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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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kosteten, aber seine Arbeit wurde davon nie beeinträchtigt. Milosevic war jünger, weniger intuitiv, schnell aufbrausend, aber grundsolid. Der typische zweite
Mann, was nicht unbedingt ein Nachteil zu sein brauchte. Eine Schwäche für große, teure Geländewagen, aber jeder braucht schließlich irgendein Hobby. Beide waren schon eine Weile beim Büro, mit vielen Meilen auf dem Tacho und Skalps am Gürtel. Beide wussten, worauf es ankam, und keiner von ihnen meckerte je über seine Arbeit oder Überstunden, die er machen musste. Oder über das Gehalt, und das war ziemlich einmalig. Ein geeignetes Team. Sie waren neu in Chicago, aber diese Ermittlungen würden ohnehin bald über Chicago hinausgehen. In dem Punkt war McGrath sich ziemlich sicher.
    »Milo, Sie gehen jeder ihrer Bewegungen nach«, sagte er. »Jedem Schritt, jeder Minute, ab zwölf Uhr mittags.«
    Milosevic nickte vage, als wäre er schon ganz in seine Aufgabe vertieft.
    »Brogan, Sie kümmern sich um ihre Umgebung«, sagte McGrath. »Wir müssen irgendeinen Grund finden.«
    Brogan nickte trübsinnig, als wüsste er bereits, dass dieser Grund der Anfang und das Ende der ganzen Sache sein würde.
    »Soll ich mit dem Alten anfangen?«, fragte er.
    »Das liegt wohl auf der Hand«, erwiderte McGrath. »Zumindest würde ich das tun.«
     
    In siebzehnhundertzwei Meilen Entfernung war ebenfalls eine Entscheidung getroffen worden. Eine Entscheidung, die den dritten Zimmermann betraf. Der Auftraggeber fuhr im Pickup des Vorarbeiters zu dem weißen Gebäude zurück. Der dritte Zimmermann hatte inzwischen das Werkzeug aufgeräumt und trat jetzt einen Schritt vor, als er den Wagen näher kommen sah. Dann blieb er verblüfft stehen, als er die riesige Gestalt am Steuer erkannte. Er stand etwas unsicher da, als der Auftraggeber anhielt und sich aus der Fahrerkabine hievte.
    »Okay?«, sagte der Auftraggeber zu ihm.
    »Wo sind die beiden?«, fragte der Zimmermann.
    »Es ist etwas dazwischengekommen«, sagte der Auftraggeber. »Etwas ist dazwischengekommen.«
    »Probleme?«, fragte der Mann.
    Dann verstummte er, weil er an seinen Anteil an der Auftragssumme dachte. Ein kleinerer Anteil freilich, weil er nur ein Helfer war, aber auch ein kleinerer Anteil an der Auftragssumme war wesentlich mehr Geld, als er seit einiger Zeit zu sehen bekommen hatte.
    »Haben Sie hier eine Säge?«, fragte der Auftraggeber und fuhr gleich darauf fort: »Blöde Frage, wie? Sie sind schließlich Zimmermann, und ich frage Sie, ob Sie eine Säge haben. Zeigen Sie mir einfach Ihre beste Säge.«
    Der Mann überlegte kurz, beugte sich dann vor und zog eine Motorsäge aus dem Werkzeugstapel. Ein großes Ding mit einem matten Metallgehäuse und einem gefährlich aussehenden Kreissägeblatt, an dem eine Menge Sägemehl haftete.
    »Ganauer Schnitt?«, fragte der Auftraggeber. »Für wirklich hartes Material geeignet?«
    Der andere nickte.
    »Passt schon«, entgegnete er vorsichtig.
    »Okay, ich will Ihnen sagen, was zu tun ist«, erklärte der Auftraggeber. »Wir brauchen eine Demonstration.«
    »Der Säge?«, fragte der andere.
    »Nein, von dem Raum«, sagte der Auftraggeber.
    »Dem Raum?«, wiederholte der Zimmermann.
    »Da soll ja keiner rauskommen«, sagte der Auftraggeber. »Das war doch die Idee von der ganzen Geschichte, stimmt’s?«
    »Sie haben ihn konstruiert«, sagte der Zimmermann.
    »Aber Sie haben ihn gebaut, oder?«, meinte der Auftraggeber. »Und deshalb brauchen wir jetzt einen Probelauf. Eine Demonstration, um zu beweisen, dass der Raum seinen Zweck erfüllt.«
    »Okay, wie soll das gehen?«, fragte der Zimmermann.
    »Sie gehen jetzt da hinein«, sagte der Auftraggeber. »Und versuchen bis morgen früh rauszukommen. Sie haben das ja gebaut, oder? Also kennen Sie alle Schwachstellen. Wenn jemand da rauskommt, dann sind das Sie, das ist doch wohl klar, oder?«
    Der Zimmermann blieb eine Weile stumm. Versuchte zu begreifen.
    »Und wenn ich das kann?«, fragte er.
    Der Auftraggeber zuckte die Schultern.
    »Dann kriegen Sie kein Geld«, sagte er. »Weil Sie nicht richtig gearbeitet haben.«
    Der Mann verstummte wieder. Fragte sich, ob der Auftraggeber einen Witz machte.
    »Haben Sie gemerkt, was an meiner Logik nicht stimmt?«, fragte der Auftraggeber. »Sie denken jetzt gerade, Sie brauchen ja bloß die ganze Nacht durch auf Ihrem Hintern zu hocken, um mir dann morgen zu sagen, nein, Sir, ich bin da nicht rausgekommen, nein, Sir, es ist einfach nicht gegangen.«
    Der Zimmermann

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