Ausgelacht
passiert ist.»
Nun lauschte auch der Professor.
«Mama ist die Treppe runtergefallen, weil sie schnell nach unten in Doras Wohnung gehen wollte. Da war so ein Lärm. Emil ist wohl irgendwie durchgedreht, Doktor Rosenberg hat ihn ja zurückgebracht und davor mich und diese blöde Kuh fast überfahren. Und jetzt hat Mama beide Beine gebrochen, und Doktor Rosenberg sagt, das würde aber gar nicht gut aussehen.»
«Ist das nicht der Tierarzt?», fragte Frau Winkler.
«Ja, dann kamen aber auch gleich die von der Johanniter Unfallhilfe, da hat der Arzt auch gesagt, das würde dauern und sie würde dann bestimmt Hilfe brauchen. Wie soll denn das gehen, wenn ich in Frankreich bin? Dabei habe ich mich so auf das Studium gefreut und auf dieses Jahr. Buhuuuuuuuu!»
«Das Jahr läuft dir doch nicht weg», sagte Frau Winkler. «Dann gehst du eben ein Jahr später.»
«Das geht nicht. Ich musste mich bewerben. Und es war voll der Akt, da eine Wohnung zu finden. Wissen Sie, was ein Einzimmerapartment in Paris kostet?»
«Nein», musste Frau Winkler zugeben.
«Fast tausend Euro», klagte Moni. «Und das ist noch günstig. Es ist überhaupt total schwierig, da eine Wohnung zu finden. Die Wartelisten sind total lang, und man muss sogar Makler heimlich bestechen. Das kann ich jetzt alles vergessen, weil Mama im Krankenhaus ist. Es wird Monate dauern, bis sie wieder laufen kann.»
Sie könnten Frau Helfrich zu Tom ins Zimmer legen, dann hätten beide wenigstens Gesellschaft, überlegte Britt.
«Können deine Großeltern nicht einspringen?»
«Nein, die haben doch selbst Probleme mit dem Laufen.»
«Ich hab’s», sagte Frau Winkler. «Dora wird euch helfen!»
«Dora ist doch erst in drei Monaten wieder da.»
«Ach, sie wird schon zurückkommen, wenn sie hört, was passiert ist, da lege ich meine Hand für ins Feuer. Du kennst sie doch. Sie ist so was von hilfsbereit. Sie setzt sich ins nächste Flugzeug und ruck, zuck ist sie da.»
«Meinen Sie?», fragte Moni hoffnungsfroh.
«Ganz sicher», sagte Frau Winkler.
Es klingelte schon wieder an der Tür, und drei Sekunden später stand Julian Brahmkamp da. Britt ging neugierig in den Flur.
«Hier bist du also», sagte er und sah Britt an.
«Woher weißt du das denn?» Konnte man in dieser Stadt eigentlich nichts geheim halten?
«Was macht die denn hier?», fragte die Moni sauer und zog die Nase hoch.
«Herr Schütz von der Drogerie gegenüber hat dich hier reingehen sehen», sagte Julian. «Ich wollte nämlich wissen, wo du bist.»
Alles klar. Nichts konnte man hier geheim halten.
«Woher weiß denn Herr Schütz, wer ich bin?»
«Lustige Frage.»
Das stimmte.
«Deine Mutter hat jetzt Spritzen bekommen und liegt in der Tieftalklinik», sagte Julian zu der Moni. «Du kannst sie später besuchen.»
«Was macht Papa?»
«Der ist natürlich fix und fertig. Britts Vater sitzt mit ihm im Garten und trinkt Bier. Das ist glaube ich momentan das einzig Vernünftige.»
Klar. Passierte Chaos, war Biertrinken die einzige Lösung. Was auch sonst?
Britt sah Julian an. Er wirkte so beruhigend, wie er dastand und ganz ruhig erzählte. Am liebsten würde sie in Julian reinkriechen und ihn bitten, alles für sie zu regeln. Aber das ging natürlich nicht. Außerdem war er unverschämt zu ihr gewesen und hatte ihr unmögliche Sachen an den Kopf geworfen. Und das tat man nicht mit einer Britt Wildenburg. Dann wurde eine Britt Wildenburg nämlich trotzig und bockig. Und zwar so lange, bis das Gegenüber genervt einknickte. Das hatte bislang immer funktioniert.
Sie stand auf. «Ich geh dann mal.»
«Wohin?», fragte Frau Winkler.
«Ich weiß nicht. Ein bisschen spazieren.»
«Dem Flusspferd geht es übrigens gut», sagte Julian.
«Ach ja. Schön.»
«Toll, dass du überhaupt so interessiert fragst. Oder weißt du nicht, was passiert ist?»
«Doch», sagte Britt lahm.
«Frau Helfrich hat beide Beine gebrochen.»
«Ich weiß», sagte Britt noch lahmer.
«Na.» Julian zog beide Augenbrauen hoch. «Welcher dumme Spruch kommt jetzt? Dass sie es verdient hat? Dass sie zu doof zum Treppensteigen ist? Hm?»
Britt schossen die Tränen in die Augen. «Ich sage doch gar nichts.» Sie ging zur Tür.
«Also wirklich, Julian», maßregelte Frau Winkler ihn. «Das muss nun nicht sein. Das Mädchen hat doch gar nichts gemacht.»
«Im Moment vielleicht nicht», sagte Julian. «Es reicht auch schon.»
Britt sah ihn an. «Musst du immer noch mal nachtreten?»
«Das sagt die Richtige.
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