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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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wirklich mehr für seine Arbeit interessieren.
    Er schaut aus dem Fenster, schon überlege ich, ob er etwas Bestimmtes sieht, ob wieder jemand lauert, wieder eine Melone fliegen könnte.
    »Ich muss für mindestens drei Monate nach Frankfurt«, sagt er rasch.
    Ich blicke auf, bin plötzlich wieder wach.
    »Du wolltest doch etwas Abwechslung. Komm mit. Nimm dir ein paar Monate Auszeit, die beschäftigen dich schon wieder beim ›Magazin‹, ich kann es mir leisten, so lange deine Wohnung zu bezahlen, und Gismo geben wir zu deiner Nachbarin, die auch sonst auf sie schaut, wenn du verreist bist.«
    Er hat sich offenbar schon alles genau überlegt, ich brauche nur mehr Ja zu sagen. Aber so einfach ist das nicht, auch wenn ich momentan nicht gerade begeistert von meinem Job bin. Journalistinnen gibt es wie Sand am Meer, da drängt schnell jemand nach, wenn sich eine mit ihrem Lover nach Deutschland absetzt. Selbst falls mir der Chefredakteur schriftlich zusichern sollte, bleiben zu können, wer weiß, wie das in drei Monaten aussieht und auf welches Abstellgleis ich dann geparkt werde.
    »Du sagst nichts?«, fragt Oskar.
    Ich greife nach seiner Hand, streichle sie, denke weiter. Billy gegenüber bin ich zu nichts verpflichtet. Aber ihr fehlt der Koch, und für mich ist die Sache in der Küche eine neue Herausforderung. Außerdem gilt es zu klären, wer ihr übel mitspielen will. Und dann ist da noch Vesna. Sie hat ohnehin schon Schwierigkeiten mit ihrem Kunden, dem Steuerberater. Wenn ich jetzt auch noch für drei Monate ausfalle …? Natürlich sind Putzfrauen gesucht, aber angenehmer ist es für sie allemal, bei den vertrauten Kunden zu arbeiten. Und ich möchte mir auch nicht vorstellen, sie findet Ersatz und hat für mich keine Zeit mehr …
    Ich schüttle langsam den Kopf. Sei ehrlich, Mira, du willst einfach nicht. Oskar willst du schon, ganz sicher, aber drei Monate Frankfurt und er ständig in einem Wirtschaftsprozess und du eine Art höhere Hausfrau auf Zeit?
    »Du könntest einige Reportagen machen, vielleicht auch über den Prozess berichten«, schlägt er vor.
    Ich will schon sagen, dass ich auch Petit-Point-Stickereien machen könnte oder Gesangsstunden nehmen, aber ich schlucke es hinunter. Er will mich bei sich haben, und das ist ja an sich schön. An sich.
    »Es geht nicht«, sage ich dann und schaue ihm in die Augen.
    Oskar senkt den Blick und nickt. »Das hab ich mir fast gedacht«, murmelt er.
    »Warum?«
    »Du bist Feuer und Flamme für das Wirtshaus. Und wenn es bei dir einmal so ist, dann zählt sonst nicht mehr viel …«
    Ich wehre mich, Oskar zählt für mich tatsächlich eine ganze Menge, meine Güte, werde ich ihn vermissen, es tut mir jetzt schon weh, dass ich Nein gesagt habe. Aber er ist eben nicht alles. Ich kann ihn ja besuchen. An den Wochenenden. Das scheint ihn zu trösten.
    »Kann gut sein, dass ich die Woche über ohnehin zwölf, vierzehn Stunden arbeiten muss.«
    Ich nicke. »Wann fährst du?«
    »Kommende Woche.«
    Ein Stich. So bald schon?
    Am nächsten Morgen bin ich alles andere als munter. Der Rücken tut mir weh, außerdem scheint die Arbeit in der Küche auch bei mir einige Hormone zum Wallen zu bringen. Jedenfalls haben Oskar und ich noch lange nicht geschlafen, nachdem wir ohnehin spät heimgekommen waren. Vielleicht war auch der Abschiedsschmerz schuld an unserer heißen Liebesnacht. Oskar ist trotzdem um acht Uhr aufgestanden und in die Kanzlei gefahren. Ich schleppe mich jetzt um neun ins Badezimmer und möchte mich nicht wiedererkennen. Das ist hoffentlich eine andere, fleckig im Gesicht, Ringe unter den Augen. Gismo maunzt mich an. Ich gebe einen undefinierbaren Laut von mir, und die Katze setzt sich erschrocken nieder. Vielleicht ist sie auch vor meinem Mundgeruch in die Knie gegangen. Ich fühle mich schrecklich, lasse die Badewanne ein, putze mir ausgiebiger als sonst die Zähne.
    Da fällt mir ein, dass ich heute pünktlich um zehn zur Redaktionssitzung im »Magazin« sein wollte. Hetzerei, auch das noch. Ich bade viel zu kurz, schlüpfe in die nächstbesten Klamotten, verzichte auf ein Frühstück, bemerke, dass kein Katzenfutter mehr da ist. Gismo muss Gedanken lesen können. Sie sieht mich entsetzt an. Zum Glück ist mein Gefrierschrank immer gut gefüllt. Ich schiebe einen Plastikbecher in die Mikrowelle, auf dem »Rindfl. f. Fasch.« steht, und besänftige Gismo in der Zwischenzeit mit drei schwarzen Oliven. Oliven sind ihre große Leidenschaft, sie nagt sie

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