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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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investiert. Vor rund zehn Jahren. Ich war immer schon ein Nachtmensch. Sich mit Zahlen auszukennen kann in meinem Geschäft wirklich nicht schaden.«
    Ich grinse vor mich hin. Da habe ich wieder einmal jemanden ziemlich falsch eingeschätzt.
    »Halten Sie Billy Winter für extrem ehrgeizig?«
    »Was für eine Frage«, murmelt Frau Flieder. »Sicher ist sie ehrgeizig. Wer in der Branche nicht ehrgeizig ist, bringt es zu nichts. Wie ehrgeizig sie ist, dazu kenne ich sie zu wenig.«
    »Und Daniel Capriati?«
    »Der wirkt nicht so, habe ich Recht? Er ist viel zu hübsch … Ja, das stelle ich alte Schachtel auch noch fest. Aber der ist zäher, als er aussieht. Da bin ich mir sicher. Wer es so jung schafft, ein Restaurant wie seines auf die Beine zu stellen … Er hätte auch die Fabrik seiner Eltern übernehmen und höheres Söhnchen spielen können, das weiß ich. Er ist der einzige Erbe. Warum fragen Sie?«
    »Demetz hat gemeint, Billy sei schon gefährlich ehrgeizig.«
    »Sie haben mit Demetz geredet? Wie geht es ihm?«
    Ich frage erst gar nicht, ob sie ihn kennt.
    »Er arbeitet in den Zwei Tauben.«
    »Das weiß ich, aber was macht er für einen Eindruck? War er betrunken?«
    »Nein … Das heißt – er dürfte schon etwas getrunken haben, aber nicht so viel …«
    »Ein Fortschritt, vielleicht. Eine Zeit lang war er schon am Vormittag besoffen, aber er hat eben auch seine Phasen. Ewig schade. Ein derart begabter Koch.«
    »Seine Chefin scheint ihn nicht gerade mit Samthandschuhen anzufassen.«
    »Das ist eine Furie. Armer Demetz, dass es mit ihm so weit gekommen ist! Aber was für Chancen hätte er sonst noch? Arbeitslos zu sein wäre für ihn wahrscheinlich das Schlimmste. Dann würde er sich wohl in ein paar Monaten zu Tode trinken. So hat er wenigstens das Gefühl, dass er noch über eine Küche befehlen kann, dass er noch etwas taugt.«
    »Kommt er hin und wieder zu Ihnen?«
    Frau Flieder wendet mir wieder ihre Vorderseite zu und schenkt Kaffee ein. »Jetzt schon lange nicht mehr. Er hat sich sehr zurückgezogen, seit er nicht mehr im Royal Grand ist.«
    »Er wirft Billy vor, ihn vertrieben zu haben.«
    »So ein Unsinn, hätte sie ihn nicht derart lange gedeckt, er wäre viel früher gekündigt worden.«
    »Aber vielleicht wollte sie ihn dann doch irgendwann weghaben?«
    »Ich habe geglaubt, Sie sind Freundinnen?« Die Barbesitzerin überlegt und schlürft etwas von dem siedend heißen schwarzen Gebräu. Ich will mir nicht den Gaumen verbrennen und warte lieber noch etwas. »Er ist letztlich auch nicht gekündigt worden, es war eine einvernehmliche Trennung. Herr Demetz wechsle auf eigenen Wunsch zu den Zwei Tauben, hat es geheißen. Was natürlich nicht gestimmt hat. Dorthin wechselt niemand freiwillig. Und schon gar nicht ein Koch mit seinem Ruf. Aber etwas anderes hat sich eben nicht angeboten.«
    »Das Lokal ist schrecklich.«
    »Die Besitzer sind schrecklicher. Er ist übrigens noch schlimmer als sie.«
    Demetz tut mir mit einem Mal Leid. Auch er ist wohl ehrgeizig oder war es zumindest. Und er galt als einer der besten Köche im Land.
    Schon am Nachmittag werden Demetz und seine Chefin die Gelegenheit haben, eine neue Küchenhilfe zu erproben. Sie heißt Vesna Krajner und hat zu Hause, in Bosnien, oft in Wirtshäusern ausgeholfen. Das will sie zumindest erzählen.
    Billy bestätigt mir übrigens, dass sie gegen Ende ihrer Zeit im Royal Grand tatsächlich dem Regionalmanager der Hotelkette davon abgeraten hat, Demetz weiter als Küchenchef zu beschäftigen. »Er war ein extremes Sicherheitsrisiko«, erklärt sie mir, während wir gemeinsam eine Steige Steinpilze putzen. »Ich habe nicht ständig hinter ihm her sein können. Es ging einfach nicht mehr.«
    »Er hält dich für undankbar.«
    »Ich hab ihm vieles zu verdanken, ganz sicher. Aber … Er war selbst schuld. Das mit der Sauferei geht einfach nicht. Wahrscheinlich habe ich ihn sogar zu lange gedeckt. Manchmal frage ich mich, ob er nicht noch die Chance gehabt hätte, aus seinem Alkoholismus herauszukommen, wenn man ihm rechtzeitig ein Ultimatum gestellt hätte.«
    Wer kann so etwas wissen?
    »Kannst du dir vorstellen, dass Daniel die Sache mit dem Schaukochen geschönt hat? Demetz bestätigt, dass sie sich in die Haare gekriegt haben, aber er sagt, das Ganze sei für Daniel sehr peinlich verlaufen.«
    »Sicher nicht!« Sie ist empört. »Demetz war immer schon einer, der keinerlei Widerspruch duldet. Geschweige denn so etwas wie eine öffentliche

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