Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)
Weißnichtwo würde mich 399 Euro kosten, die Miele kostet 1220 Euro. Wenn sie mehr als neun Jahre und vier Monate hält, wird sie das bessere Geschäft gewesen sein. Nach zwanzig Jahren hätte ich dann richtig was gespart.
Lieber Markus Miele, lieber Reinhard Zinkann junior, ihr zwei Gründerurenkel aus Gütersloh, jetzt gilt es. Ich zähl auf euch!
Wir können anders
Um zu begründen, dass ein ökologisch wertvolleres Produkt auch ökonomisch die langfristig bessere Lösung ist, muss ein Händler den Einsatz von Geld und Zeit erklären, der in die Entwicklung und Herstellung des Produkts geflossen ist. Denn das Billigzeugs ist ja genau deshalb von so schlechter Qualität, weil bei seiner Produktion mit Zeit und Geld gegeizt wurde: Der Billignudelhersteller muss seine Hühner aufblasen mit Mastfutter und Medikamenten, damit sie so schnell wie möglich so viel wie möglich Eier legen. Der Weizen muss möglichst schnell üppige Erträge bringen, dazu braucht es die Sortenzüchtung, künftig die Gentechnik und natürlich die Agrochemie. Würde er sich die Zeit nehmen, die Hühner oder die Saat einfach wachsen zu lassen, könnte er den billigen Preis einfach nicht mehr halten.
Wir Konsumenten müssen uns klarmachen, dass wir beim Kauf immer auch kommunizieren. Kaufen wir das billige Produkt, dann senden wir mit dieser Handlung ein Signal in die Welt, und das bedeutet: Ich will nicht, dass sich jemand Zeit nimmt, um das Produkt herzustellen. Sie kommunizieren: Es geht auch in weniger Zeit. Macht es schneller! Spart noch mehr Zeit! Jeder Konsument, der sich für das billigere Produkt entscheidet, gibt damit ein Statement ab, dass im Prozess der Herstellung des Produkts immer noch weiter gegeizt werden soll. Und genau das geschieht.
Wenn wir Konsumenten die Produktqualität und die Langlebigkeit, die ökologisch verträgliche Herstellung und die Fairness im Produktionsprozess mehr honorieren würden, dann würden die großen Konzerne nicht immer noch ihre Fertigung nach irgendwohin verlagern, dann bliebe die Landwirtschaft vom Industrialisierungs-, Agrochemisierungs- und Beschleunigungsdruck verschont, dann müsste nicht immer noch ein bisschen schneller, billiger, umweltschädlicher oder unfairer produziert werden.
Der Punkt ist: In diesem Spiel tragen alle Seiten Verantwortung – die Produzenten, der Handel und die Konsumenten. Ich finde aber: Ein Händler wie Edeka, der über 40 Milliarden dreht, hat nochmal ein gutes Stück mehr Verantwortung als ein Landwirt. Ich akzeptiere nicht, dass die Repräsentanten des Handels die Schultern zucken und behaupten: Wir können nicht anders. – Natürlich! Sie können anders!
Auch die Produzenten können anders. Beispielsweise gehören die unsäglichen PET-Flaschen zu den umweltschädlichsten und ungesundesten Verpackungen, die wir täglich kaufen. Wir kaufen sie aus reiner Faulheit, weil sie leichter zu tragen sind. Die Gewichtsersparnis beim Transport ist ein Scheinargument, das nur ins Gewicht fällt, wenn wir die Flaschen quer durch den ganzen Kontinent transportieren. Wir in Deutschland leben in einer der trinkwasserreichsten Gegenden der Welt. Hinter jeder dritten Gemeinde sprudelt ein Mineralwasserbrunnen. Wir müssen keine Wasserflaschen quer durch den Kontinent transportieren, so wie die Discounter das tun. Und wir können getrost auf die guten alten Mehrwegflaschen setzen, die eine wunderbare Erfindung waren. Doch wir können! Wir Konsumenten können, die Händler können und die Produzenten können. Wenn wir nur wollen!
Dieter Fleischmann und seine beiden Söhne Christoph und Clemens füllen in dritter beziehungsweise vierter Generation das Wasser der Randegger Ottilienquelle ab. Sie sagen: In unseren Betrieb kommt keine PET-Abfüllanlage! – Gut, das ist ein Statement. Aber es nützt ja nichts, mit fliegenden Fahnen unterzugehen. Also mussten die Fleischmanns einen Weg finden, gegen die Billigkonkurrenz in den Supermärkten anzukommen. Der Grundgedanke ist: Das muss auch irgendwie anders gehen. Hier sind Kreativität und Geschäftssinn gefragt.
Und beides haben die Fleischmanns: Darum haben sie gerade wieder gegen den großen Trend in Glas investiert. Sie haben eine hochmoderne Abfüllanlage gekauft, die 18 000 Glasflaschen pro Stunde abfüllen kann. Für die Premiumlinie »Randegger Gourmet« haben sie eine wunderschöne Flasche in drei Größen gestalten lassen, die sich auf jedem Restaurant- oder Gästetisch ausnehmend gut macht – ein
Weitere Kostenlose Bücher