Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
Er ließ sich ein zweites Telefon anschließen und wirbelte.
Noch das Einfachste war, den Konferenzsaal zu reservieren und das Catering zu bestellen, nachdem der Termin endlich feststand. Schwieriger war, geeignete Anwälte zu finden, die ihnen in der Konfrontation mit PPP zur Seite stehen würden. Darüber hinaus hatte Markus anspruchsvolle Ideen für die Präsentation, und deren Realisierung war aufwändig, erforderte zahl- und endlose Telefonate und Papierkrieg ohne Ende. Daneben galt es, Unterlagen zu erstellen, jede Menge Unterlagen, in denen jede Zahl bis auf die letzte Stelle hinter dem Komma stimmen musste.
Block war bei all dem keine Hilfe. Er arbeitete die ganze Zeit an seinem Vortrag, was Markus in Ordnung fand; das war schließlich das Wichtigste an der ganzen Sache. Ab und zu bekam er mit, wie Block in teilweise unverständlichem österreichischem Dialekt mit einer Frau Jatzeck telefonierte, seiner Sekretärin, einer Halbtagskraft, die in seiner Abwesenheit seine kleine Ölfirma in Steyr in Betrieb hielt. Was, wenn er Block glauben durfte, keine schwierige Arbeit war. »Sie muss im Grund nur Abrechnungen kontrollieren. Und wenn mal was an der Pumpe sein sollte, muss sie jemand anrufen, der es reparieren kann. Aber die Pumpe läuft seit Jahren ohne Störung, da passiert schon nichts.«
Immerhin zahlte Block inzwischen sein Hotelzimmer selber. Frau Jatzeck, die ihm alle paar Tage irgendwelche Unterlagen schickte, hatte ihm auch Geld transferiert. Viel war es allerdings nicht, den Löwenanteil der Kosten würde Markus finanzieren müssen. Wenigstens hatte PPP sich bereit erklärt – was er vermutlich der Fürsprache Rowes verdankte – die Hälfte der Reisekosten für die Energieexperten zu tragen, trotzdem kostete es, kostete es, kostete es … Bei fünfzigtausend Euro hörte Markus einfach auf zu addieren.
Es war eine Chance, sagte er sich. Es war die Chance. Mut war gefragt, nicht buchhalterische Kleinlichkeit.
Eines Abends besprach er sich gerade wieder einmal mit dem Hotelmanager, als sein Blick auf das Datum in seinem Terminkalender fiel: Es war der Tag des Rückflugs nach Europa. Wenn er Block nicht getroffen hätte, hätte er in diesem Moment in einem Flugzeug auf dem Weg über den Atlantik gesessen.
Markus verspürte einen Moment lang Bedauern, sich nicht von den anderen verabschiedet zu haben. Doch andererseits … Das hieß auch, dass er geschafft hatte, was er sich vorgenommen gehabt hatte: in den USA zu bleiben.
Ein kleiner Schönheitsfehler war, dass sein Visum damit abgelaufen war. Und Block hatte nur ein simples Touristenvisum. Höchst fraglich, ob er so überhaupt eine Firma in den USA würde gründen können.
Doch diese Probleme würden sie später lösen. Im Moment war erst einmal wichtig, die Leute von PPP zu überzeugen.
Erstaunlicherweise hob sich Blocks Laune mit jedem Tag, der verstrich; ja, er legte mittlerweile eine Zuversicht an den Tag, die Markus immer wieder verblüffte. Hatte Block überhaupt verstanden, wie skeptisch die Leute vom Peak Performance Pool waren? Er sprach ihn mehrmals direkt darauf an, doch Block sagte jedes Mal völlig unbeeindruckt: »Machen Sie sich keine Sorgen.«
Er erklärte nicht, wieso oder was ihn so sicher machte, aber irgendwie wirkte die stete Wiederholung trotzdem beruhigend. Markus beschloss, sich einfach tatsächlich keine Sorgen mehr zu machen.
Endlich brach der große Tag an. Es war ein strahlend schöner, wenn auch kalter Novembermorgen, an dem Markus viel zu früh erwachte. Heute nimmt mein Schicksal eine neue Richtung , sagte er sich bei einem Blick aus dem Fenster, auf die Stadt aller Städte, die in diesem intensiven Licht zu vibrieren schien.
Die Ersten, die kamen, waren zwei Anwälte von der Kanzlei Campbell & Simmons. Beide brachten je zwei Assistenten mit, die jeweils große schwarze Aktentaschen trugen, von denen sich Markus fragte, was um alles in der Welt sie denn eigentlich enthalten konnten. Nichts, wahrscheinlich. Simples anwaltliches Imponiergehabe.
Dann trafen die Leute von PPP ein. Wie damals in Paradise Valley kamen sie jeder für sich, in ihren eigenen teuren, ausnahmslos in Schwarz gehaltenen Wagen, denen sie kühl, elegant und Überlegenheit ausstrahlend entstiegen.
Die Fachleute für Ölfördertechnik, Geologie, Energiewirtschaft und so weiter, die größtenteils am Vorabend angereist waren und nun nach und nach im Foyer eintrudelten, waren dagegen ein kurioser, bunter Haufen. Klein und dick der eine,
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