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Ausgelacht

Ausgelacht

Titel: Ausgelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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Winkler, die ihr mittlerweile eine Tasse Kaffee gebracht hatte, nickte. «Wäre es mir auch. Ich würde in den Boden versinken und mich nicht mehr auf die Straße trauen.»
    «Das würde ich auch am liebsten», brachte Britt hervor. «Aber ich kann nicht. Dauernd passiert was Neues, und jetzt ist auch noch mein Vater gekommen, und wir sind pleite, und ich muss mich um meinen kranken Freund kümmern, der liegt hier in der Klinik, und dann hat meine be-he-he-he-heste Freundin gesagt, sie will nichts mehr mit mir zu tun haben, und meine Patentante hat Leute mit einem Vibrator bedroht.»
    «Ach», sagte Frau Winkler nur. «Das macht man ja auch nicht. Aber jetzt beruhigen Sie sich erst mal, und dann werden wir schauen, was wir für Sie tun können.»
    Britt putzte sich wieder die Nase. «Nichts mehr kann man für mich tun. Am besten, ich besorge mir ein paar Packungen Schlaftabletten und Whisky, und dann muss ich mir um gar nichts mehr Sorgen machen.»
    «Das wäre allerdings sehr einfach», sagte Frau Winkler streng. «Jetzt haben Sie mal die Möglichkeit zu zeigen, dass was in Ihnen steckt und wollen gleich schon wieder in Deckung gehen. Das ist ziemlich charakterschwach.»
    «Da ist ja der neue Star aus Mittelhessen.» Ein älterer Mann kam aus einem der hinteren Räume und blieb vor ihnen stehen. Er sah aus wie aus einem Film mit Emma Thompson und Anthony Hopkins, in dem Butler noch eine tragende Rolle spielten. Der Mann trug sogar einen Hut, den er nun höflich zog.
    Britt war zu schwach, um ihm eine passende Antwort zu geben, außerdem strahlte er eine Autorität aus, die ihr fremd war und der sie sich aus welchen Gründen auch immer nicht gewachsen fühlte. Also sagte sie gar nichts und trank ihren Kaffee.
    «Ihr geht es nicht gut», sagte Frau Winkler.
    «Das glaube ich. Mir würde es an ihrer Stelle auch nicht gutgehen», antwortete der Mann höflich. «Schade übrigens um das schöne Essen, das gestern Abend durch die Luft gewirbelt worden ist.»
    «Ich habe damit nicht angefangen», sagte Britt, und der alte Trotz kam wieder hoch. «In dieser Stadt wohnen nur komische Menschen.»
    «Komisch? Dasselbe sagt man über die Bewohner von München. Wer liegt nun richtig, wer falsch?»
    «Das ist doch jetzt unwichtig. Hier muss sich nicht auch noch gestritten werden», trug Frau Winkler zur Deeskalation bei. «Professor Peukert ist Rechtsanwalt», informierte sie Britt dann.
    «
War
Rechtsanwalt», korrigierte der Professor. «Nun bin ich Pensionär und setze mich für die Farbauffrischung von Zebrastreifen ein.»
    «Eine gute Sache», sagte Frau Winkler. «Da liegt nämlich einiges im Argen. Bei manchen ist die Farbe schon ganz verblasst.»
    «Ja. Deshalb setze ich mich ja für die Farbauffrischung ein», wiederholte der Professor geduldig. «Ich will ja nicht neugierig sein, aber wie kam es denn zu diesem unerfreulichen Eklat im ‹Prinzen› gestern Abend?»
    «Ich habe lediglich einer Frau gesagt, dass sie weiteressen soll und dann bald in Größe 58 passt.»
    «Das ist recht groß.» Der Professor stützte sich auf seinen Stock, der einen Silberknauf hatte. Ganz offenbar war er mit dieser Antwort noch nicht ganz zufrieden.
    «Eine Bekannte von mir trägt Größe 60 », sagte Frau Winkler. «Es geht also immer noch was.»
    «Warum haben Sie das getan?», fragte der Professor.
    «Weiß ich auch nicht. Sie ist mir auf die Nerven gegangen.»
    «Was hat sie denn gemacht?»
    «Gar nichts. Wirklich gar nichts.»
    «Es bestand also kein Grund, so etwas zu ihr zu sagen? Sie hat Sie vorher nicht beleidigt oder Ähnliches?»
    «Nein», sagte Britt. «Ist das hier ein Verhör?»
    «Ich will es nur verstehen.»
    «Darum hat Sie niemand gebeten.» Britt fand langsam zu ihrer alten Arroganz zurück.
    «Nun, ich bin nicht derjenige, der da sitzt und heult. Das sind Sie. Und ganz offenbar haben Sie Probleme. Ich bin älter und erfahrener. Und ich gebe zu, ich bin neugierig. Außerdem kann ich Ihnen vielleicht ein paar Ratschläge erteilen.»
    «Professor Peukert war damals sehr bekannt», sagte Frau Winkler. «Er konnte sich vor Mandanten kaum retten. Auch ich war mal bei ihm. Eine unschöne Sache. Es ging um einen Dieb, der mir sehr teure Erstausgaben von Goethe gestohlen und dann behauptet hat, er hätte sie schon mit hier reingebracht. Erinnern Sie sich, Herr Professor Peukert?»
    «Natürlich erinnere ich mich, meine Beste. Frau Winkler habe ich immer gern vertreten», sagte er zu Britt. «Sie ist so was wie die Seele von Bad

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