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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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Gezeter von der Frau? Der spinnt wohl! Wieso spricht Steffen überhaupt in der dritten Person von mir. Ich stehe doch direkt neben ihm. Es geht mir unheimlich auf den Geist, dass er den arroganten Hausbesitzer spielt und beschließe, mich »meinen« Gästen zu widmen. Kerstin und Herbert werden sofort nach ihrem Eintreffen in die Gruppe von Sarah, Anke, Sophie und Ulli eingeführt. Hanna und Karl stehen am Familientisch mit Ellen, Nadja und den Kindern, als Frederik mit Valium dazu stößt.
   »Ich bin Nadja, Ehefrau und Mutter seiner Kinder.« Es hätte nur noch gefehlt, dass sie Freddy anpinkelt. Aber es ist auch so allen Beteiligten am Tisch klar, dass Nadja ihr Revier markiert. Valium nickt.
   »Komm Süße, ich hole dir und den Kindern schon mal etwas zu Essen.« Mit einer Umarmung ziehe ich meine Noch Schwiegertochter vom Tisch weg.
   »Was ist denn das für eine Eule?« Nadja ist entsetzt darüber, dass Frederik ihre monatelangen Avancen wegen so einer  Langweilerin nicht erwidert. Bärbel überreicht mir ein Einweihungsgeschenk. Ein Windspiel mit Elfen und Feen. Es soll die bösen Geister vom neuen Zuhause abhalten. Typisch Bärbel, denke ich und bedanke mich artig. Die Kollegen vom Sender rufen nach der Hausherrin. Sie haben zusammengelegt und schenken mir ein Elektrofahrrad.
   »Damit hast du keine Ausrede mehr.« Bob der Baumeister und mein Schuhkollege bekommen eine herzliche Umarmung. Birgit stupst auf meine Schulter und überreicht mir einen Blumenstrauß.
   »Das ist Tobias«, stellt sie ihren Begleiter vor. Er ist jünger als sie und jünger als ich. Ich schätzte ihn auf Ende dreißig. Er hat ein nettes Lächeln und seine schwarzen Locken sind hundert prozentig Natur. Ich biete an, ihm das Haus zu zeigen, während ich mich auf die Suche nach einer Vase für meinen zwanzigsten Strauß mache.
   »Ist es dir recht, wenn ich ein paar Fotos schieße?« Super Idee, finde ich und bejahe sofort.
   »Das Spanferkel reicht dicke.« Steffen absolviert seinen Kontrollgang an der Außentheke, als der Landschaftsgärtner Stockmann lautstark mit seinem Trecker nebst Anhänger am Haus vorbei fährt. Er hupt und grüßt die Feiernden mit einem Lächeln der Vorfreude. Es dauert keine halbe Stunde bis sich ein beißender Gülle Geruch gleichmäßig über das kleine Heidedorf ausbreitet und die versammelte Gästeschar, dem Brechreiz nahe ins Haus flüchtet.
   »Das ist gesunde Landluft«, versucht Steffen die Situation zu retten. Aber die ausschließlich aus der Stadt kommenden Gäste bringen nur wenig Begeisterung auf. Ich bin bereit, zu morden. Aber selbst Arnos Tod könnte den Gestank von Kuhscheiße und Pisse nicht wieder verfliegen lassen. Dass die Feier ins Haus verlegt wird, tut der Stimmung keinen Abbruch. Ich suche nach passender Musik, als ich Tobias hinter mir bemerke.
   »Tolle französische Chansons habt ihr.« Ich übertrage dem Mann mit Musikgeschmack die Auswahl und suche Frederik.
   »Komm mal mit, Sohn!« Es klingt wie ein Befehl und er folgt mir hinauf ins Dachgeschoß. »Wenn du wieder mit Nadja und den Kindern zusammen ziehen möchtest, dann wollen Papa und ich euch diese Wohnung mietfrei zur Verfügung stellen.«
   »Lass es, Mama! Der Zug ist abgefahren. Sabrina und ich sind bereits in Düsseldorf auf Wohnungssuche. Wir haben uns schon ein, zwei Objekte angesehen, die uns zusagen.« Ich bin enttäuscht.
   »Ich weiß, meine Entscheidung passt nicht in dein Bild von einer harmonischen Familie. Aber ich denke, zu einer guten Beziehung zwischen Mann und Frau gehört mehr, als die Sorge um die Kinder und die Frage, wo man seinen Urlaub verbringt. Ich bin mit Sabrina einfach glücklicher. Akzeptiere das bitte. Und lass deine plumpen Verkupplungsversuche, damit tust du ihr und mir nur weh.« Wortlos gehe ich mit meinem undankbaren Einzelkind zurück in das Erdgeschoß. Einige Gäste haben sich bereits während meiner kurzen Abwesenheit verabschiedet. Ich gehe zum Sofa, wo sich Bärbel, Kurt und Christian mit einem Mann asiatischer Abstammung unterhalten. Ich setze mich auf Christians Schoß und flüstere ihm ins Ohr: »Ohne dich wäre das hier heute noch eine Baustelle. Danke Chrischi.«
   »Kennst du Li schon?« Kurt zeigt auf den Fremden und erklärt, dass es sich bei dem jungen Asiaten um einen Tai Chi Lehrmeister handelt, der die Männer des Gesundheitshauses künftig in seiner Körperkunst unterrichten wird.
   »Sie kommen aus China?«
  

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