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Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Titel: Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Burchardt
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Volumina braucht man Anwälte, keine Frage. Aber wenn es darum geht, auf Dauer und mit Produkten von hoher Qualität Geschäfte machen zu wollen, dann müssen die Partner einen anderen Weg einschlagen als den juristischen. Dann müssen sie fähig und in der Lage sein,
gemeinsam
auf die Jagd zu gehen, den Bären zu erlegen und dann dessen Fell gerecht zu verteilen. Ohne Schiedsrichter!
    Wer so eine Beziehung erst einmal aufgebaut, sich auch mal etwas mit dem anderen gestritten und dann gelernt hat, ihm zu vertrauen, der braucht keinen ausgefuchsten Vertrag. Der schaut dem anderen in die Augen, spricht mit ihm – und fertig.
    Es gibt viele erfolgreiche Unternehmer, echte Profis, die das Herz am rechten Fleck haben, die wollen nur so und nicht anders Geschäfte machen. Sobald da bei einem Geschäft die Anwälte ins Spiel kommen, werfen sie die Brocken sofort hin, denn sie wissen genau: Jetzt wird der Pfad der Nachhaltigkeit verlassen. Jetzt wird es unprofessionell im eigentlichen Sinne. Und da gehen sie nicht mit.
    Hallo, Ubu

    Dieter Gaissmayer hat in den 80er Jahren in Illertissen eine Bioland-Staudengärtnerei gegründet. Kollegen haben ihn gefragt, ob er eigentlich bescheuert sei. Schließlich ist Bioland ein Anbauverband ökologisch produzierender Lebensmittelerzeuger. Und Stauden sind Zierpflanzen, man kann sie nicht essen!
    Dieter war das egal. »Ich finde das geil«, hat er gesagt. »Bei uns muss niemand mit Gift hantieren.« Und mehr Begründung war für ihn nicht nötig. Heute ist er einer der angesehensten und bekanntesten Staudengärtner Deutschlands. Über 3000 Arten und Sorten zieht er in seiner Gärtnerei auf, hegt und pflegt sie. Laufenten halten die Schnecken ohne Einsatz von Gift im Zaum. Die Pflanzen für den Verkauf werden als Ableger von den Mutterpflanzen entnommen. Sein Mutterpflanzenquartier ist ein wunderschöner Ort. Wer Blumen und Gärten liebt, muss das mal gesehen haben: so eine Vielfalt, so eine geballte Schönheit, so ein inspirierender Ort, an dem mit so viel Liebe und Hingabe gearbeitet wird. Fantastisch!
    Dieter war nie Betriebswirt. Und es wird auch keiner mehr aus ihm werden. Stattdessen liebt er einfach Stauden und glaubt an das, was er tut. Und sein solider kaufmännischer Grundverstand reicht auf jeden Fall aus, damit er seinen Betrieb mit 20, 30 Leuten gut führen kann.
    Als ich zu Manufactum kam, war meine erste Aufgabe, den Pflanzenkatalog aufzubauen. Das war ein schwieriges Terrain, das Projekt war schon einmal gescheitert. Es gab logistische Probleme, es gab das vermaledeite Sortenrecht, es war nicht einfach, die Pflanzen zuverlässig zu beschaffen und lieferfähig zu halten. Aber ich hatte den fachlichen Background und das Vertrauen von Thomas Hoof, und ich legte los.
    Dass Dieter Gaissmayer einer meiner wichtigsten Lieferanten werden würde, war mir schnell klar. Mir war auch bewusst: Von Stauden versteht der zehnmal mehr als ich. Der wird mir so manches Problem lösen können. Also bat ich meine Sekretärin, einen Brief an ihn aufzusetzen: ob wir uns mal sprechen könnten. Oben rechts stand auf dem Brief: »Unser Zeichen: UBu«
    Er rief an, sagte zu, ich fuhr hin. In der Einfahrt begrüßte er mich breit grinsend: »Ah, hallo Ubu! Ich hab mich ja schlapp gelacht über euren formellen Brief. Ich bin der Dieter.«
    Seitdem nennt er mich Ubu.
    Unser Gespräch war herzlich und sachlich zugleich. Wir wollten zusammenarbeiten. Er nannte frei von der Leber weg seine Bedingungen: Ja, ich mach das, aber es muss so und so laufen. Er brauche eine Vorwarnzeit, es müsse eine Obergrenze geben, das sei der Preis, das seien die Konditionen. Wir haben gleich beim ersten Gespräch alles Wesentliche besprochen und festgezurrt. Ich fuhr wieder zurück ins Büro und schob bei uns alles Notwendige an.
    Irgendeine Torfnase aus dem Einkauf hat ihm dann, ohne mich vorher zu fragen, mit einem formellen Brief unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen geschickt: Unterschreiben Sie hier und hier. Das war ein Fehler.
    Dieter rief an. Nein, er schrie an. Er tobte. Ob wir einen an der Waffel hätten. Ob wir etwa nicht gerade ein gutes Gespräch geführt hätten. Dass er keinen Bock auf unseren juristischen Quatsch hätte. Dass wir uns unsere Knebelverträge sonst wohin stecken sollten. Was wir eigentlich denken würden, ihm so einen Scheiß zu schicken. Wozu er sich eigentlich mit mir getroffen hätte.
    Dieter war tief enttäuscht von mir. Er wertete die Zusendung der AGB als Vertrauensbruch in unserer

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