Ausgeliebt
klappt, ich habe keine Lust mehr zu suchen. Es ist die vierzehnte Besichtigung.«
Der Summer entriegelte die Tür, ich drückte sie auf.
»Na denn, vierzehn bringt Glück, alte tasmanische Volksweisheit.«
»Was?«, Luise folgte mir irritiert.
»Es bringt Glück, jede vierzehnte Wohnung bringt Glück. Glaub es einfach.«
|119| Das Treppenhaus war alt und restauriert, blaugrüne Fliesen, Holzgeländer, schöne Türen mit Messinggriffen.
Auf der dritten Etage wurde eine Wohnungstür geöffnet. Eine blonde Frau trat auf den Flur, künstliches Lächeln, viel Makeup
und Haarspray, weiße Hose, rosa Blazer, viel Goldschmuck.
Sie begrüßte Luise mit Handschlag, ihre Stimme wurde sofort eine Oktave höher.
Beim heiteren Beruferaten hätte man den Kandidaten die Augen verbinden müssen, sie hätten sofort gewusst, dass dieses Wesen
Maklerin war.
Die Stimme war grauenhaft.
»Hach, und das ist sicher die Freundin, die zur Sicherheit mitkommt. Reizend, freut mich.«
Ihre Armbänder klirrten. Ich war mir sicher, dass sie ein BM W-Cabrio fuhr.
Edith sagte:
»Blödes Huhn.«
Ich lächelte, gab ihr die Hand und ärgerte mich ein bisschen, dass ich schon wieder den schwarzen Blazer trug und meine Jeans
nicht ganz sauber war. Das hatte sie sofort gesehen, ich war mir sicher.
Charlotte erinnerte.
»16 125,20 Euro. In der Tasche.«
Ich drückte die Hand der Maklerin sehr fest und lächelte breiter. Sie zuckte ein bisschen zusammen, ließ meine Hand schnell
wieder los.
»Dann wollen wir mal.«
Die Wohnung war wie für Luise gemacht. Drei große Zimmer, viel Licht und komplett renoviert.
Die Maklerin, die sich als Jeanette vorgestellt hatte, bekam ihre Begeisterung über die Wasserhähne, die Fußböden, die Anordnung
der Steckdosen und die isolierten Fenster kaum in den Griff und wurde immer schriller.
Luise hatte mit ihren langen Schritten die Zimmer durchquert, |120| sah Jeanette lange an und unterbrach sie mit sanfter, aber bestimmter Stimme.
»Es ist gut. Danke. Ich nehme sie.«
Jeanette schloss ihren Mund.
»Oh, ja gut, ja schön, soll ich Ihnen nicht noch die Küchengeräte erklären, die sind so wunderbar …«
»Nein.« Unsere Antwort kam im Chor.
Beleidigt versprach sie Luise, dass sie den Mietvertrag in den nächsten Tagen zuschicken würde, und klärte die Termine ab.
Die Wohnung wäre ab der nächsten Woche fertig, dann könne sie einziehen.
Sie ließ uns vorgehen und schloss die Haustür umständlich ab.
Als wir durch den Hausflur gingen, machte sie uns auf die blaugrünen Fliesen und das Holzgeländer aufmerksam. Ich sah auf
die fremden Türschilder, Luise sah Jeanette höflich an.
Unten angekommen, war ihre Stimme wieder genauso schrill wie in der Wohnung.
Sie warf ihre kleine rosa Jacke auf die Rückbank eines roten BM W-Cabrios , stieg ein, winkte uns fröhlich zu und rauschte ab.
Luise sah mich an, ich sah zurück, dann fingen wir an zu lachen. Minutenlang. Über Jeanette, über die tollen Wasserhähne,
über BM W-Cabrios , über schrille Stimmen und weil Luise eine tolle Wohnung hatte.
Wir wischten uns beide Lachtränen weg.
»So, und jetzt gehen wir Sekt trinken. Auf meine neue Wohnung.«
Ich suchte in meiner Tasche nach dem zerknitterten Kontoauszug.
»Luise, ich lade dich ein. Guck mal auf die unterste Zeile.«
Sie glättete den Auszug, sah hin, hob die Augenbrauen.
»Was ist …? Ach, Bernd? Christine, du hast Kohle. Morgen gehen wir einkaufen. Ich brauche sowieso noch ein paar Sachen, lass uns ins
Stilwerk fahren. Wir machen uns einen tollen Tag.«
|121| Sie reichte mir den Auszug zurück, stieß mich in die Seite und lächelte.
»Wir haben es geschafft, ich zumindest fast. Das werden klasse Zeiten, die jetzt kommen. Ich spüre es.«
Ich fand ihre Augen traurig. Und ich hoffte, dass sie das nicht auch über mich dachte.
|122|
Kaufrausch
Bernd ging vor mir her. Ich blickte auf seinen Haaransatz im Nacken, er hatte da einen Wirbel. Plötzlich spürte ich den unbändigen
Wunsch, ihn genau da zu berühren, zu küssen.
In diesem Moment blieb er stehen und drehte sich um, lächelte mich an. Er streckte seine Hand aus, zog mich an sich. Ich spürte
seinen Mund an meiner Schläfe, hörte seine Stimme.
»Es ist gut, dass du wieder da bist. Ich war so ein Idiot, ich will das nicht ohne dich.«
Mein Herz schlug schneller, mich überkam ein wohliges Gefühl der Sicherheit. Ich legte meine Hand an seine Wange, versuchte
ihm in die Augen zu
Weitere Kostenlose Bücher