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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Straßenmitte eine Tafel mit der Aufschrift »Brücke nicht befahrbar« und drei Fackeln auf. Fünfzig Meter weiter nördlich sperrten sie die Straße über die gesamte Breite mit weiteren Fackeln ab. Hinter sich verteilten sie Tafeln mit
der Aufschrift »Straße gesperrt«. Als der State Trooper sich auf Slalomkurs in südlicher Richtung entfernt hatte und verschwunden war, holten die Soldaten Äxte aus ihrem Fahrzeug und fingen an Bäume zu fällen. Der gepanzerte Truppentransporter schob sie mit laut dröhnendem Motor und quietschenden Reifen auf die Straße und ordnete sie dort im Zickzack an. Ein Fahrzeug konnte da durchkommen, aber nur, wenn es ganz langsam und vorsichtig fuhr. Zwei Soldaten wurden am Straßenrand als Posten aufgestellt. Die anderen sechs fuhren mit McGrath zurück.
    Johnson befand sich im Kommandofahrzeug. Er stand in Funkkontakt mit Peterson. Die Nachrichten waren schlecht. Mit der Raketeneinheit hatte es seit mehr als acht Stunden keinen Funkkontakt mehr gegeben. Johnson hatte dafür eine Daumenregel. Diese Regel hatte er sich in den Dschungeln von Vietnam durch bittere Erfahrung zu Eigen gemacht. Die Daumenregel besagte: Wenn man mit einer Einheit den Funkkontakt mehr als acht Stunden lang verloren hat, schreibt man diese Einheit als Totalverlust ab.
     
    Während des Fluges redeten Webster und Garber nicht miteinander. Das war Websters Entscheidung. Er war als Bürokrat erfahren genug, um zu wissen, dass er alles, was er jetzt von Garber hörte, sich noch einmal würde anhören müssen, wenn schließlich das ganze Team zusammen war. Also saß er stumm im lauten Pfeifen der Turbinen und las das Borken-Profil, das man ihm aus Quantico hatte zukommen lassen. Garber sah ihn die ganze Zeit fragend an, aber Webster ignorierte seine Blicke. Wenn er das jetzt Garber erklärte, würde er es später für McGrath und Johnson nur noch einmal tun müssen.
    In Kalispell war es kalt und grau, als sie durch den Flughafenlärm über die Asphaltfläche zu dem Bell-Hubschrauber hinübergingen. Garber identifizierte sich bei dem Kopiloten, worauf dieser eine kurze Leiter auf die Piste hinunterließ. Garber und Webster kletterten in die Maschine und setzten sich auf die ihnen zugewiesenen Plätze. Der Kopilot bedeutete ihnen gestikulierend mit beiden Händen, dass sie sich anschnallen
sollten und dass der Flug etwa fünfundzwanzig Minuten in Anspruch nehmen würde. Webster nickte und lauschte dann dem gleichmäßigen Klappern der Rotorflügel, als sie aufstiegen.
     
    General Johnson hatte gerade wieder einmal ein langes Gespräch mit dem Weißen Haus beendet, als er hörte, wie der Hubschrauber sich ratternd näherte. Er stand in der Tür der Kommandostation und sah zu, wie die Maschine auf dem kiesbedeckten Randstreifen zweihundert Meter südlich von ihm aufsetzte. Er sah zwei Gestalten aussteigen und geduckt auf ihn zu kommen. Dann hob der Hubschrauber wieder ab und flog in südlicher Richtung davon.
    Er ging den beiden entgegen, erreichte sie auf halbem Wege. Nickte Garber zu und zog Webster beiseite.
    »Etwas Neues?«, fragte er.
    Webster schüttelte den Kopf.
    »Unverändert«, sagte er. »Das Weiße Haus geht auf Nummer sicher. Bei Ihnen?«
    »Nichts«, erklärte Johnson.
    Webster nickte. Mehr gab es nicht zu sagen.
    »Was haben wir hier?«, fragte er.
    »Der Präsident weiß offiziell von nichts«, erklärte Johnson. »Wir haben zwei Kameraflugzeuge in der Luft. Das ist ein Übungseinsatz. Wir haben acht Marines und ein Panzerfahrzeug. Ebenfalls ein Übungseinsatz. Ihre Vorgesetzten wissen, wo sie sind, aber sie wissen nicht genau, weshalb sie hier sind, und stellen keine Fragen.«
    »Sie haben die Straße abgesperrt?«, fragte Webster.
    Johnson nickte.
    »Wir sind hier oben ganz auf uns allein gestellt«, erklärte er.

34
    Reacher und Holly saßen allein im Wald, an zwei nebeneinander stehende Kiefern gelehnt, und starrten den Hügel über Jacksons Grab an. So blieben sie sitzen, bis das Licht des Nachmittags verblasst war und es schließlich dunkel wurde. Sie redeten kein Wort. Es wurde kalt. Die Zeit für die Entscheidung war gekommen.
    »Wir gehen zurück«, erklärte Holly.
    Das war eine Feststellung, keine Frage. Ihre Stimme ließ tiefe Resignation erkennen. Er blieb stumm. Sein Atem ging langsam, und er starrte ins Leere, tief in Gedanken versunken. Durchlebte noch einmal, wie sie geschmeckt und gerochen hatte. Ihr Haar, ihre Augen, ihre Lippen. Wie sie sich angefühlt hatte, stark und

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