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Ausgeliebt

Titel: Ausgeliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Er ergab sich schließlich Marleens Hartnäckigkeit.
    Die Affäre hatte bereits vor vier Jahren angefangen, als wir das Haus kauften und anschließend renovierten.
    Ich war damals über Antjes Arbeitseifer gerührt und dankbar. Ich hatte einen vollen Terminkalender, sie opferte ihren dreiwöchigen
     Urlaub. Damals dachte ich, dafür ist man auch seit fünfundzwanzig Jahren befreundet.
    Ich fuhr tagsüber in die Buchhandlungen, Antje und Bernd renovierten, und Adrian, der ebenfalls jeden Tag da war, sah sich
     das an.
    Nach zwei Wochen nahm er Bernd zur Seite und wurde deutlich. Bernd zeigte wohl Einsicht und legte die Geschichte erst mal
     auf Eis.
    »In der Zeit hatten Antje und ich einen eigenartigen Streit, sie warf mir vor, ihr nichts für die Hilfe angeboten zu haben.
     Ich habe das damals überhaupt nicht begriffen.«
    »Konntest du auch nicht, sie wollte deinen Mann.«
    |32| Marleen nahm sich eine Zigarette aus meiner Schachtel, obwohl sie eigentlich nicht rauchte.
    »Jedenfalls blieb die Sache nicht lange auf Eis. Da ist wohl immer mal wieder was gelaufen, und im letzten Sommer hatte sie
     ihn erlegt.«
    »Ich habe nichts gemerkt.«
    »Im Dezember hat Antje dann Druck gemacht. Sie ist dann wohl ziemlich ausgerastet, als ihr Weihnachten zu deinen Eltern nach
     Sylt gefahren und dann noch über Silvester geblieben seid.«
    »Woher weiß Adrian das denn?«
    »Das hat Bernd ihm alles brühwarm erzählt. Antje hat den ganzen Januar gezickt und Bernd gedroht, wenn er es dir nicht erzählt,
     macht sie das. Dann wart ihr aber noch bei euren Nachbarn zum Geburtstag und da war es aus. Du bist Montagmorgen zu Ines gefahren,
     Antje kam abends zu Bernd und wollte wissen, wie du es aufgenommen hast. Das war wohl die Deadline. Deshalb musste er dich
     anrufen.«
    Mir war heiß und kalt zugleich. Ich suchte nach Worten.
    »Das kann doch alles nicht angehen.«
    Marleen sah mich traurig an.
    »Ich weiß es seit sechs Wochen, ich habe hin und her überlegt und gedacht, wenn du das jetzt auch noch weißt, bricht dir der
     ganze Boden unter den Füßen weg. Ich wollte warten, bis du in deiner neuen Wohnung eingerichtet bist und die beiden nicht
     mehr sehen musst.«
    »Sie wollte mir beim Umzug helfen. Stell dir das mal vor, diese alte Schlange wollte mir beim Umzug helfen, und   …« Mir kamen die Tränen.
    »Sie wollte wohl gucken, dass du nicht alles einpackst.« Marleen schüttelte den Kopf.
    »Am nächsten Tag, als du wieder bei Ines warst, bin ich zu Bernd gefahren. Ich habe ihn dermaßen zusammengebrüllt, dass er
     ganz blass wurde. Und ich habe ihm gesagt, wenn diese Ziege vor dem Fünfzehnten das Grundstück betritt, sorge ich |33| dafür, dass das gesamte Haus leergeräumt wird. Du hast ja sowieso alles bezahlt.«
    »Ich glaube das alles nicht, das ist doch ein schlechter Film. Ich passe auf ihre Kinder auf und sie vögelt mit meinem Mann.
     Scheiße, fünfundzwanzig Jahre, was ist sie denn für ein Mensch? Ich könnte sie umbringen, diese Ratte.«
    »Lass wenigstens nicht so viele Sachen da.«
    »Eigentlich will ich gar nichts mehr. Diese ganzen verlogenen Erinnerungen.«
    Marleen drückte meine Hand. »Das verstehe ich, lass trotzdem nicht alles da. Nimm mit, was du mitnehmen willst.«
    Wir waren beide erschöpft und schwiegen.
    »Marleen, mir ist kotzschlecht. Ich fahre jetzt, packe alles ein und klebe gelbe Zettel auf die Möbel, die ich mitnehmen will.
     Kannst du am Fünfzehnten rübergehen und gucken, dass alles mitkommt?«
    »Sicher. Soll ich mitfahren und dir helfen?«
    »Nein, das muss ich selbst machen. Ich schreibe noch eine Liste, welche Teile und wie viele Kartons und so.«
    Wir rauchten schweigend zu Ende, tranken den Kaffee aus, dann stand ich auf. Marleen nahm mich in die Arme, drückte mich.
    »In einem halben Jahr lachen wir drüber. Kopf hoch.«
     
    Als ich die Haustür aufschließen wollte, wurde sie von innen aufgerissen.
    Bernd stand mit einem verlegenen Grinsen im Flur. Ich ging stumm an ihm vorbei.
    Ich konnte ihm nicht ins Gesicht sehen.
    »Na, wie war es mit den Kiddys«, fragte er.
    Ich schluckte, drückte meine Fingernägel in meine Handballen.
    »Du hast doch bestimmt mit ihr telefoniert. Ich bin vor drei Stunden da weggefahren. Was soll das also?«
    |34| »Christine, das verstehst du ganz falsch. Das fing erst nach unserer Trennung an. Ich fühlte mich so einsam.«
    Ich sah ihn an. Ich hatte nie geahnt, dass es so schmerzt, in ein Gesicht zu sehen, mit dem man jahrelang gelebt

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