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Ausgelacht

Ausgelacht

Titel: Ausgelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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zwischendurch Pausen und vertrete dir die Beine, das ist wichtig» und «Telefoniere während der Fahrt nicht mit diesem kleinen Ding, das jetzt alle haben» gerufen hatte, konnte Britt endlich auflegen.
     
    Während sie nun die Parkstraße hinauffuhr, musste sie feststellen, dass es in der Tat Geschäfte gab. Zwar nicht so eindrucksvolle wie in München, aber immerhin. Aber wer wusste schon, was da verkauft wurde. Möglicherweise waren hier gerade Schlaghosen aus den Siebzigern modern. Und im Kino, wenn es denn eins gab, lief
E. T., der Außerirdische
.
    In der Auguste-Viktoria-Straße hielt Britt schließlich an, wuchtete ihre Koffer aus dem Auto und schloss es ab. Sie blieb noch einmal kurz stehen, atmete tief durch, hatte das Gefühl, Dung oder so was zu riechen und ging dann zu dem Haus ihrer Tante.
    ‹Neunzig Tage›, dachte sie. ‹Neunzig Tage muss ich jetzt hier bleiben. Wieso tu ich mir das an?›
     
    Tante Dora brüllte natürlich sofort los, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. Für ihre knapp achtzig Jahre sah sie tipptopp aus, die Haare waren zwar grau, aber sehr gepflegt, und sie trug ein hellblaues Kostüm, das gut zu ihren stahlblauen Augen passte. Tante Dora war fit wie ein Turnschuh und strotzte vor Energie.
    «Ach Kind, ach Kind, ist das schön, ist das schön. Komm rein, zieh deine Jacke aus, setz dich hin, oder nein, erst zeig ich dir die Wohnung. Komm, komm, hast du Durst? Der Kartoffelsalat ist fertig, ich habe Speckwürfel reingemacht und Zwiebeln natürlich und Gurken, und ich habe schöne Bockwürstchen gekauft, und nachher gibt’s einen Schokoladenpudding mit Vanillesoße, den hast du doch als Kind schon so gerne gegessen.»
    «Ich bin doch kein Kind mehr, Tante Dora. Ich bin schon zwanzig.» Mit Mühe konnte Britt sich aus der Umarmung ihrer Tante lösen, die an ihr hing wie eine Klette und sie gar nicht wieder loslassen wollte.
    «Schon zwanzig, was redest du denn da? Als ich zwanzig war, da hatte ich ständig Hunger, aber wirklich ununterbrochen.» Dora zog Britt durch den Flur und blieb dann stehen.
    «Das ist die Diele», sagte sie stolz.
    Britt blieb ebenfalls stehen, und zwar fassungslos. «Du meinst, das
war
die Diele», sagte sie nur.
    «Hat Nora dir denn nicht gesagt, dass es hier im Haus ein wenig drunter und drüber geht?» Tante Dora hüpfte fröhlich auf und ab. «Die ganzen alten Leitungen kommen unter Putz, da muss ja alles aufgestemmt werden. Gestern haben die Arbeiter angefangen, es ist ein Höllenlärm. Valentino ist deswegen schon ganz außer sich und die anderen auch.»
    Britt starrte auf die kahlen Wände. «Wer ist Valentino, und wer sind die anderen? Nachbarn?», wollte sie dann wissen.
    «Nein, nein. Valentino ist ein Opossum», erklärte Tante Dora eifrig. «Ein reizender kleiner Zeitgenosse. Gehört zur Gattung der Beutelratten.»
    «Was?», kreischte Britt.
    «Ja, da staunst du. Ich konnte es auch erst nicht glauben. Valentino sieht nämlich gar nicht aus wie eine Ratte, sondern eher … na ja, wie ein Opossum halt. Valentino ist momentan mit Herta liiert, und Herta ist trächtig. Hübsch, oder?»
    Britt wurde schwarz vor Augen. «Es hieß, dass ich auf einen Hund aufpassen und Blumen gießen soll. Von einem Opossum hat mir keiner was gesagt. Du auch nicht, Tante Dora.»
    «Nein? Dann hab ich das wohl vergessen. Aber einen Hund gibt es natürlich unter anderem auch.»
    Nun bekam Britt Atemprobleme. «Was genau bedeutet
unter anderem

    Dora sah sie an. «Unter anderem heißt unter anderem. Wie der Begriff es schon sagt. Es gibt unter anderem auch einen Hund. Und eine Blindschleiche. Sie heißt Gertrud. Süß, was? Was ist nun? Möchtest du etwas essen oder erst weiter die Wohnung besichtigen?»
     
    Eine Stunde später wünschte Britt sich, dass sie keine Tante hätte. Wenn man es genau nahm, wünschte sie sich, dass es überhaupt keine Verwandten gäbe.
    Das war alles nicht zu fassen.
    Sie war in einem Horrorfilm gelandet.
     
    «Mit Helfried musst du behutsam umgehen», sagte Tante Dora, während sie Britt die dritte Portion Kartoffelsalat aufzwang. «Hier, nimm noch eine Bockwurst. Also, mit Helfried ist das so eine Sache. Er hat es in jungen Jahren sehr schwer gehabt.»
    Britt, die sich mittlerweile Notizen machte, schaute auf. «Wer ist jetzt gleich noch mal Helfried?»
    «Eine der Schlangen. Helfried war als Kind mal längere Zeit in einen Kühlschrank eingesperrt, seitdem leidet er unter Platzangst. Ihm ist auch ständig kalt.»
    Britt notierte:

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