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Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Titel: Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Burchardt
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Wettbewerbsvorteil gegenüber den hässlichen Plastikflaschen. Das zweite Argument: der eigene, umweltschonende Mehrwegkreislauf. Das dritte: der wunderbare Geschmack des Wassers, frei vom hässlichen Plastiknachgeschmack. Das vierte: regionale Identität und Stolz – die Fleischmanns haben in fast 120 Jahren Firmengeschichte aus Überzeugung noch nie etwas anderes als Glasflaschen verwendet. Und sie haben noch nie weiter als in einen Umkreis von 50 Kilometern geliefert.
    Also gibt es doch vier gute Argumente, die gegenüber der regionalen Bevölkerung und der Gastronomie offensiv vertreten werden können. Die geschäftstüchtigen Söhne Clemens und Christoph, die genau wissen, wer ihre Kunden sind, argumentieren konsequent: Sie schließen eine Kooperation mit dem Naturschutzbund Nabu. Sie setzen sich mit einer großen Marketingaktion auf den Etiketten der Flaschen für Artenschutz ein. Sie nehmen den Slogan »Denk global – trink lokal« in ihr Logo auf. Sie sponsern regionale Sportclubs. Sie setzen sich für die Region ein. Sie spenden Geld für den Brunnenbau im wasserarmen Indien. Sie nutzen Strom aus regionaler Wasserkraft. Sie waren so clever, sich die Web-Domains www.gourmet.de und www.mineralwasser.de zu sichern. Sie zeigen im Web, welche Restaurants ihr Wasser ausschenken. Sie zeigen historische Fotos des Firmengebäudes und von begeisterten Ottilienquelle-Fans auf der Website. Sie zeigen alle Schlüsselmitarbeiter vom Lagerchef über die Produktionsleiter bis zur Buchhalterin mit Foto und Kontaktdaten auf der Website. Sie informieren über die Hintergründe der Produktion, sodass der Kunde beispielsweise nachlesen kann, dass zur Herstellung des Klebers für 1000 Flaschenetiketten 240 Gramm Klebstoff verwendet werden, der aus Magermilchpulver hergestellt wird.
    Das ist Stolz! Und so schafft man es, in einer Zeit des Discounter-Wahnsinns trotzdem grundsolide zu wirtschaften und ein mittelständisches Unternehmen erfolgreich ins 21. Jahrhundert zu führen, das für gute Qualität einen guten Preis verlangt. – Es geht!
    Nur nicht ohne Argumente.

»Als genau beobachtender Verbraucher
nimmt man von jedem
Einkaufsbummel den
stimmungsmindernden Eindruck mit,
Deutschland sei schon
weitgehend entindustrialisiert –
und muss nachher zur trockenen
Lektüre bundesamtlicher
Exportstatistiken greifen,
um sich mühsam wieder aufzurichten.«
    Manufactum Hausnachrichten Herbst 2005

Kapitel 2

Wozu regional? – Socken aus Sachsen
    Warum ein traditioneller Herstellungsort besser ist als niedrige Kosten

    »Du hast Bio-Karotten gekauft?«
    »Klar, das ist es mir schon wert.«
    »Was kosten die denn?«
    »2,09 Euro.«
    »Das Kilo?«
    »Ja. Gut, oder? Die kommen aus Israel.«
    »Echt? Das ist ja unglaublich. Überleg mal. Israel ist praktisch eine Wüste. Sieben Millionen Menschen leben da von drei Süßwasserquellen. Und die bauen da Gemüse für den Export an. Schon krass.«
    »Na, und? Die schauen doch super aus.«
    »Ja, schon. Aber 2,09 Euro, wie machen die das? Wenn du dir vorstellst, dass die 3000 Kilometer mit Schiff und Lkw transportiert werden mussten, um hier im Supermarkt zu landen …«
    »Das ist doch inzwischen normal – Globalisierung halt. Und es scheint sich ja zu lohnen, vermutlich können die das einfach billiger als unsere Bauern. Mir ist vor allem wichtig, dass sie Bio sind.«
    »Warum eigentlich?«
    »Na, ja, ich koche sie und pürier das dann. Ist für die Kleine. Ich kauf nicht gerne Gläschen, ich mach ihr Essen lieber selber, dann weiß ich, was drin ist. Dem Bio-Siegel kann ich doch schon vertrauen, oder?«
    »Hm.«
    »Na ja, und das Super-Öko-Bio-Gutmenschen-Gemüse aus Deutschland kostet ja fast fünfmal so viel. Das kann ich mir nicht leisten …«
    »Dann kauf doch die ganz normalen Karotten, ohne Bio, aber aus Deutschland.«
    »Was? Aus Deutschland? Wieso das denn? Soll ich Hightech-Maschinen-Landwirtschaft unterstützen? Und die ganzen Pestizide und so. Um Gottes Willen!«
    Wie entscheiden?

    Was gut aussieht, entpuppt sich manchmal als schlecht. Was teuer aussieht, ist auf lange Sicht manchmal billig. Was groß klingt, stellt sich manchmal bei näherem Hinsehen als winzig heraus. Das Gemeine ist, dass wir uns als Konsumenten von Produkten und Dienstleistungen ständig zwischen vielen Alternativen entscheiden müssen, aber die Bewertung, welche Entscheidung die richtige wäre, ungeheuer schwierig ist.
    Kaufe ich mir maßgefertigte Schuhe beim letzten verbliebenen Schuhmacher der Stadt

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