Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
Endes ja , dachte Markus, sagte aber: »Nein.« Er fragte sich, wie Rowe all diese Informationen so schnell parat gehabt haben konnte. Offenbar konnte man von ihm in Sachen Informationsmanagement tatsächlich etwas lernen. »Ich werde weder das eine noch das andere tun. Vielmehr werde ich zusammen mit meinem Partner, Karl Walter Block, eine Firma gründen, und zwar hier in den US A . Gekommen bin ich, weil ich Ihnen gerne unsere Geschäftsidee vorstellen möchte – in der Hoffnung, dass Sie es interessant fänden, für uns einen Kontakt zum Peak PerformancePool herzustellen.«
Rowe musterte sie mit erhobenen Augenbrauen und, so schien es Markus, mit wohlwollendem Interesse. »Verstehe«, sagte er. »Allerdings bitte ich Sie, auch zu verstehen, dass die Zeit eines alten Mannes kostbar ist. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie gleich zum Punkt gekommen sind.« Er lehnte sich zurück. »Sie haben eine halbe Stunde, um mich zu überzeugen.«
Block stand auf, ging ein paar Schritte hin und her, blieb sinnend stehen und starrte auf einmal ins Leere, als sei ihm völlig entfallen, weswegen er hier war. Markus sah ihm dabei zu, und mit jeder Sekunde, die schweigend verstrich, wurde ihm mulmiger zu Mute. Block würde es doch jetzt nicht versieben?
Aber Block versiebte es nicht. Er fing an zu reden, leise zunächst, eindringlich, dann aber schnell heftiger, lebhafter, schärfer werdend. Als habe jemand einen Schalter umgelegt, war es wieder da, das Charisma, das er schon in Chicago ausgestrahlt hatte. Man spürte wieder die geradezu prophetische Energie, die ihn antrieb.
Während Block redete, vergaß Markus die Anwesenheit Rowes völlig; erst als sein Partner seinen Vortrag beendete, fiel ihm der Vorstandsvorsitzende und Investor wieder ein. Er sah zu ihm hinüber. In Rowes Augen funkelte etwas, und Markus brauchte einen Moment, um zu erkennen, was es war.
Gier. Simon Rowe witterte ein Geschäft.
In diesem Moment kam die Sonne mit unvermuteter Intensität hinter den Wolken hervor und ließ den hölzernen Fußboden honiggelb aufleuchten. Diesen Augenblick muss ich im Gedächtnis bewahren , sagte sich Markus. Es war so weit. Er war ganz dicht dran!
Kapitel 15
E s dauerte mehr als zwei Wochen, die Vorführung für die Leute vom Peak Performance Pool vorzubereiten.
Ein Grund dafür war, dass Markus ziemlich ausgefeilte Vorstellungen davon hatte, in welchem Rahmen er Block und seine Methode vorstellen wollte. Die Jungs von PPP waren in Sachen Präsentation zweifellos hohe Standards gewöhnt, und er hatte den Ehrgeiz, etwas zu bieten, das sie trotzdem aus den Schuhen kippen lassen würde. Das dauerte, und das kostete – auch Nerven, weil Block nicht einsehen wollte, dass der Aufwand, den Markus treiben wollte, gerechtfertigt war. »Wir laden ihre Chefs ein, und ich erkläre ihnen, was wir vorhaben«, meinte er. »Was ist daran schwierig?«
Also erklärte Markus ihm ein weiteres Mal, warum es so nicht laufen würde. Es fing schon damit an, dass es so etwas wie Chefs im klassischen Sinn bei PPP nicht gab. Die inneren Strukturen dieser Investmentgesellschaft waren für Außenstehende nicht restlos zu durchschauen, aber auf jeden Fall bestand die Firma nur aus fünfzehn Leuten, die sich als Partner verstanden und von denen jeder ein eigenes Budget von mehreren Milliarden Dollar verwaltete. Es war nötig, sie alle einzuladen, und es war nötig, die Mehrheit von ihnen zu überzeugen.
Und das würde nicht einfach sein, denn die Leute von PPP waren chronisch misstrauisch. Rowe hatte Markus in dem Telefonat, in dem er ihm mitgeteilt hatte, dass PPP zugesagt hatte, sich die Sache anzuhören, erzählt, im internen Konferenzraum von PPP hinge ein Schild an der Wand mit dem Spruch: »Die Frage ist nicht: Sind wir paranoid? Die Frage ist: Sind wir paranoid genug ?«
Das war der zweite Grund, warum die Vorführung nicht sofort stattfinden konnte. PPP hatte darauf bestanden, dass eine Reihe von Experten für Energiefragen an der Präsentation teilnahmen, und von denen hatte keiner auf Anhieb Zeit.
Was sein Vater dazu gesagt hätte, dass seine Hinterlassenschaft in ein Abenteuer wie dieses investiert wurde, darüber wollte Markus nicht nachdenken. Er ließ sich einen beträchtlichen Teil des Geldes in die USA überweisen, anschließend zogen er und Block in ein größeres und besseres Hotel um. Nicht eins von den ganz großen, unbezahlbar teuren, aber doch ein vorzeigbares. Sein Zimmer dort verwandelte Markus in eine Kommandozentrale.
Weitere Kostenlose Bücher