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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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legt er auf und schaut mich an.
  »Du hast doch ein Herz für Verliebte. Dann ist es dir bestimmt auch recht, wenn sie morgen anreist. Sie hat Sehnsucht! Kennst du das Gefühl noch?« Das sagt der Richtige, denke ich und werfe Tobi einen bösen Blick zu. Ich gebe ihm die Schlüssel und gehe ohne die Männer zu René. Neben Margot suche ich mir einen Platz.
   »Du kommst mit beiden? Mit Tobi und Steffen? Das ist schon mutig! Och, wie ich dich beneide. Ich hätte mich das früher nicht getraut. Dafür war ich einfach zu blöd. Aber du machst es richtig, Mädchen. Genieße solange du kannst.« Ich lache und gebe Margot ein Küsschen.
   »Ich will deine rege Fantasie ja nicht enttäuschen. Aber für mich gibt es nur einen Mann. Steffen ist nur ein Freund, der uns aushilft.« Die Männer kommen eine viertel Stunde später und nehmen auf den letzten beiden freien Stühlen Platz. Nebeneinander und mir gegenüber sitzend schweigen sie sich an. Claire fragt, ob es bei meinem Haarschneidetermin am nächsten Mittag bleiben soll. Meine Haare sind mittlerweile schulterlang. In der letzten Zeit war kaum Zeit, mich um banale Angelegenheiten wie Haarstyling zu kümmern.
   »Lass deine Haare wie sie sind. Das schmeichelt dir und unterstreicht deine Weiblichkeit. Du hattest schon einmal diese Frisur. Erinnerst du dich? Das war, als Frederik seinen Schulabschluss gefeiert hat. Ich habe erst kürzlich Bilder davon in der Hand gehalten«, schwärmt Steffen. Ich bin verwundert über seine wortgewandte Beschreibung und erinnere mich noch gut daran, dass er es früher noch nicht einmal bemerkt hatte, wenn ich mit einer neuen Haarfarbe heim kam. Margot lauscht aufmerksam. Sie hat Spaß an Amors Pfeilen, die blitzschnell über den Tisch fliegen.
   »Was bestellst du dir, Schatz? Vielleicht tauscht Steffen den Platz mit mir, dann kann ich dir beim Schneiden behilflich sein.«
   »Ich komme schon klar. Aber lieb, dass du fragst.« Ich erhasche den ersten freundlichen Augenaufschlag seit Wochen. Benjamin kommt zum Tisch und begrüßt seine Eltern und mich mit einem Küsschen auf die Wange. Für die Fremden klopft er drei Mal auf den Tisch. Zusammen essen wir lecker a la carte und ich frage den Musiker, mit welchen Promis er bereits gespielt hat.
   »Das Live Album habe ich! Und du spielst das Saxophon?«, kreische ich begeistert über den Tisch.
   »Wer kauft denn heutzutage noch CDs? Du kannst dir die Konzert Mitschnitte aus dem Internet herunterladen. Das hat den Vorteil, dass du mich nicht nur hören, sondern auch sehen kannst«, lacht Benjamin.
   »Sie ist wieder in ihrem Element«, sage Tobi zu Sarah. Steffen gibt dem Musiker noch seinen Wunschtitel mit auf den Weg, als er sich vom Tisch erhebt. Ich bin verblüfft. Diese Titelauswahl habe ich meiner Schlafmütze von Exmann nicht zugetraut. Tobias greift sich immer wieder an den rechten Arm. Das Angebot, sich von Steffen akkupunktieren zu lassen, hatte er abgelehnt und nimmt stattdessen eine weitere Schmerztablette. Renés neue Bedienung räumt den Tisch ab, als Benjamin die Bühne betritt. Die Frauenreihe steigt bereits bei dem ersten Titel mit ein. Wir wippen auf unseren Sitzen und singen leise mit. Als Steffens Wunschtitel angespielt wird, zieht er mich vom Stuhl und tanzt wild mit mir. Unter den eifersüchtigen Augen meines Mannes wirbelt er mich, bis mir schwindelig wird. Lachend kehren wir zum Tisch zurück.
   »Du alter Knochen hast mich ja ganz schön aus der Puste gebracht.» Ich trinke einen Schluck Wein und proste meinem Tänzer zu.
   »Ich zeig dir gleich, was der alte Knochen noch so drauf hat!« Tobias Miene verzieht sich. Sarah wirft mir einen bösen Blick zu. Nur Margot genießt die Situation.
   »Das ist ja spannender als jeder Kinofilm mit Alain Delon«, lacht sie. René kommt mit zwei Pastis an den Tisch und plaudert mit Tobias.
   »Du hast Tabletten genommen«, sage ich, als er ansetzt einen Schluck zu trinken.
»Bist du meine Nanny oder meine Frau? Ich brauche keine Aufpasserin. Du solltest dir überlegen, was du für mich sein willst.«
   »Leck mich!«, sage ich lautlos, aber so, dass er es von meinen Lippen ablesen kann. Ich hasse es, in der Öffentlichkeit zu streiten und schnappe mir Steffen und gehe zurück auf die Tanzfläche. Der ehemalige Nichttänzer wiegt sein altes Mädchen gekonnt zum Takt der Musik. Carpe diem, erinnere ich mich und habe kein schlechtes Gewissen.
   »Seit wann kannst du so gut

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