Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
langweilig.«
»Die heutigen Akademiker«, fuhr Block in exakt diesem Moment fort mit einer Stimme, die einen zusammenzucken ließ, »handeln genau wie dieser Betrunkene. Sie suchen das Öl da, wo es angenehm ist, danach zu suchen. Nicht dort, wo es ist.« Er reckte das Kinn. »Es wird viel davon geredet, dass das Öl eines Tages ausgehen wird und dass man sich auf diesen Tag vorbereiten muss. Es wird viel geredet von alternativen Energien. Es wird viel Geld für Windräder verschwendet, für Biogasanlagen, für Solarzellen auf Hausdächern. Alles Unfug. Ich sag Ihnen eines: Zum Öl gibt es keine Alternative. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute: Es wird auch nicht ausgehen. Alle, die das prophezeien, irren sich, und zwar gewaltig. Es sind noch solche unglaublichen Mengen an Öl vorhanden, dass es völlig jenseits aller Vorstellungskraft liegt, dass wir kleinen Menschen jemals im Stande sein könnten, sie aufzubrauchen. Aber – man muss wissen, wo man danach suchen muss. Und davon will ich Ihnen hier und heute erzählen.«
Jetzt hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit aller. Selbst die Markus’, der voller Verblüffung den mageren alten Mann vorne auf der Bühne ansah, der die letzten Stunden neben ihm im Auto gesessen hatte: Er schien auf einmal größer geworden zu sein, ein Hüne geradezu, schien plötzlich von innen heraus zu leuchten.
»Wenn ich sage, dass es keine Alternativen zum Öl gibt, dann will ich damit nicht sagen, dass man nicht auch Windräder oder Gezeitenkraftwerke oder was auch immer betreiben sollte, wenn es sich anbietet. Warum nicht. Das ist alles in Ordnung, solange man sich nicht einbildet, man könne damit das Öl überflüssig machen. Das kann man nämlich nicht. Unsere gesamte technische Zivilisation ist untrennbar mit dem Öl verbunden. Zu versuchen, darauf zu verzichten, wäre dasselbe, als würden wir versuchen, ohne Blut zu leben.«
Block drückte einen Knopf, der das erste Bild seiner Präsentation an die Wand warf. Es handelte sich um das alte, braunstichige Foto eines uralten Automobils. »Ich will Ihnen das an einem Beispiel zeigen. Es wird heute viel von Elektroautos geredet, von Hybridmotoren, Brennstoffzellen und so weiter. Und es wird in einer Weise davon geredet, dass der Mann auf der Straße denken muss, das sei das Neueste vom Neuen, der Fortschritt schlechthin. Tatsächlich sind das alles alte Hüte. Mit Elektroautos hat man bereits Ende des neunzehnten Jahrhunderts experimentiert. Das erste Auto mit Hybridantrieb wurde schon 1903 gebaut! Sie sehen es hier auf dem Bild. Und die Brennstoffzelle … Na ja. Ich will Ihnen nur eine Frage stellen: Glauben Sie, dass jemals ein Flugzeug von Brennstoffzellen angetrieben werden wird? Jemand hier im Saal, der das glaubt? Jemand, der sich ein Flugzeug mit Elektromotor und Batterien vorstellen kann? Niemand, sehr schön. Weil es nämlich unmöglich ist. Alle diese feingeistigen, blutleeren Theoretiker der alternativen Antriebe vergessen in ihren feingeistigen, blutleeren Theorien nämlich einen wichtigen Kennwert, ja, den Kennwert überhaupt – die Energiedichte. Doch auf die Energiedichte kommt es an, und zwar wesentlich. Die Energiedichte eines Elektroantriebs – Motor und Batterie zusammengenommen, wohlgemerkt, oder meinetwegen eine Brennstoffzelle statt der Batterie, das ändert auch nichts Wesentliches – reicht gerade aus, um ein besseres Golfwägelchen zu fahren, aber dann ist auch schon Schluss. Und das ist prinzipbedingt; daran wird alle Erfindungskunst der Welt so wenig ändern, dass man es gleich ganz bleiben lassen kann.«
Er hob dozierend die Hand. »Tatsache ist, dass Sie an chemischen Antrieben nicht vorbeikommen, wenn Sie hohe Leistung wollen. Und es gibt nur einen einzigen Stoff, der die Derivate des Erdöls – Benzin, Kerosin und so weiter – an Energiedichte übertrifft: Wasserstoff. Die Wasserstoff-Sauerstoff-Reaktion ist die energiereichste chemische Reaktion überhaupt. Deswegen treibt man Raketen damit an. Aber Frage: Ist jemand im Saal, der sich in ein Verkehrsflugzeug setzen würde, das mit reinem Wasserstoff betrieben wird? Aha. Lauter vernünftige Menschen anwesend, scheint mir. Ich auch nicht. Wasserstoff mag energiereicher sein, aber er ist ungleich riskanter.«
Block drückte einen Knopf, und ein weiteres historisches Bild erschien. Etwas wie ein Raunen oder Stöhnen ging durch den Saal. Es war das Bild der Hindenburg, die auf dem Flughafen von Lakehurst verbrannte.
»Das ist
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