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Ausgeliebt

Titel: Ausgeliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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reinkommen?«
    Wir saßen bis spät in die Nacht in meiner Küche und tranken Rotwein.
    Luise hatte wochenlang versucht, sich über ihre Gefühle für Dirk, mit dem sie lebte, und für Alex, nach dem sie sich sehnte,
     klar zu werden.
    Sie hatte ein Wochenende auf Hiddensee gebucht und Dirk damit überrascht.
    »Wir waren am Anfang unserer Beziehung oft da, schwer verliebt und dauernd pleite. Es war immer ganz toll. Ich wollte einfach
     alles versuchen, damit ich mir sicher bin, dass ich weiter mit Dirk leben will. Und ich dachte, ich finde den alten Zauber
     wieder.«
     
    |114| Sie fanden den alten Zauber nicht wieder. Stattdessen schwiegen sie sich an.
    Luise rauchte eine Zigarette nach der anderen.
    »Ich habe verzweifelt nach Gemeinsamkeiten zwischen uns gesucht, aber es sind alles nur gemeinsame Gewohnheiten. Wir haben
     angestrengt über irgendwelche Bekannte geredet, Banalitäten ausgetauscht. Wir hatten Zeit zusammen und konnten nichts damit
     anfangen. Kannst du dir das vorstellen?«
    Ich konnte und schenkte ihr Wein nach.
    Luise trank und redete weiter. »Abends sind wir noch nicht mal darauf gekommen, miteinander zu schlafen. Ich hätte es auch
     gar nicht gekonnt. Und dann gab es plötzlich eine Diskussion. Dirk warf mir vor, ich hätte mich verändert. Er würde mich nicht
     mehr verstehen. Er fragte, ob ich ihn noch liebe, und ich wusste auf einmal, dass es nicht mehr so ist. Er hat mich angesehen
     und gewusst, dass es vorbei ist. Und dann hat er geweint.«
    Luise liefen die Tränen übers Gesicht.
    »Ich hatte ein grauenhaft schlechtes Gewissen wegen Alex und war traurig, weil Dirk so traurig war. Wir sind dann heute Morgen
     zurückgefahren. Er hat das Wort Trennung zuerst ausgesprochen. Als es raus war, fühlte ich mich gleichzeitig verzweifelt und
     erleichtert.«
    Ich schob ihr ein neues Paket Taschentücher hin. »Was sagt Alex dazu?«
    Sie sah mich mit roten Augen an. »Ich habe ihm noch nichts gesagt. Wir haben uns seit vier Wochen nicht gesehen, am Telefon
     wollte ich es nicht erzählen. Ich will jetzt erst eine eigene Wohnung und dann werde ich sehen.«
     
    Sie schlief auf meinem Sofa, ich lag schlaflos in meinem Bett und fühlte mich quälend an die Nacht bei Ines erinnert.
    Alles wieder von vorn, dachte ich und wehrte den Gedanken ab.
    Es war nicht meine Geschichte, ich war weiter.
     
    |115| Inzwischen hatte ich mich mit Maren und ihrem Mann Rüdiger, dem Anwalt, getroffen. Wir hatten uns zum Essen verabredet, der
     Abend war entspannt und lang gewesen.
    Wir redeten über Bücher, Filme, Urlaub und schließlich über meine Ehe. Ich schilderte die letzten Jahre, versuchte meine Gefühle
     auszusparen.
    Ein paar Tage später hatte ich einen Termin in Rüdigers Kanzlei. Ich hatte die Unterlagen von Hans-Hermann mitgebracht, die
     Rüdiger stirnrunzelnd überflog.
    »Also, Christine, wenn ich dich richtig verstanden habe, willst du das Haus nicht, dein Mann will alle Kredite allein übernehmen,
     du willst aus dem Grundbuch raus, damit du nicht mehr haftest, und bis auf diesen Abstand von 15   000   Euro, den er dir bezahlt hat, gibt es von deiner Seite keine Forderungen?«
    Ich nickte. »Ich will einen Schnitt. Und ich will nicht mehr für ihn bezahlen, das habe ich jahrelang getan. Das Haus ist
     belastet, wenn er es alleine abbezahlt, ist es ja in Ordnung.«
    Rüdiger schüttelte leicht den Kopf.
    »Bei anderen Paaren wird um jeden Eierbecher gekämpft, das wird ja eine leichte Scheidung. Und die 15   000   Euro reichen für die Sachen, die du dagelassen hast?«
    Ich atmete durch. »Sie reichen schon, Hans-Hermann hat das mitgerechnet, Bernd hat aber noch nicht bezahlt. Ich dachte, das
     wird erst bei der Scheidung fällig.«
    Rüdiger blickte auf. Er war irritiert. »Wieso hat er noch nicht bezahlt? Das ist eine Abstandszahlung, die zahlt man auch
     einem Vormieter. Das hättest du gleich nach dem Auszug bekommen müssen. Dann wird auch die Scheidung billiger. Das war doch
     vereinbart.«
    Ich dachte an das letzte Gespräch mit Bernd. Und hörte Marleens Stimme. »Bernd hat sich anscheinend überschätzt.«
    Ich fühlte mich überfordert.
    Rüdiger sah mir das offenbar an. »Du hast beim Essen erzählt, dass du nicht über Geld streiten willst, das kann ich akzeptieren |116| . Nur verschenken musst du nichts, ich werde ihm mal einen Brief schreiben, du brauchst dich nicht darum zu kümmern.«
    Rüdiger erklärte mir den Ablauf einer Scheidung, ich war mir sicher, dass ich alles so

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