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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Landwirtschaft?«
    »Ich werde«, erklärte Karl Walter Block ruhig, »hier nach Öl bohren.«
    Natürlich hielten ihn alle für übergeschnappt, und zwar vollkommen. Die Behörden schickten ihm seine ersten Anträge mit dem Vermerk zurück, verscheißern könnten sie sich selber. Die Banken weigerten sich, mit ihm auch nur über Kredite zu verhandeln. Im Dorf nannte man ihn »den Ölscheich« und hatte eine Menge zu lachen.
    Doch wenn sie geglaubt hatten, einen Karl Walter Block aufhalten zu können, hatten sie sich getäuscht. Er nahm sich einen Anwalt, gegen den ein hungriger Dobermann wie ein Schoßtierchen gewirkt hätte, und dieser zwang die Behörden, sich mit den Anträgen auf Erteilung einer Bohrerlaubnis auseinanderzusetzen. Natürlich wurden sie abgelehnt, doch der Anwalt zerpflückte die Ablehnungsgründe, bis nichts mehr davon übrig war, und schließlich wurden die ersten Genehmigungen erteilt – allerdings mit den strengstmöglichen Umweltauflagen, und dagegen war auch der Anwalt machtlos.
    Karl Walter Block durfte bohren – aber er musste, obwohl weit und breit niemand wohnte, die gesetzlich vorgeschriebenen Schallgrenzwerte von 45 dB(A) bei Nacht und 55 dB(A) bei Tag einhalten. Dazu musste er alle Anlagen und Aggregate mit teuren Schallschutzkapseln ausstatten und außerdem fünf Meter hohe Lärmschutzwände rund um den Bohrplatz aufstellen. Den durch die Bohrung entstehenden Abfall musste er in speziellen Containern getrennt lagern; er durfte ausschließlich von konzessionierten Unternehmen entsorgt werden, und außerdem mussten über den gesamten Abfallstrom detaillierte Aufzeichnungen geführt werden.
    Gleichgültig, ob die Bohrung fündig wurde oder nicht, Karl Walter Block war gehalten, sie am Ende der Arbeiten bis zur Oberfläche mit Beton zu verfüllen, den Bohrplatz anschließend zu beseitigen und das Gelände zu rekultivieren. Ja, er wurde sogar dazu verpflichtet, beim Bau eines Bohrplatzes die Grasnarbe abzuheben, an geeigneter Stelle zwischenzulagern und am Schluss wieder aufzubringen.
    Alle diese Maßnahmen würden engmaschig und unangekündigt von staatlich bestellten Inspektoren überwacht werden – auf Blocks Kosten, verstand sich.
    »Hauptsache, ich darf endlich bohren«, sagte Block nur, als sein Anwalt ihm mit skeptischer Miene die Genehmigung und ihre Bedingungen auseinandergesetzt hatte.
    Teilhaber fand er keine, generösesten Konditionen zum Trotz. Eine kleine Bank am anderen Ende Österreichs, die aufzustöbern ihn Monate kostete, gewährte ihm schließlich Kredit, und so verpfändete er das Haus, den gesamten Grund und Boden, den er geerbt hatte, und investierte darüber hinaus jeden Schilling und jeden Dollar, den er im Lauf der Jahre erspart hatte. Alles, was er besaß, wurde an das Vorhaben verwandt, dem gebirgigen Boden Oberösterreichs Öl abzuringen.
    Trotz allem war es zu wenig Geld. Da er es sich nicht leisten konnte, Arbeiter einzustellen, arbeitete er alleine. Auch moderne Maschinen, Tiefbohrmaschinen etwa, mit denen man in schrägen Winkeln hätte bohren können, waren nicht zu bezahlen. Stattdessen telefonierte Block um die ganze Welt und stöberte gebrauchte Aggregate auf, abgewetztes, ausrangiertes Bohrgestänge, schrundige Bohrköpfe und casings für das Verrohren, an denen erst mühsam die Produktionsfehler repariert werden mussten, die sie zu Ausschuss hatten werden lassen.
    Die Leute im Dorf sahen mit mulmigem Gefühl von ferne zu, wie nach und nach ein Bohrturm in die Höhe wuchs, der am Schluss rund fünfzig Meter hoch war. Fünf Dieselmotoren zu je 400 PS trieben den Bohrer an, der sich schließlich in österreichischen Boden grub. Vier Spülpumpen, von denen jede tausend Liter Suspensionsflüssigkeit pro Minute bewältigte, wuschen das zermahlene Gestein aus dem Bohrloch. Zentimeter um Zentimeter ging es voran, in nervenzerfetzendem Wettlauf mit dem zur Neige gehenden Geld.
    Block machte alles alleine. Er verschraubte das Gestänge, betätigte den Flaschenzug, schloss den Spülkopf an, versorgte die Motoren. Und das war der leichte Teil. Wenn es nicht mehr weiter ging, weil der Bohrmeißel endgültig hinüber war, hieß es: das ganze Gestänge wieder herausziehen, Rohr um Rohr abschrauben und seitlich abstellen, bis der Bohrkopf wieder oben war und ausgetauscht werden konnte. Und dann alles wieder hinab: das Gestänge am Bohrtisch festspannen, das nächste Rohr am Flaschenzug befestigen, in Position bringen, anschrauben und dann alles vorsichtig und mit

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