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Ausgeliebt

Titel: Ausgeliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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wollte.
    Es nahm jetzt seinen Lauf, ich hatte einen Anwalt, der sich auskannte, er übernahm die Regie, ich fühlte mich erleichtert.
    Als ich mir den Rest des Champagners einschenkte, dachte ich wieder an Luise. Heute Abend würde ich sie treffen, sie hatte
     mich gebeten, sie zu einer Wohnungsbesichtigung zu begleiten.
    Ich trank den Champagner aus und sah auf die Uhr. In vier Stunden würde sie mich abholen. Vorher wollte ich noch meine Post
     bearbeiten. In meiner Champagnerlaune hatte ich zwar keine große Lust, aber ich fing trotzdem an.
     
    Eine Stunde später hatte ich alle Bestellungen fertig, bis auf drei schmale Umschläge war der Stapel Post verschwunden. Ich
     hatte meine Bank bislang nicht gewechselt, deshalb bekam ich die Kontoauszüge per Post.
    Ich starrte ungläubig auf die letzte Zeile meines privaten Kontoauszuges: 16   125,20   Euro auf der Habenseite. So eine Summe hatte ich noch auf keinem meiner Auszüge gesehen.
    Rüdiger hatte mir sein Schreiben an Bernd in Kopie geschickt. Er hatte Bernd lediglich meine Kontonummer mitgeteilt und ihn
     gebeten, die vereinbarte Summe auf dieses Konto zu überweisen.
    Beklommen hatte ich auf Bernds Anruf gewartet, der aber ausblieb.
    Bernds Angewohnheit, unangenehme Dinge auszusitzen, hatte mich schon während unserer Ehe genervt. Er hatte eine lässige Haltung,
     wenn es darum ging, Rechnungen zu ignorieren, von den Mahngebühren, die ich in den letzten Jahren für ihn bezahlt hatte, hätten
     wir ein Wellness-Wochenende finanzieren können. Und nun hatte er das Geld überwiesen.
    Ediths Stimme war höhnisch.
    |117| »
Schmutzgeld.«
    Charlotte freute sich.
    »Na und? Jetzt zahlst du Georg deine Schulden zurück, dann bleiben dir noch 10   000   Euro, die du anlegen kannst. Als Reserve, endlich mal.«
    Ich hatte jahrelang ein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich nie genug Geld sparte. Bernd und ich hatten uns durch sein Studium
     und den Hauskauf übernommen, wir fanden uns erfolgreich, wenn das Konto nicht übermäßig überzogen war. Das war schon selten
     genug. Und jetzt das.
    16   125,20   Euro.
    Mir war übel vor Freude.
     
    Charlotte dachte weiter.
    »Du könntest natürlich auch was davon ausgeben. Du hast noch nie eingekauft ohne auf die Preise zu achten. Nur ein Laden,
     vielleicht der kleine Juwelier in der Langen Reihe.«
    Ich hatte schon öfter vor dem Schaufenster gestanden und das bohrende Gefühl gehabt, mir einen Ring kaufen zu müssen. Nach
     zehn Jahren Ehering sah meine Hand irgendwie verlassen aus. Der Ring, der mir gefiel, lag im Fenster. Es stand kein Preis
     dabei.
    Edith fand das unmöglich.
    »Ein Ring. Für das Geld kannst du auch was Vernünftiges kaufen. Keine anständige Lampe im Schlafzimmer, kein richtiger Schreibtischstuhl,
     aber einen Ring. Schwachsinn.«
    Das Handy unterbrach meine Überlegungen.
    »Hallo, Christine, hier ist Luise, sag mal, kannst du auch früher? Die Maklerin hat gerade angerufen, sie ist jetzt in der
     Wohnung, wir könnten sie also sofort angucken.«
    »Ich bin zu Hause und habe frei. Wo ist das denn genau?«
    »Ich bin zehn Minuten von dir entfernt, ich hole dich ab. Wunderbar, dann bis gleich.«
    Luises Stimme klang gut.
     
    |118| Ich stand vor der Haustür, als sie in die Parklücke fuhr, den Kontoauszug hatte ich in meiner Jackentasche.
    Die Wohnung lag dichter an meiner, als ich vermutet hatte. Wir fuhren knapp fünfzehn Minuten, dann bogen wir in eine kleine
     Nebenstraße ein.
    Luise runzelte die Stirn, als ihr Blick über die links und rechts geparkten Autos wanderte.
    »Nummer 15, wenn wir direkt vor dem Haus einen Parkplatz kriegen, bringt das Glück.«
    Als wir das Haus entdeckten, setzte ein weißer Lieferwagen in der Parkbucht den Blinker.
    Luise ließ ihn aus der Parklücke fahren und schloss sie wieder. Lachend sah sie mich an.
    »Christine, das geht gut los. Lieber Gott, lass die Wohnung schön sein.«
    »Und mach, dass Luise sie kriegt.«
    Ich stieg aus und wartete, bis sie abgeschlossen hatte.
    Luise drehte sich zu mir.
    »Nein, das ist kein Problem, ich kann sie auf jeden Fall haben, die Vermieterin ist eine ehemalige Kundin meiner Mutter, ich
     kenne sie noch von früher. Die Wohnung muss nur schön sein.«
    Zusammen gingen wir auf die Eingangstür zu. Es war eine weiße Jugendstilvilla, sehr gepflegt, Stuck und kleine Balkone.
    Luise drückte auf einen Klingelknopf, wartete auf den Türsummer und sah mich an.
    »Wenn das innen genauso schön ist, hoffe ich, dass es

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