Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
auch einfach nur aus.«
    Markus sah blinzelnd auf. An der Fensterfront des gegenüberliegenden Gebäudes seilte sich gerade ein Fensterputzer in seiner metallenen Arbeitsgondel ab. »Ich denke, Rowe ist jeden Tag der Erste im Büro?«
    »Wenn er kommt, ist er der Erste. Aber er kommt nicht jeden Tag. Das ist bloß Propaganda. Macht sich gut in den Medien, schätze ich. Aber der Mann ist sechsundneunzig; da geht das nicht anders. Ab und an bleibt er eine Weile zu Hause und tankt die Batterien wieder auf.«
    Markus zog den Notizblock mit dem Hotelwappen zu sich heran. »Okay. Und wo ist das, sein Zuhause?«
    »Er hat eine Villa draußen auf Long Island. Der Ort heißt Cedar Springs. Wenn du zu ihm willst … Du willst doch zu ihm?«
    »Allerdings.«
    »Dann musst du Richtung East Hampton fahren und dich von dort aus durchfragen. Es soll schwer zu finden sein, habe ich gehört.«
    Es war schwer zu finden, aber sie fanden es. Die Reichen lebten in Cedar Springs offenbar so abgeschieden und unter sich, dass Tore und ähnliche Absperrungen von manchen als unnötig erachtet wurden: Die endlose Fuchsienhecke endete einfach, und dann führte eine breite, mit weißem Kies bedeckte Zufahrt auf das Anwesen Rowes. Es ging vorbei an Rasenflächen, aus denen man mehrere Fußballfelder hätte machen können, bis hinter dichten, herbstfarbenen Bäumen endlich ein riesiges weißes Haus auftauchte, vor dessen säulengestütztem Eingang die Zufahrt endete.
    Die ganze Fassade atmete Abweisung. Block schwieg seit New York und schaute nur skeptisch. Jetzt hieß es, sich nicht unterkriegen zu lassen. Mit aller demonstrativen Zuversicht, die er an den Tag zu legen im Stande war, marschierte Markus auf das Portal zu und drückte den kleinen, makellos golden glänzenden Klingelknopf.
    Ein junger Asiate in Butleruniform öffnete und hörte sich reglosen Gesichts an, dass sie Mister Rowe in einer dringenden geschäftlichen Angelegenheit sprechen wollten.
    »Sie haben aber keinen Termin.« Es war keine Frage, sondern eine sachliche Feststellung.
    »Nein, in der Tat nicht«, räumte Markus ein, gegen den Impuls ankämpfend, die Luft anzuhalten.
    Der junge Mann nickte und sagte: »Wenn Sie sich bitte einen Moment gedulden würden?« Er verschwand, ließ die Tür aber immerhin angelehnt.
    Es dauerte. Blocks Miene verdüsterte sich mit jeder Minute weiter. Er sah angelegentlich auf die Uhr, musterte den Himmel, als gelte es, das Flugwetter abzuschätzen.
    Doch dann tauchte der Butler wieder auf, zog den Türflügel weit auf und erklärte: »Mister Rowe erwartet Sie, meine Herren.«
    Die Eingangshalle war so groß wie ein Flugzeughangar und ganz in weißem Marmor gehalten, mit dem die Möbel aus verschiedenen dunklen Hölzern kontrastierten, zum größten Teil Antiquitäten, wie es schien. Trotz des vielen Platzes wirkte alles überladen.
    Der Butler ging voraus in einen Flur, an dessen Ende er eine Tür aus schwarzem, mit groben Schnitzereien verziertem Holz öffnete. Dahinter lag ein weitläufiger Raum mit hohen Glasfronten an drei Seiten, der einen atemberaubenden Blick über die Bay bot: Segelschiffe glitten über das tiefblaue, schimmernde Wasser, sanfte Wälder erhoben sich zum Horizont, steile Klippen und Strände säumten die Ufer.
    Vor diesem Panorama waren lange Tische zu einem U aufgestellt, und auf diesen Tischen standen Computer. Keine normalen PC s, erkannte Markus, irgendwas Größeres. Und vor einem der Bildschirme saß Simon Rowe und betrachtete den Code eines Programms.
    »Ich programmiere längst nicht mehr selbst, keine Sorge«, erklärte der alte Mann schmunzelnd zur Begrüßung. »Ich liebe nur die Ästhetik von Programmiersprachen jeder Art. Eine der wenigen Leidenschaften, die mir in meinem Alter geblieben sind.« Er deutete einladend auf zwei Stühle aus Leder und Stahlrohr. »Aber bitte, meine Herren, nehmen Sie doch Platz.«
    Der Butler zauberte von irgendwoher ein Tablett mit Tassen, Kaffee und Gebäck, umschwirrte sie, bis Rowe ihn mit einem knappen Nicken entließ. Dann sagte er, seinen Kaffee umrührend: »Sie müssen Mark Westman sein.« Er musterte Markus prüfend. »Ich weiß von Ihnen, dass Sie aus Deutschland kommen, dass Mister Nolan – dessen Urteil ich sehr schätze – Sie in unseren hiesigen technischen Service übernehmen wollte, dass aber Mister Murray – dessen Urteil ich ebenfalls sehr schätze – entschieden hat, Sie nach Deutschland zurückzuschicken. Ist es das, weswegen Sie gekommen sind?«
    Letzten

Weitere Kostenlose Bücher