Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
beiden großen Doggen, die mir stürmisch entgegen rennen, begrüße ich freudig.
»Hallo, ihr Süßen. Meine Güte, seid ihr hübsche Tiere.« Ich mache eine Bewegung, als ob ich einen Stock wegwerfe und die riesigen Hunde wechseln die Richtung. Putin öffnet selbst die Tür. Ich bin darauf gefasst, ihn in einem seidenen Morgenmantel anzutreffen, aber er ist mit Jeans und Hemd bekleidet.
»Du hast keine Angst vor großen Tieren!«
»Ach Putin, du solltest gemerkt haben, dass ich überhaupt keine Angst habe. Weder vor deinen gutmütigen Doggen, noch vor dir. Ich bilde mir einfach ein, dass dein unsympathisches Gehabe an deinen mangelnden Sprachkenntnissen liegt. Mir ist es vor acht Jahren ähnlich ergangen, als ich mit meinem Mann an die Côte gekommen bin.«
»Bist du gekommen, mir Sprache beizubringen?«
»Ich bin hier, um mich für dein Turnier anzumelden. Zehntausend? Ist doch richtig, oder?« Vadim schaut mich prüfend an. Mit einem abwertenden Lächeln sagt er, dass es sich um eine reine Profirunde mit Männern handelt. Mütterchen sind nicht zugelassen.
»Mir scheint, du hast deinen Verlust noch immer nicht verschmerzt. In Deutschland nennen wir Männer wie dich, Schwächlinge. In Frankreich verkaufen wir solchen Leuten wie dir, keine Häuser in Saint Tropez. Lass dir den Wodka schmecken.« Ich stehe auf und gehe wortlos zur Tür.
»Sei pünktlich um sieben.« Darauf kann er sich verlassen.
Tobias hat gekocht und bereits den Tisch gedeckt, als ich nach Hause komme. Er ist guter Stimmung. Das Ladenlokal entspricht genau seinen Vorstellungen. Begeistert zeigt er mir Grundrisse und eröffnet mir seine neuen Ideen in Sachen multifunktionaler Ausstattung. Ich lasse mich von seiner guten Laune anstecken und stimme seiner Wahl ohne Widerspruch zu. Noch vor dem Essen ruft er die Maklerfirma an und bittet um die Vorbereitung der Verträge. Das Treffen zur Unterzeichnung wird für den nächsten Vormittag vereinbart.
»Na, Mutter Theresa, was macht unser Sorgenkind René? Hast du ihn heute wieder bemuttert?«
»Ich wundere mich über dich. Einer deiner Gründe für deine Liebe zu mir war doch angeblich mein ausgeprägtes Mitgefühl. Ging es dir dabei nur um die Gefühle, die ich dir entgegen bringe? Dann hab ich dich falsch verstanden und sollte dein Buch noch einmal neu lesen.« Tobias macht eine Bewegung, als ob ihm mitten in den Bauch geschossen wurde. Er spielt einen Schwerverletzten und lässt sich theatralisch zu Boden fallen.
»Jetzt hast du mich erwischt. Punktgenau getroffen, mein Schatz!« Ich leiste dem Verwundeten Erste Hilfe und werde vor den Augen unserer lachenden Tochter mit Küssen überhäuft. Die Stimmung bei uns ist ausgelassen. Im Bett unterbricht Tobias meine Schmuseattacke. Endlich will er Gewissheit haben und die Frage, die ihn schon so lange beschäftigt, endgültig geklärt wissen.
»Hast du je mit René? Ihr habt schließlich monatelang ein Zimmer geteilt. Und du hattest mich in der Zeit nicht mehr lieb, also ich könnte es verstehen. Ich will es nur wissen!«
»Ich hatte dich auch während jener Zeit lieb. Ich hatte nie mit René und ich könnte auch nie mit ihm!«
»Dann hast du mich angelogen!«
»Ja! Und du hast es verdient!« Ich muss versprechen, nie mehr zu lügen. Für Heimlichkeiten brauche ich keinen Schwur leisten. Den hätte ich reinen Gewissens auch erst ab Sonntag abgeben können.
Die Maklerin freut sich über den Abschluss mit Tobias. Sie erzählt mir, dass sie sich selbst ab und zu eine Behandlung in der Eins gönnt. Ich kenne sie nicht. Vermutlich wird sie von einem meiner Jungen verwöhnt. Tobias geht den Vertrag mit ihr in allen Einzelheiten durch, während ich die Exposés der zahlreichen Villen in Saint Tropez ansehe. Mein Interesse fällt auf eine moderne Neubauvilla im puristischen Stil mit rund 800 qm Wohnfläche, verteilt auf das Haupthaus und einen Gästepavillon, zwei Pools und einer Garage für acht Autos.
»Das mondäne Anwesen steht auf einem 1,4 ha großen Grundstück in exponierter Lage in Strandnähe. Das zwölf Zimmer Haus wird zu einem Kaufpreis ab zehn Millionen angeboten.«
»Was bedeutet ab zehn Millionen?« Die Maklerin vermutet Interesse und schaut mit leuchtenden Augen.
»Das regelt die Nachfrage. Gegenwärtig liegt mir ein Gebot von 16 Millionen eines ausgeflippten Russen vor, der versucht, hier alles aufzukaufen. Wir halten ihn hin. Aber für Objekte
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