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Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Titel: Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Burchardt
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sein, dann würde sie sich auch besser verkaufen …
    Nun, wer verstanden hat, wie Nachhaltigkeit in der Wirtschaft funktioniert, der weiß, dass das alles nicht stimmt. Es ist überhaupt nicht wahr, dass die Beziehung zwischen dem kleinen Produzenten und dem großen Händler notwendigerweise eine einseitige Abhängigkeitsbeziehung ist. Es stimmt dann nicht, wenn man den entscheidenden Faktor berücksichtigt, der aus einem Geschäft ein nachhaltiges Geschäft macht. Und dieser Faktor heißt: Qualität.
    Wer als Händler auf Dauer herausragende Qualität und besondere Produkte verkaufen will, der ist davon abhängig, dass es solche Produzenten gibt, die Qualität über Masse stellen, die klein sind, aber existieren können, die auch in zehn Jahren noch auf dem gleichen Niveau liefern werden. Die Abhängigkeit in einer nachhaltigen Geschäftsbeziehung ist immer gegenseitig. Und immer freiwillig. Und sie ist eine Beziehung unter Menschen, eine Beziehung, die auf beiderseitigem Vertrauen gründet.
    Eine nachhaltige Geschäftsbeziehung funktioniert wie eine Symbiose. Anders als in einer parasitären Beziehung sind in einer Symbiose beide Partner mit der gegenseitigen Abhängigkeit zufrieden und profitieren voneinander. Die Beziehung ist auf Dauer angelegt. Und darum hilft man sich auch gegenseitig, man tut etwas füreinander, wenn man darum gebeten wird.
    Das muss man sich klarmachen: Die Marmeladekocher aus Korsika freuen sich in genau dem gleichen Maße über den Erfolg von Manufactum wie die Manufactum-Leute sich über den Erfolg der Marmeladekocher freuen. Denn der Erfolg des jeweils Anderen bedeutet, dass beide weiter miteinander arbeiten und den einzigartigen Nutzen – nämlich eine ganz besondere Marmelade anzubieten – für ihre Kunden weiterhin erbringen können. Es ist eine beiderseitige Erfahrung, gemeinsam etwas Sinnvolles zu tun, das keiner von beiden alleine so tun könnte.
    Der Produzent wird dafür sorgen, dass der Händler nicht zu viel bezahlt, und ein guter Händler wird zulassen, dass der Produzent genügend bekommt. Denn beide setzen auf Vertrauen und Langfristigkeit. Und wenn der Punkt erreicht ist, dass der Produzent einen Großteil seines Umsatzes mit dem Händler macht, dann ändert das gar nichts. Das übliche Signal, dass der Händler jetzt so mächtig geworden ist, dass er eine Preisrunde einläuten und die Schrauben anziehen kann, so wie das sonst in unserer Billigkultur üblich ist, bleibt schlicht und ergreifend aus. So etwas gibt es nicht in einer nachhaltigen Geschäftsbeziehung, denn so etwas fänden beide Partner einfach unanständig.
    Eine nachhaltige Geschäftsbeziehung hat immer einen geschäftlichen und einen menschlichen Teil, und beide sind gleich wichtig. Das hat handfeste Vorteile. Insbesondere dann, wenn nicht alles glattläuft, und eigentlich läuft nie alles glatt. Eitel Sonnenschein gibt es auch in nachhaltigen Geschäftsbeziehungen nur höchst selten.
    Wie läuft das dann? Bei einer rein geschäftlichen Beziehung wird immer dann, wenn es ein Problem gibt, der Anwalt ins Spiel gebracht. Zuerst wird das Juristische geprüft, alles geht schriftlich, damit es gerichtsfest beweisbar ist, und dann werden die Machtverhältnisse durchgesetzt.
    Bei einer Geschäftsbeziehung, die auch eine menschliche Seite hat, gibt es einen anderen Weg, und der ist der viel bessere – man greift zum Äußersten und spricht miteinander: »Hey, das gefällt mir nicht, lass uns reden. Ich habe eine Idee, wie wir das besser machen können. Ich will deine Meinung dazu hören. Kannst du dir das vorstellen?«
    Wenn es eine Vertrauensbasis gibt, kann ich offen mit meinem Geschäftspartner reden: Was braucht ihr? Wie viel müsst ihr investieren? Wie groß ist euer Risiko? Können wir das gemeinsam stemmen? Bist du bereit, mit mir ins Risiko zu gehen?
    So denken Anwälte nicht. Ein Jurist ist gewohnt, sein Terrain sauber zu halten. Es geht um klare Grenzen und ihre Verteidigung. Bei einer nachhaltigen, menschlichen Geschäftsbeziehung geht es um das Gegenteil davon: um die Schnittmenge. Um das gemeinsame Terrain. Damit haben Juristen größte Schwierigkeiten. Sie sind sehr gut darin, die Interessen ihres Mandanten zu vertreten. Aber sie können nicht die gemischten und verquickten Interessen ihres Mandanten und eines Dritten vertreten. So können und wollen sie nicht denken. Aber genau das wird in einer nachhaltigen Wirtschaft gebraucht.
    Mit anderen Worten: Für juristisch Kompliziertes und für große

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