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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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…«
    »Großartig!«, stieß der blond gelockte Riese hervor und packte Markus’ Hand, um sie heftig zu schütteln. »Wie ist Ihr Name? Mark? Wunderbar. Ich bin Bob. Sie sind natürlich eingeladen. Sie sind ab sofort unser Ehrengast.«
    Er gab dem Mädchen hinter dem Tresen eine Anweisung, und gleich darauf konnte sich Markus ein Schild an die Brust klemmen, auf dem Mark S. Westman, Special Guest stand und das einen breiten lila Streifen aufwies, den die anderen Namensschilder nicht besaßen.
    Dann ging es im Laufschritt los. »Ich hatte schon Sorge, wir müssten Ihren Vortrag absagen«, erklärte Bob, während sie einen Museumssaal durchquerten, in dem allerhand Bohrgerät aufgebaut war – das Modell eines Bohrturms, riesige Bohrmeißel aus massivem Metall, eindrucksvolle Gestänge aller Art. »Ausgerechnet Ihren Vortrag, das Highlight unseres Kongresses!« So, wie er es sagte, klang es, als würde er derlei gewohnheitsmäßig zu jedem seiner Redner sagen, aber Markus sah Block lächeln, und es war schwer zu sagen, ob es einzig daran lag, dass er sich zwischen all den Bohrgerätschaften wie zu Hause fühlte.
    Sie waren offenbar gerade rechtzeitig gekommen. Eine Lautsprecherstimme sagte den Vortrag an, Leute bewegten sich alle in eine bestimmte Richtung. Bob hielt kurz inne, erklärte, er müsse Block nun backstage nehmen, und erläuterte Mark den Weg, den er zum Auditorium nehmen müsse.
    »Kein Problem«, nickte Markus und ließ die beiden ihrer Wege gehen.
    Geradeaus, dann rechts und wieder rechts. Wirklich kein Problem, zumal jede Menge Hinweisschilder denselben Weg wiesen. In einer Nische des Ganges stand ein Raumanzug, ein echter, wie es schien; wie eine Ritterrüstung des zwanzigsten Jahrhunderts. Nicht schlecht. Ein Durchgang, an dem er vorbeikam, gab den Blick in eine Art Messehalle frei; Markus erspähte Schilder mit Aufschriften wie COLDFUSION und ETERNALLIFE . Ein Informationsstand zur privaten Raumfahrt in einer weiteren Nische war unbesetzt. Vor den Türen zum Auditorium kamen ihm zwei Männer entgegen, von denen einer einen Helm mit zwei Kameras und einer Antenne darauf trug; sie unterhielten sich jedoch, als sei das das Normalste der Welt.
    Ein Mädchen an der Tür winkte Markus zu, er solle sich beeilen, also vertagte er es, über diese merkwürdige Erscheinung nachzudenken, schlüpfte rasch hinein und suchte sich einen Platz ziemlich weit vorne. Der Saal war zu gut zwei Dritteln gefüllt.
    Bob kam hereingewirbelt, unübersehbar in seinem roten Anzug, und kündigte Karl Walter Block mit einer Emphase an, die auch einem Fernsehprediger gut zu Gesicht gestanden hätte. Der Mann from Austria , der die mission impossible vollbracht hatte, in den Alpen Erdöl zu finden. Block wurde mit begeistertem Applaus empfangen, was ihm erneut ein Lächeln abnötigte. Er hatte offenkundig nicht viel Übung im Lächeln.
    » Ladies and gentlemen «, begann er dann in seinem harten, etwas abgehackt klingenden Englisch, »lassen Sie mich Ihnen zuerst eine Geschichte erzählen.«
    Markus sah sich rasch noch einmal um. Ladys waren praktisch keine da. Von ein, zwei Erscheinungen abgesehen, bei denen er sich nicht sicher war, war das Publikum ausschließlich männlichen Geschlechts.
    »Eines Abends stößt ein Polizist auf einen Betrunkenen, der unter einer Laterne umhergeht und irgendetwas zu suchen scheint. Er fragt ihn, was er sucht, und der Betrunkene sagt: ›Meine Hausschlüssel.‹ ›Warten Sie, ich helfe Ihnen‹, erwidert der Polizist, und so suchen sie eine Weile gemeinsam. Aber – sie finden beide nichts. Dem Polizisten kommen Zweifel. ›Sagen Sie, wo haben Sie Ihre Schlüssel denn verloren?‹ Der betrunkene Mann zeigt mit ausgestrecktem Arm hinaus ins Dunkle und sagt: ›Da irgendwo.‹ ›Ja, guter Mann‹, ruft der Polizist aus, ›warum um alles in der Welt suchen Sie Ihre Schlüssel dann hier unter der Laterne?‹ ›Ja, weil’s hier hell ist‹, erwidert der Betrunkene. ›Da drüben sieht man ja nichts.‹«
    Höfliches Gelächter. Markus zog unwillkürlich den Kopf ein. Was sollte das denn?
    Block trat ein Stück vom Rednerpult zurück und sah in die Runde, als erwäge er, den Vortrag wegen mangelnder Begeisterung des Publikums abzubrechen. Die Sekunden vergingen, schweigend, und allmählich sammelte sich eine unheilvolle Spannung im Raum. Zweifellos würden jeden Augenblick die Ersten aufstehen und gehen.
    Markus hörte Füßescharren und wie jemand flüsterte: »Lass uns abhauen. Das wird

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