Ausgeliefert: Roman (German Edition)
dann machten sich alle Sorgen und würden fortfahren, sich Sorgen zu machen, bis man sie sicher und unversehrt gefunden hatte. Also waren sie alle noch da. Ruhig und beunruhigt. Bis McGrath laut und vergnügt in den Raum trat, ein großer Auftritt, und rauchte, als ob sein Leben davon abhinge.
»Gute Nachrichten, Leute, alle mal herhören, herhören!«, rief er.
Er ging zum Kopfende des Konferenztisches. Das Murmeln, das eingesetzt hatte, verstummte zu plötzlicher Stille. Achtzehn Augenpaare folgten ihm.
»Wir haben sie gefunden!«, rief er. »Wir haben sie gefunden, okay? Sie ist in Sicherheit, und es geht ihr gut. Schluss mit der ganzen Aufregung, Leute. Das wäre jetzt zunächst mal ausgestanden.«
Achtzehn Stimmen fingen alle gleichzeitig zu reden an. Stellten alle dieselben eindringlichen Fragen. McGrath hob beide Hände, um sich Ruhe zu verschaffen, wie ein gerade nominierter Kandidat bei einer Parteiversammlung.
»Sie ist im Krankenhaus«, sagte er. »Es ist einfach so, dass ihr Arzt heute Nachmittag ganz unerwartet eine Operation ansetzen musste, mit der man nicht gerechnet hatte. Er hat sie angerufen, sie ist gleich hinübergefahren, und man hat sie sofort in den OP gebracht. Es geht ihr gut, sie ist bereits auf dem Wege der Besserung, und es ist ihr furchtbar peinlich, dass sie damit solche Unruhe ausgelöst hat.«
Wieder setzten die achtzehn Stimmen ein, und McGrath ließ sie eine Weile gewähren. Dann hob er wieder beide Hände.
»Also, Schluss mit der Aufregung, klar?«, rief er und lächelte.
Das Stimmengewirr legte sich, die Erleichterung war jetzt deutlich zu spüren.
»Also Leute, ab nach Hause ins Bett«, sagte McGrath. »Wir haben morgen schließlich wieder einen vollen Arbeitstag vor uns, stimmt’s? Aber vielen Dank, dass Sie hier geblieben sind. Dank von mir und von Holly. Ihr bedeutet das eine ganze Menge. Brogan und Milosevic, Sie bleiben bitte noch einen Moment. Für den Rest der Woche übernehmen Sie Hollys Arbeit. Die anderen alle – gute Nacht, schlafen Sie gut, und nochmals vielen Dank, Gentlemen.«
Fünfzehn Agenten und der Anwalt lächelten, gähnten und standen auf. Drängten sich vergnügt und lärmend aus dem Raum. McGrath, Brogan und Milosevic blieben zurück, rings um den Konferenztisch verteilt, weit voneinander entfernt. In der plötzlich eingetretenen Stille ging McGrath zur Tür. Schloss sie leise. Drehte sich um und sah die beiden anderen an.
»Das war alles Theater«, sagte er. »Aber das haben Sie beide ja vermutlich schon erraten.«
Brogan und Milosevic starrten ihn bloß an.
»Webster hat mich angerufen«, sagte McGrath. »Sie können sich beide wahrscheinlich vorstellen, warum. Großes, und ich meine wirklich großes Interesse in Washington. Die drehen da drunten jetzt durch. VIP-Entführung, klar? Webster hat man persönlich verantwortlich gemacht. Er besteht auf völliger Geheimhaltung und möglichst wenig Beteiligten. Er möchte, dass hier alle von diesem Fall sofort abgezogen werden, mit Ausnahme von mir und einem zweiköpfigen Team meiner Wahl. Ich habe Sie beide ausgewählt, weil Sie Holly am besten kennen. Es hängt also an uns drei. Wir setzen uns direkt mit Webster auseinander und reden sonst mit niemandem darüber. Mit niemandem. Okay?«
Brogan starrte ihn an und nickte. Milosevic nickte ebenfalls. Sie wussten, dass ihre Wahl für die Aufgabe nahe lag. Aber von McGrath aus welchem Grund auch immer ausgewählt zu werden war eine Ehre. Sie wussten das und sie wussten auch, dass McGrath wusste, dass sie das wussten. Also nickten sie noch einmal, etwas entschiedener. Dann herrschte einen Augenblick lang Stille. Der Rauch von McGraths Zigarette vermengte sich dicht unter der Decke mit dem Schweigen, das über dem Konferenzraum lag. Die Uhr an der Wand tickte, ihre Zeiger schoben sich auf halb eins zu.
»Okay«, sagte Brogan schließlich. »Und was nun?«
»Wir arbeiten die ganze Nacht, wenn Sie das mit ›was nun‹ meinen«, sagte McGrath. »Den ganzen Tag, die ganze Nacht, jeden Tag und jede Nacht, bis wir sie finden.«
Er sah die beiden an. Ließ sich seine Entscheidung für sie noch einmal durch den Kopf gehen. Ein passendes Team, dachte er. Eine gute Mischung. Brogan war älter, trockener, ein Pessimist. Ein kompakt gebauter Mann, der an die Dinge überlegt und sorgfältig heranging, aber mit genug Fantasie. Sein Privatleben war ziemlich chaotisch, mit einer Freundin und zwei Exfrauen irgendwo, die ihn eine Menge Geld und einiges an Sorgen
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