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Ausgeliebt

Titel: Ausgeliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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sehen und hörte den Wecker.
     
    Bitte nicht, dachte ich und stellte den Klingelton aus.
    Ich blieb auf dem Rücken liegen, fühlte das wohlige Gefühl schwinden, wurde langsam wach und hörte Edith:
»Er hat dich verlassen, es geht ohne dich, du hast das nur geträumt.«
     
    Ich schloss die Augen wieder, sah Bernds Lächeln, spürte seine Hand, spürte die Sehnsucht und fühlte mich einsam.
     
    Charlotte half.
»Du bist mit Luise verabredet. Du hast genug Geld, ihr geht einkaufen, du kaufst irgendetwas Schönes für deine Wohnung, keiner
     redet rein, das wird ein toller Tag.«
    Edith setzte nach.
»Frustkäufe gegen die Einsamkeit. Na toll, das machen auch genug andere Frauen in deinem Alter. Ersatzleben.«
     
    |123| Ich setzte mich auf, mir war schwindelig, mein Rücken tat weh.
    Das Gefühl, das ich im Traum gehabt hatte, hing immer noch in der Luft. Bernds Stimme war in meinem Ohr. »Ich will das nicht
     ohne dich.«
    Ich ärgerte mich über die aufsteigenden Tränen, quälte mich aus dem Bett und ging ins Bad.
     
    Kurz vor 11   Uhr stand ich vor dem Eingang des Stilwerks und wartete auf Luise.
    Das Stilwerk ist ein beeindruckendes Gebäude, das direkt am Hafen liegt. Moderne Architektur außen, innen eine Ansammlung
     von Designer-Läden, Möbel, Stoffe, Bäder, Dekorationen, alles, was man braucht, um seine Altbauwohnung so auszustatten, dass
     man damit in die ›Schöner Wohnen‹ kommt.
     
    Vor fünf Jahren war ich mal mit einem Kollegen hier gewesen. Wir hatten in der Nähe ein Verlagsessen gehabt, danach hatte
     er mich gefragt, ob ich ihn zum Bahnhof fahren könnte, er wollte allerdings vorher noch einen Duschkopf kaufen. Ich stimmte
     zu und ließ mich zum Stilwerk dirigieren. In meiner Ahnungslosigkeit erwartete ich einen Baumarkt und verstummte in Ehrfurcht,
     als wir in einem kleinen Stilwerk-Laden standen und einen Duschkopf kauften, der genauso viel kostete, wie unsere gesamten
     Badezimmer-Armaturen im Haus. Baumarkt eben.
    Damals kam ich mir vor wie in einer anderen Welt.
     
    Charlotte erinnerte mich.
    »16   125,20   Euro. Heute gehörst du dazu.«
    Ich verspürte Vorfreude.
    Ich ging einen Schritt zur Seite, um einem Paar Platz zu machen, das an mir vorbei zum Eingang ging. Er ließ ihr den Vortritt,
     legte ihr die Hand auf den Rücken. Sie drehte sich zu ihm um, lächelte, blieb stehen, küsste ihn, ging dann weiter. Die |124| Drehtür trennte sie für einen kurzen Moment, als er nach ihr freigelassen wurde, wartete ihre Hand auf seine.
     
    Meine Blicke folgten ihnen.
    Edith sagte:
»Das willst du auch.«
    Charlotte antwortete:
»Und gleich kriegen sie sich in die Haare, weil er alles, was sie will, zu teuer findet oder nicht leiden mag.«
     
    Ich glaubte ihr nicht, sah die wartende Hand vor mir.
    »Was machst du denn für ein Gesicht?« Unvermittelt stand Luise vor mir. Sie umarmte mich.
    Ich schüttelte das Bild der beiden ab und sah Luise an. »Ich war in Gedanken.«
    »Die waren anscheinend nicht so prickelnd.«
    Sie zog mich in das Foyer des Stilwerks und sah sich um.
    »Ist das nicht irre? Ich liebe diese Läden. Und wenn wir nur gucken, es ist einfach toll.«
    Ihre Begeisterung wischte die Wolken um meinen Kopf beiseite.
     
    Charlotte schob nach.
    »16   125,20   Euro. Und niemand, der sich einmischt und Rechtfertigungen will.«
     
    Ich holte tief Luft, hakte Luise unter, merkte, wie dünn sie war, und sagte: »Können wir nicht erst mal frühstücken und dabei
     einen Plan machen? Wonach wir überhaupt suchen?«
    Ich steuerte mit ihr auf ein kleines Bistro zu, das gleich neben dem Eingang liegt.
    Wir bekamen einen Tisch am Fenster mit Blick auf die Elbe und bestellten bei dem ausgesprochen hübschen Kellner zweimal das
     kleine Frühstück.
    Man kann von hier aus auf den Parkplatz sehen, wohin immer mehr Autos fuhren. Ich war überrascht, wie viele Menschen |125| es sich leisten konnten, samstags die Shoppingtour im Stilwerk zu machen.
    Luises Blick folgte dem meinen. »Die meisten gucken nur.« Sie prostete mir mit ihrer Kaffeetasse zu. »Wir können kaufen.«
    Ich fühlte mich ein bisschen aufgeregt und sehr leicht.
    Luise holte einen Zettel aus ihrer Handtasche, schob den Teller mit ihrem angebissenen Brötchen zur Seite, legte den Zettel
     auf den Tisch und strich ihn glatt.
    »Also, ich brauche   …«
    Während ich weiterkaute, nahm ich den Zettel, schob ihren Teller wieder zurück und sagte etwas undeutlich: »Iss doch erst
     mal auf.«
    Luise blickte mich

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