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Ausgelacht

Ausgelacht

Titel: Ausgelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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Meter von ihm entfernt. Ihre Füße hatten keinen Halt mehr.
    «Komm unter die Fontäne, das ist viel schöner als im Schwimmbad.»
    Und da fiel es ihr siedend heiß ein.
    «Julian», keuchte sie. «Ich muss dir was sagen! Es ist total wichtig!»
    «Was denn?»
    «Oh mein Gott, Julian!», rief sie.
    «Leise! Wenn uns jemand hört.»
    Sehr witzig. Eben hatte er noch erzählt, die Bad Nauheimer würden schon alle schlafen.
    «Das ist jetzt doof», sagte Britt. «Aber ich kann gar nicht schwimmen.»

[zur Inhaltsübersicht]
    sechzehn
    «Oh mein Gott, wie furchtbar. Mein ganzes Leben ist ein einziges Chaos», sagte Britt theatralisch.
    Es war mitten in der Nacht, Britt lag auf Tante Doras Couch im Wohnzimmer und schlürfte irgendeinen Tee, den Julian ihr gekocht hatte.
    «So schlimm ist es jetzt auch nicht», sagte Julian müde, obwohl er ganz Britts Meinung war.
    Der Harald war ganz durcheinander gewesen, als sie um kurz vor eins angekommen waren. Klatschnass und mit orange verfärbten Klamotten. Die Haut war ebenfalls orange.
    «Das wird nie wieder abgehen. Wir werden für den Rest unseres Lebens aussehen, als hätten wir Unmengen Betacarotin geschluckt», war sich Britt sicher. «Das sorgt nämlich dafür, dass die Haut orange wird. Das habe ich bei ‹Wer wird Millionär› gehört.»
    «Quatsch, das geht wieder ab. Geht es dir denn wieder besser? Musst du noch mal kotzen?»
    «Nein, muss ich nicht.» Britt setzte sich auf. «Meine Güte, wie konnte ich das vergessen?»
    «Wie kann man denn nicht schwimmen können?»
    «Ich wollte nicht.»
    «Aber habt ihr nie Urlaub am Meer gemacht?»
    «Doch, natürlich. Da hatte ich Schwimmflügel. Und später bin ich nur ins flache Wasser gegangen.»
    «Wollten deine Eltern nie, dass du es lernst?»
    «Klar. Aber ich wollte nicht.»
    «Aha», sagte Julian. «Was das Töchterchen nicht will, muss es auch nicht tun.»
    «Ach, kannst du nicht mal mit dem Scheiß aufhören!», fuhr Britt ihn an. «Immer musst du rumstochern und mich niedermachen. Ich kann doch nichts dafür, dass meine Eltern reich sind.»
    «Reich
waren
», wurde sie von Julian korrigiert. «Aber mal davon abgesehen, dass ich es nicht so ganz kapieren kann, dass jemand nicht schwimmen lernen will, kann ich noch weniger kapieren, dass man diese bedauerliche Tatsache vergessen kann, und zwar genau in dem Moment, in dem man in tiefes Wasser springt.»
    «Ich bin nicht gesprungen.»
    «Es ist doch ganz egal, wie du reingekommen bist, Tatsache ist, dass es dir erst dann eingefallen ist.»
    «Ich bin eben durcheinander.»
    «Das bin ich auch, seitdem du hier aufgetaucht bist.»
    «Wie soll ich das denn verstehen?»
    «Denk einfach mal an die letzten Stunden und Tage, dann fällt es dir vielleicht ein.» Julian schüttelte den Kopf und gähnte.
    «Will jemand noch was?» Der Harald stand in der Tür und schaute sie fragend an.
    «Nein. Danke, dass Sie sich um die Tiere gekümmert haben.»
    «Das habe ich doch gern gemacht. Ich bin ein Tierfreund. Der Papagei ist besonders witzig. Er kann ficken sagen.»
    «Ich weiß. Bestimmt kann man ihn fäkalsprachlich noch weiter ausbilden.»
    «Oh, damit habe ich schon begonnen», keckerte der Harald und kam nun ins Wohnzimmer, um sich ungefragt zu setzen. «Er kann jetzt auch ‹Leg dich hin, ich muss mit dir reden› und ‹Bück dich› sagen. Ein lustiger kleiner Vogel.»
    Britt schloss die Augen. Tante Dora würde natürlich denken, dass Britt das dem blöden Viech beigebracht hätte. Andererseits konnte der Vogel schon vorher schlimme Wörter, sie würde behaupten können, dass er sich das selbst beigebracht hätte.
    Sie schloss die Augen. Was war das denn für ein Abend bitte! Stundenlang hatte es gedauert, bis Julian sie aus dem blöden runden Becken gehievt hatte. Dauernd waren sie wieder abgerutscht, weil der Boden so glitschig war, und dauernd hatte Britt Todesängste ausgestanden, weil sie Angst davor hatte, zu ertrinken. Julian hatte zwischenzeitlich vorgeschlagen, dass sie versuchen sollte, auf die Düse der Fontäne zu klettern, damit sie ständig hoch in die Luft gewirbelt und so aus dem Wasser gehalten würde, aber Britt fand diese Idee nicht besonders gut, zumal man an der Fontäne gar nicht hochklettern konnte.
    Aber nach, wie es Britt vorkam, Tagen hatten sie es geschafft und waren wie zwei kleine orangefarbene Sünder nach Hause geschlichen.
    Der Harald hatte nur blöd geschaut, aber nicht weiter gefragt, und dann hatten sie sich mit Mineralwasser Tee gekocht. Das

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