Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
Vom Netzwerk:
hilft es nichts, dass die wenigsten Restaurants bei ihm gut wegkommen. »Wann hat er bei dir gegessen?«, frage ich.
    »Er selbst war sicher nicht da. Er schickt irgendwelche Testesser. Telefoniert haben wir vor einem Monat, aber das ist etwas, das ich dir lieber unter vier Augen erzähle.«
    »Mein Telefon hat keine Augen«, beruhige ich sie. Aber ich habe ohnehin bis zum Abend Zeit, und so verabreden wir uns in einem neuen Café in der Kärntnerstraße.
    Schwarzer Schleiflack, Chrom und Accessoires in Orange. Todschick, mit Ablaufdatum spätestens übernächstes Jahr. Die Eigentümer werden es verkraften. Das Lokal liegt zentral und ist an diesem Dienstagnachmittag fast voll. Billy hat einen Tisch ergattert und wartet schon auf mich. Missbilligend sieht sie einer Kellnerin zu.
    »Seit fünf Minuten sind die beiden Kaffeetassen am Nebentisch leer. Sie übersieht sie einfach. Und auf dem Tisch da drüben versucht jemand seit ewiger Zeit zu bestellen. Na ja, gutes Personal ist auch in Wien schwer zu finden«, sagt sie an Stelle einer Begrüßung.
    Ist sie immer im Dienst?
    »Hallo«, antworte ich, »wie geht es dir?«
    Sie fährt irritiert auf. »Entschuldige, Berufskrankheit, wird seit dem Apfelbaum immer ärger. Wie geht es dir?«
    Ich erzähle kurz, dass Oskar schon morgen nach Frankfurt abreist. Dann frage ich sie nach der Sache mit dem Verriss im »Fine Food«.
    Sie gibt mir den Artikel zu lesen, er wird dadurch nicht besser. Aber wenigstens stehen die Öffnungszeiten, die Telefonnummer, Homepage und E-Mail dabei.
    Billy runzelt die Stirn. »Wer wird bei so einer Kritik noch reservieren wollen?«
    »Man merkt, wie überheblich das Ganze ist.«
    »Wer merkt das?« Billy seufzt. »Bachmayer hat mich sogar höchstpersönlich angerufen und vor einer nicht so guten Kritik gewarnt. Dabei hat er mir gleich über die supergünstigen Inseratpreise für das ›Fine-Food‹-Magazin und den ›Fine-Food‹-Gastronomieführer erzählt, ganz nebenbei, versteht sich. Er hat gemeint, dass es gerade nach einer Neuübernahme sinnvoll wäre, etwas Werbung zu betreiben. Vielleicht könne er mir auch noch einmal einen Testesser vorbeischicken, um ganz sicherzugehen, dass der erste richtig geurteilt hat.«
    »Und? Ist einer gekommen?«
    »Wie man sieht, nicht. Aber ich habe auch keine Inserate gebucht. Glaubst du, ich lass mich erpressen? Außerdem waren die Tarife alles andere als günstig, ich kann mir so was nicht leisten.«
    »Eigentlich sollte man solche Praktiken publik machen.«
    »Wer druckt es? Und ich bin sicher nicht die, die öffentlich darüber spricht. Ich bin ja nicht verrückt. Gerüchte, dass es so läuft, kennt man seit Jahren. Jetzt weiß ich, dass sie nicht übertrieben sind. Aber da kannst du nichts machen. Greift man den Bachmayer an, wird er empört sagen, dass da eine gekränkte Wirtin Dreck schleudere. Die Kritik sei objektiv, jeder könne sich davon überzeugen. Außerdem: Ist das nicht das Wirtshaus, in dem sogar Salz und Zucker verwechselt werden? Nicht, dass die ganze Branche so ist wie er, aber im ›Fine Food‹ unten durch zu sein reicht. Zumindest bei mir, wo ohnehin alles auf wackligen Beinen steht.«
    »Du brauchst jemanden, der den Apfelbaum öffentlich lobt.«
    »Christian Guttner hat in seiner Kolumne einen Absatz über den Wechsel im Apfelbaum geschrieben, sehr freundlich. Aber das ist schon zwei Monate her.«
    Wir trinken Kaffee, Billy bestellt zuerst zwei gefüllte Schinkenrollen und dann noch ein Stück Apfeltorte mit einer doppelten Portion Schlagobers. Ich frage mich, wo diese schmächtige Person das hinisst, und spüre, wie ich allein vom Zuschauen ein Kilo zunehme.
    Billy grinst. »An den Ruhetagen hole ich alles auf, was ich während der Arbeitszeit versäume. Das war schon immer so. Ich bin keine, die neben dem Kochen halbe Schnitzel in sich hineinstopft wie viele von uns, da koste ich nur, so viel notwendig ist. Aber wenn ich einmal Zeit habe …« Sie sieht auf die Uhr. »Apropos, viel Zeit habe ich nicht mehr. Ich muss noch einkaufen fahren. Das meiste lasse ich mir zwar von den Bauern aus der Umgebung bringen, das hab ich gerne von Manninger übernommen und will es noch verstärken, aber im Weinviertel wachsen eben weder Frittieröl noch Küchenhandtücher noch tausenderlei anderes, was du im Großmarkt bekommst. Hast du Lust mitzufahren?«
    Lust hätte ich schon, aber heute ist der letzte gemeinsame Abend mit Oskar. Der letzte Abend, wie das klingt, so melodramatisch. Ich frage

Weitere Kostenlose Bücher