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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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schneller als Spaziergängertempo, vielleicht fünfundvierzig oder fünfzig Minuten. Das Gelände stieg unter seinen Füßen sanft an. Bei jedem vierten oder fünften Schritt trafen seine Füße den Bruchteil einer Sekunde früher auf den Boden, als sie das eigentlich hätten sollen, ein Zeichen, dass das Gelände anstieg. Ein paarmal stolperte er über Wurzeln. Einmal krachte er mit voller Wucht gegen eine Kiefer. Aber er trabte unablässig weiter.
    Nach vierzig Minuten hielt er inne. Er vermutete, dass Brogan und Milosevic eine ähnliche Reise hinter sich hatten, aber für sie war die Entfernung größer, weil sie am Anfang nach Westen gegangen waren. Deshalb rechnete er mit einer Verzögerung. Mit etwas Glück sollten sie etwa zwanzig Minuten hinter ihm sein. Er ging tiefer in den Wald hinein und setzte
sich, an einen Baumstamm gelehnt, hin. Zündete sich eine Zigarette an. Seiner Berechnung nach war er vielleicht eine halbe Meile von ihrem Treffpunkt entfernt. Die Landkarte in seinem Kopf sagte ihm, dass die Straße unweit von ihm in Richtung auf die Ortschaft abbiegen musste.
    Er wartete eine Viertelstunde. Zwei Zigaretten. Dann stand er auf und ging weiter. Er bewegte sich vorsichtig. Er näherte sich jetzt seinem Ziel. Zweimal machte er einen Abstecher nach links und fand schließlich die Straße. Kroch zwischen den Bäumen durch, bis er das Schimmern der Sonne auf dem grauen Beton sah. Dann zog er sich wieder zurück und ging weiter nach Norden. So trottete er dahin, bis er sah, wie der Wald vor ihm dünner wurde. Er sah freie Stellen hinter den letzten Bäumen, die von der Sonne beschienen waren. Er blieb stehen und ging ein Stück nach links und dann nach rechts, um einen Aussichtspunkt zu finden. Er sah die Straße in die Ortschaft münden. Eine graue Ruine auf einem kleinen Hügel auf der linken Seite. Das Gerichtsgebäude rechts. Besser erhalten. Weiß im Sonnenlicht schimmernd. Er starrte es eine Weile zwischen den Bäumen an. Dann machte er kehrt. Ging fünfhundert Meter weit in den Wald hinein. Arbeitete sich zur Straße hin, bis er zwischen den Bäumen das graue Schimmern erkennen konnte. Lehnte sich an einen Baumstamm und wartete auf Brogan und Milosevic.
     
    Diesmal widerstand er der Versuchung, sich wieder eine Zigarette anzuzünden. Er hatte vor langer Zeit gelernt, dass es nicht besonders schlau war, in einem Versteck zu rauchen. Der Geruch breitet sich aus, und eine scharfe Nase kann ihn entdecken. Also lehnte er sich an den Baum und starrte mürrisch zu Boden. Seine Schuhe waren ruiniert, der Aufstieg an der Nordseite der Schlucht hatte ihnen den Rest gegeben. Er hatte die Spitzen immer wieder in den felsigen Boden gestoßen, und sie waren völlig zerkratzt. Er wusste in diesem Augenblick, dass er verraten worden war. Panik stieg in seiner Kehle auf. Seine Brust spannte sich. Es traf ihn wie eine Gefängnistür, die sich sanft schließt. Sie schwang lautlos auf gut geölten Scharnieren nach innen und knallte ihm ins Gesicht.
    Was hatte Borken am Funkgerät gesagt? Er hatte gesagt: So wie Sie uns mit diesen verdammten Flugzeugen beobachten. Aber was hatte ihm der Adjutant des Generals damals in dem Büro in Butte gesagt? Sie blicken zum Himmel und sehen einen winzigen Kondensstreifen und bilden sich ein, das ist eine Maschine der TWA. Man denkt nicht, dass es die Air Force ist, die nachsieht, ob Sie an diesem Morgen Ihre Schuhe geputzt haben. Woher wusste Borken also, dass Überwachungsflugzeuge in der Luft waren? Weil ihm jemand das gesagt hatte. Aber wer war das gewesen? Wer zum Teufel wusste das?
    Er sah sich verzweifelt um, und das Erste, was er sah, war ein Hund, der von vorn auf ihn zukam. Und dann noch einer. Sie jagten durch die Bäume auf ihn zu. Er hörte hinter sich Geräusche. Schritte und das Knacken von Zweigen. Dann dasselbe Geräusch von rechts. Das metallische Geräusch einer Waffe von seiner linken Seite. Die Hunde waren jetzt dicht vor ihm. Er drehte sich, von Panik erfüllt, im Kreis. Rings um ihn kamen Männer zwischen den Bäumen auf ihn zu. Magere, bärtige Männer in Tarnkleidung, mit Karabinern und Maschinenpistolen. Mit Handgranaten, die an ihren Tarnanzügen hingen. Vielleicht fünfzehn oder zwanzig Mann. Sie kamen ruhig und zielbewusst auf ihn zu. Sie bildeten einen vollständigen Ring, der ihn umgab. Er drehte sich in die eine Richtung, dann in die andere. Er war umzingelt. Sie hoben ihre Waffen. Fünfzehn oder zwanzig Automatikwaffen zielten auf ihn, wie die

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