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Ausgeliebt

Titel: Ausgeliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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und dieser Zicke aufs tote Gleis
     schieben. Das lasse ich nicht zu. Du wirst es ihnen zeigen.«
    »Es ist so schwer.«
    »Ja, das ist es. Aber du hast den Anfang schon geschafft. Wir haben jetzt Mai. Im November hast du Geburtstag. Das ist noch
     ein halbes Jahr. Dann lachen wir drüber.«
     
    Sonntagabend brachte ich Marleen zum Zug.
    Mein Balkon hatte Balkonkästen, die bepflanzt waren. Marleens Ableger hatten nicht gereicht und sie hatte sich fast weggeschmissen
     vor Lachen. Die Blumen, die ich mir in der Gärtnerei ausgesucht hatte, hießen Männertreu.
    Ich hatte Gardinen im Büro, der Kühlschrank und die Vorratsschränke waren voll.
    |41| Am Vorabend hatten wir teuer und wunderbar in einem Restaurant am Hafen gegessen, anschließend in einer Bar Cocktails getrunken,
     viermal »Sex on the beach«.
    Anschließend saßen wir noch die halbe Nacht in meiner Küche und lasen uns gegenseitig Horoskope vor, die Marleen am Bahnhof
     gekauft hatte.
    Seit langer Zeit lachte ich wieder Tränen.
    Ich blieb an der Rolltreppe stehen, bis der Zug aus meinem Blick verschwand.
    Dann drehte ich mich um und ging zu meinem Auto.
    Ich hatte das Gefühl, nach Hause zu fahren.

|42|

    Veränderungen
    Die Sonne schien mir ins Gesicht, als ich mittags vom Postamt kam.
    Ich hatte endlich ein Postfach beantragt.
    Als ich Marleen erzählte, dass mir der Antrag bevorstand – was sollte ich denn bei Familienstand schreiben? – verdrehte sie
     die Augen.
    »Meine Güte, du willst ein Postfach mieten, kein Kind adoptieren.«
    Die ganze Aktion hatte vier Minuten gedauert, ich schüttelte über mich den Kopf und fühlte mich gleichzeitig als Heldin.
     
    Als ich im Hausflur stand, hörte ich in der Wohnung das Telefon klingeln. Bevor ich aufgeschlossen hatte, sprang der Anrufbeantworter
     an.
    Beim Abhören verflog mein heldenhaftes Gefühl.
    »Hallo, Christine, hier ist Hans-Hermann. Ich habe Bernd gestern Abend zufällig getroffen, er hat mir von eurer, äh, Entwicklung
     erzählt. Also, da müssen wir natürlich drüber reden, du bezahlst ja das Haus noch und so weiter. Ruf mich doch mal an, dann
     machen wir einen Termin, am besten mit Bernd zusammen. Bis dann.«
     
    Hans-Hermann war mein Steuerberater.
    Ich hatte das ganze Thema Geld und Zukunft verdrängt. Natürlich wusste ich, dass wir die finanziellen Dinge regeln mussten.
     Wir zahlten immer noch gemeinsam das Haus ab, zusätzlich überwies ich Bernd jeden Monat eine feste Summe auf sein Privatkonto.
    |43| Das hatte während seines Studiums angefangen, wir hatten es nie geändert, gaben es sowieso gemeinsam aus.
    Jetzt nicht mehr.
     
    Ich ging auf den Balkon und fühlte die Erde der Balkonkästen. Marleen hatte ganze Arbeit geleistet. Es sah aus wie heile Welt.
    Das Telefon klingelte wieder.
    Diesmal war es Dorothea.
    »Schätzchen, ich habe für dich einen Termin bei Holli gemacht, du weißt schon, mein sensationeller Friseur. Heute abend, 18   Uhr. Ich hole dich ab. Ich habe ihm gesagt, er soll aus einer Landpomeranze eine Diva machen, die zehn Jahre jünger aussieht.
     War doch o.k., oder? Wie geht es dir heute?«
    »Mein Steuerberater hat gerade angerufen. Ich soll mit Bernd zusammen einen Termin machen, um die Finanzen zu regeln.«
    »Sag bloß, du hast das noch nicht getan. Zahlst du etwa immer noch?«
    »Ich habe das noch nicht geschafft.«
    »Das hätte ich als Allererstes gemacht, du bist ja wohl völlig bescheuert.«
    »Ich hatte aber keine Lust, ihn zu treffen.«
    »Na klar, da schiebst du ihm lieber die Kohle in den Hintern. Und er lädt die Schranze zum Essen ein.«
    »Dorothea.«
    »Ist doch wahr, mach bloß schnell den Termin, wenn Ines oder Georg das mitkriegen, bringen sie dich um.«
    »Ich rufe gleich an.«
    »Wehe nicht. Ich hole dich um 17:30   Uhr ab, bis nachher.«
    Ich behielt den Hörer gleich in der Hand.
    »Christine, sag mal, was macht ihr denn für einen Blödsinn?«, fragte Hans-Hermann, nachdem ich ihn begrüßt hatte.
    »Ich habe eigentlich keine große Lust, darüber zu reden, aber es heißt nicht ›wir‹, sondern ›er‹.«
    »Das habe ich mir schon gedacht, dein Göttergatte war nicht alleine, als wir uns getroffen haben.«
    |44| Treffer.
    »So eine große Blonde, kam mir irgendwie bekannt vor.«
    Versenkt.
    »Bist du noch dran?«
    Ich suchte meine Stimme.
    »Klar doch, dann weißt du ja Bescheid. Und du wolltest einen Termin machen.«
    »Du solltest das wollen, nach Lage der Dinge. Tut mir leid, ich hoffe, das war kein Fettnäpfchen.

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