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Ausgeliebt

Titel: Ausgeliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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sah mich mit treuen Augen an.
    »Sie freut sich immer so, wenn Besuch kommt, und bellt dann wie eine Geisteskranke. Als sie noch jung war, war ich irgendwann
     an meinem Geburtstag so genervt, dass ich ihr ein Paar zusammengerollter Socken ins Maul gestopft habe. Das war das erste
     Mal, dass ich sie nicht ausgeschimpft habe, obwohl Besuch da war. Aber mit den Socken wird aus dem Gebelle ja nur dieses Gefiepe.
     Jedenfalls hat sie sich wohl gemerkt, dass ich sie nicht mehr anbrülle, wenn sie sich freut. Und wenn sie jetzt die Tür hört,
     holt sie sich sofort die Socken. Und fiept.«
    Ich fing an zu lachen.
    Edda sah mich an, wedelte mit dem Schwanz und fiepte weiter. Ich steckte Nina mit meinem Lachen an, wir konnten uns kaum noch
     halten. Edda warf sich fiepend auf den Rücken.
    |108| Etwas später wischte sich Nina die Tränen weg und putzte sich die Nase.
    »Ich könnte beim Italiener auch was zu Essen bestellen, dann muss ich Edda nicht schon wieder allein lassen.«
    Der Hund hatte sich mittlerweile beruhigt und die Socken ausgespuckt. Nach zweimaligem kurzen Bellen mit Blick auf Nina setzte
     er sich vor mich hin und legte seinen Kopf auf meine Beine.
    Ich fand Edda hinreißend.
     
    Nachdem Nina zwei Pizzen mit Rucola und Parmaschinken bestellt hatte, öffnete sie eine Flasche Rotwein, stellte Gläser auf
     den Tisch und setzte sich mir gegenüber auf einen Sessel.
    Ich konnte meine Frage nicht länger zurückhalten.
    »Sag mal, Nina, das ist jetzt vielleicht indiskret, aber was musst du denn verdienen, um so wohnen zu können?«
    Sie lachte und sah sich kurz um. »Das muss ich nicht verdienen. Die Wohnung gehört mir, sie ist meine Scheidungsgabe.«
    Ich habe mir wirklich den falschen Mann ausgesucht, dachte ich.
    Nina schenkte den Wein ein und fuhr fort.
    »Ich war zwanzig Jahre mit meinem Exmann zusammen, davon fünfzehn Jahre verheiratet. Wir haben in Kiel gewohnt, Karsten hat
     da studiert und anschließend in der Uni-Klinik angefangen. Ich habe in der Buchhandlung gearbeitet. Wir hatten ein Haus, waren
     zusammen im Tennisverein, zweimal im Jahr im Urlaub, alles war wunderbar.«
    Sie trank einen Schluck, ihr Gesicht bekam einen harten Ausdruck.
    »Irgendwann habe ich rausgefunden, dass Karsten ein Verhältnis mit einer Kollegin hat. Das wäre mir ja noch egal gewesen,
     ich habe auch nichts gesagt, ich wollte nichts ändern.«
    Ich hörte ihr gespannt zu, meine eigene Geschichte wurde immer weniger originell.
    |109| Nina sah mich an, zwischen ihren Augen sah ich eine Zornesfalte.
    »Ich bin ja nicht naiv, natürlich sind nach zwanzig Jahren die großen Gefühle vorbei, aber darum geht es doch gar nicht. Es
     war mein Leben. Ich mochte das Haus, unseren Freundeskreis, unseren Alltag. Wie gesagt, ich wollte nie was ändern. Dann wurde
     diese Ziege aber schwanger, Karsten musste es mir sagen und wollte die Trennung. Er wollte nie Kinder. Sie hat es doch drauf
     angelegt. Ärztin und keine Ahnung von Verhütung. Ich glaube nicht, dass es Karstens Entscheidung war, mich zu verlassen.«
    Ich hatte ein leichtes Störgefühl. »Sind die noch zusammen?«
    Nina schnaubte. »Die haben jetzt eine Praxis, deswegen haben sie auch geheiratet. Sie passen überhaupt nicht zusammen, ich
     bin gespannt, wie lange das noch gut geht.«
    »Seit wann seid ihr geschieden?«
    »Seit fünf Jahren.«
    Bevor ich antworten konnte, klingelte der italienische Lieferservice.
    Wir setzten uns an den Tisch. Eine Zeit lang aßen wir schweigend.
    Dann fragte Nina plötzlich.
    »Wie sind wir denn jetzt darauf gekommen?«
    Ich dachte nach.
    »Ach so, die Wohnung als Scheidungsgabe.«
    »Genau.«
    Nina lächelte zufrieden, als sie weitersprach.
    »Mein Schwager ist Anwalt, wir haben Karsten bei der Scheidung ziemlich unter Druck gesetzt. Ich hatte gleich ein Attest,
     dass ich aus psychischen Gründen nicht mehr voll arbeiten könnte, er war ja unterhaltspflichtig, einen Ehevertrag hatten wir
     nicht. Da hat er blöde geguckt. Aber ich habe auch nicht eingesehen, dass ich meinen Lebensstandard so runterschraube, bloß
     weil der Idiot in der Gegend rumvögelt. Also haben wir ihn in die Zange genommen, letztendlich hat er einmalig |110| eine große Summe bezahlt. Aus irgendwelchen steuerlichen Gründen hat er dafür diese Wohnung gekauft und mir überschrieben.
     Mehr war nicht drin.«
    Ich schob meinen Teller zur Seite. Die Hälfte der Pizza war übrig, ich hatte keinen Hunger mehr.
    Ich versuchte das Thema zu wechseln.
    »In der ersten

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