohrspülung und lernte, am Geruch und daran, wie sich das anfühlte, was da aus der Tiefe hochkam, zu erkennen, was sich unter ihnen abspielte. Nebenbei lernte er Englisch und Spanisch, den Umgang mit Alkohol und den mit den Mädchen, die dort in Maracaibo aufregend rochen und leicht zu haben waren.
    In Venezuela arbeiteten sie, was das Zeug hielt, förderten Öl auf Teufel komm raus. Es galt als nur eine Frage der Zeit, bis die Ölfirmen enteignet werden würden, und die wollten deshalb so viel Öl wie möglich aus dem Boden holen, ehe es so weit war. Tatsächlich wurde etliche Jahre später die staatliche Firma Petroleos de Venezuela gegründet, doch da hatte es Karl Walter Block längst weiter gezogen.
    Gerade als es ihm in Venezuela langweilig zu werden begann, fragte ihn jemand von der Company, ob er sich vorstellen könne, in Indonesien zu arbeiten. Karl Walter Block wusste nichts über Indonesien und konnte sich eigentlich überhaupt nichts darunter vorstellen, aber er sagte: »Klar.«
    Ein paar Tage später verabschiedete er sich von seinen Kumpeln, gab dem Mädchen, mit dem er gerade zusammen war, einen Abschiedskuss, und bestieg ein Flugzeug, das ihn nach Sumatra brachte. Dort arbeitete er erst ein paar Wochen im Duri-Feld, wo es neue Methoden zu lernen galt, denn dieses Feld enthielt nur Schweröl, und man musste Dampf in den Boden pressen, um es herauszulösen. Danach teilte man ihn einem Trupp zu, der weitere Lagerstätten in der Java-See erschließen sollte, von Bohrplattformen aus, die im küstennahen Gewässer errichtet wurden. »Offshore«, sagte man dazu, und es hieß, diese Art der Förderung aus dem Meer habe noch eine große Zukunft. Es waren immer noch die sechziger Jahre, die Amerikaner waren unterwegs zum Mond, und niemand dachte im Ernst darüber nach, dass die Ölvorkommen begrenzt sein könnten.
    Dann ging er nach Afrika, wo Shell bereits seit über einem Jahrzehnt in Nigeria Öl förderte. Man war dabei, ins Niger-Delta vorzustoßen, ein über fünfzig Kilometer breites Schelf, dessen Wassertiefe bis zu zweihundert Metern

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