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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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fast nichts mehr – deshalb ging es mit der amerikanischen Wirtschaft aufwärts. Mit der Steuerpolitik oder so etwas hatte das überhaupt nichts zu tun. Überhaupt nichts. Reagans Erfolg war ein Resultat der Ölpreise.«
    Markus ließ das eine Weile auf sich wirken, während das Auto ruhig dahinglitt und ein winziger Teil der Substanz, von der gerade die Rede war, aus dem Tank in den Vergaser gepumpt und dort vernebelt wurde, um anschließend in den Zylindern des Motors verbrannt zu werden.
    »Ist das nicht ein bisschen sehr einfach gedacht?«
    Block schüttelte den Kopf. »Ich kenne das. Wenn einer lange genug geglaubt hat, etwas müsse schwierig und kompliziert sein, dann tut er sich schwer, das Gegenteil zu akzeptieren.«
    »Sie können doch nicht behaupten, dass die Steuerpolitik einer Regierung keinen Einfluss auf die Wirtschaft hat.«
    »Hat sie durchaus, aber höchstens einen negativen. Verstehen Sie, Energie ist die Grundlage von allem. Technische Energie. Alles baut darauf auf. In dem Maß, wie Ihnen Energie zur Verfügung steht, können Sie Rohstoffe fördern, bearbeiten, weiterverarbeiten und das, was Sie herstellen, in alle Welt transportieren. Die globale Wirtschaft ist eine Maschine von unfassbarer Größe und Komplexität, und sie läuft umso schneller, je mehr Energie zur Verfügung steht. Mit dem Staat hat das fast gar nichts zu tun.« Block machte eine Handbewegung, als wolle er das Gesagte vom Tisch wischen. »Anderes Beispiel. Margaret Thatcher. Was fällt Ihnen dazu ein?«
    »Dass ich in der Schule einen Aufsatz über ihre Regierungszeit schreiben musste.«
    »Wunderbar. Dann sollten Sie noch ein paar Fakten parat haben.«
    »Thatcher war länger im Amt als Reagan, hat aber eine ganz ähnliche Politik verfolgt und ganz ähnliche Erfolge erzielt. Vor ihr war Englands Wirtschaft ein Witz – veraltet, unflexibel und im Würgegriff der Gewerkschaften. Dann hat sie die Inflation bekämpft, das Staatsdefizit reduziert, den öffentlichen Sektor eingeschränkt, Subventionen und Sozialsysteme beschnitten – und mit all dem wieder so viele produktive Kräfte freigesetzt, dass Englands Wirtschaft nicht nur wieder auf die Beine kam, sondern zur vitalsten in ganz Europa wurde.«
    »Bravo. Eins, setzen.«
    »Ich hab damals nur drei minus bekommen. Unser Lehrer war eher von der linken Fraktion und bestand darauf, dass man sie ganz schlecht fand.« Markus sah auf den Tageskilometerzähler, um abzuschätzen, ob es schon wieder Zeit wurde, zu tanken. »Aber Sie werden mir sicher auch gleich erklären, dass das alles irgendwie mit dem Ölpreis zu tun hatte, schätze ich mal.«
    »Natürlich hatte es das. Ich staune immer wieder, wieso das übersehen wird. Irgendwie haben das alle Politiker drauf, egal aus welcher Richtung: sich so in den Mittelpunkt zu rücken, dass man nichts anderes mehr wahrnimmt als das, was sie sagen und tun. Auch wenn das, was schlussendlich passiert, damit überhaupt nichts zu tun hat.«
    »Wenn der Ölpreis Mitte der Achtzigerjahre gefallen ist, dann ist er das doch wohl für die ganze Welt. Also müssten die segensreichen Folgen dieser Entwicklung doch allen gleichermaßen zugute gekommen sein.«
    Block hob die raubvogelhafte Nase. »Richtig, junger Mann. Aber Sie übersehen, dass Großbritannien in der Zeit von Thatchers Regentschaft zu einer ölexportierenden Nation wurde, zum ersten Mal in seiner Geschichte. Das eben erwähnte Öl aus der Nordsee, Sie erinnern sich? Auf einmal floss ein warmer Geldstrom in die Kassen der britischen Regierung – und in die Norwegens, das es aber vorgezogen hat, in aller Stille und Abgeschiedenheit reich zu werden.«
    Markus sah verblüfft auf die schnurgerade vor ihnen liegende Straße. Verdammt noch mal, das stimmte. Daran hatte er überhaupt nicht gedacht.
    »Okay«, gab er schließlich zu. »Vielleicht ist der Ölpreis doch nicht so unwichtig.«
    »Ich höre die Groschen fallen«, meinte Block mit unüberhörbarer Befriedigung. Er schnalzte mit der Zunge und fragte: »Welche Ausbildung haben Sie? Haben Sie studiert?«
    »Ein bisschen Informatik, ein bisschen Marketing«, sagte Markus und fügte widerstrebend hinzu: »Nur Fachhochschule.« An den angesehenen Managementschulen war er überall abgeblitzt. Zu schlechte Noten.
    »Gut. Fachhochschule? Seien Sie froh. An den Universitäten, da verdirbt man die Leute nur. Verdreht ihnen das Hirn, bis sie nicht mehr denken können. Beobachte ich immer wieder. Schrecklich.«
    Ferne Vergangenheit
    D ie

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