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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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der geteerten Fläche vor dem Fahrzeuglabor ab. FBI-Techniker, deren weiße Mäntel in dem heftigen Rotorenwind flatterten, kamen gerannt und zerrten die Plattform durch das Rolltor ins Innere. Sie hievten das Wrack mit Winden von der Palette und zogen es in die Mitte der großen Halle. Dann rollten sie Bogenlampen heran, bauten sie im Kreis um das Wrack des Pickups herum auf und schalteten sie ein. Vielleicht eine Sekunde lang standen sie da und wirkten genauso wie ein Pathologenteam, das sich anschickt, eine Leiche zu sezieren.
     
    General Johnson ging genau auf dem Weg zurück, den er gekommen war. Er ging die 9 th Street hinunter, vorbei am National Museum of Natural History, vorbei am National Museum of American History, den Mund zu einem starren Oval geformt und schwer atmend. Er ging den ganzen Spiegelteich entlang und spürte, wie seine Kehle sich verengte und wie es ihn würgte. Dann bog er nach links in die Constitution Avenue und schaffte es bis zur VietnamMauer. Dort blieb er stehen. Eine kleine Menschenmenge stand davor, still und benommen, wie immer. Er sah sie an und sah dann sich in dem spiegelnden schwarzen Granit an. Er fiel nicht auf. Er war mit einem leichten grauen Anzug bekleidet. Es war okay. Also ließ er zu, dass seine Tränen ihm die Sicht beeinträchtigten, drehte sich um und setzte sich dicht an den Mauersockel und schluchzte und weinte, den Rücken gegen die goldenen Namen der jungen Männer gepresst, die vor dreißig Jahren gestorben waren.

19
    Reacher schlang sich die Kette um die Hand und schlich sich aus der Scheune hinaus in das graue Zwielicht, das kurz vor Anbruch der Morgendämmerung herrschte. Er ging zwanzig Schritte weit und blieb stehen. Freiheit. Die Nachtluft rings um ihn war weich und schien unendlich. Nichts engte ihn ein. Aber er hatte keine Ahnung, wo er sich befand. Die Scheune stand ganz allein da, fünfzig Meter von ein paar Farmgebäuden entfernt, die ähnlich alt sein mochten. Es gab da ein Haus und zwei kleine Schuppen und einen neueren offenen Unterstand, in dem ein neuer Pickup parkte. Neben dem Pick-up stand ein Traktor. Und neben dem Traktor, im Mondlicht gespenstisch weiß schimmernd, der Lieferwagen. Reacher ging über den steinigen Weg darauf zu. Die vorderen Türen waren abgesperrt, die hinteren ebenso. Er rannte zur Scheune zurück und durchsuchte die Taschen des toten Fahrers. Nichts außer dem Schlüssel für das Vorhängeschloss der Scheunentür. Keine Schlüssel für den Lieferwagen.
    Er rannte zurück, presste die Kette an sich, damit sie nicht klirrte, rannte vorbei an dem Traktorunterstand und sah zu dem Haus hinüber. Ging darum herum. Die vordere Tür war fest versperrt. Die hintere Tür war fest versperrt. Und dahinter war ein Hund. Reacher hörte, wie er sich im Schlaf regte. Er hörte ein leises, schläfriges Knurren und ging weg.
    Auf halbem Weg zurück zu dem Pferdestall sah er sich um. Richtete seine Augen auf den undeutlich wahrnehmbaren Horizont und drehte sich in der Dunkelheit ganz um seine Achse. Eine riesige leere Landschaft. Flach, endlos, ohne irgendwelche wahrnehmbaren Besonderheiten. Der feuchte nächtliche Geruch von einer Million wachsender Pflanzen.
Ein fahler Streifen Dämmerung im Osten. Er zuckte die Schultern und kehrte wieder in die Scheune zurück. Holly richtete sich auf einem Ellbogen auf und sah ihn fragend an.
    »Probleme«, sagte er. »Die Schlüssel für die Handschellen sind im Haus. Und die für den Lieferwagen auch. Und ich kann da nicht hinein, um sie zu holen, weil ein Hund drin ist. Der wird bellen und alle aufwecken. Und in dem Haus sind mehr als nur die beiden anderen. Das ist eine richtige Farm, auf der gearbeitet wird. Es gibt einen Pickup und einen Traktor. In dem Haus könnten vier oder fünf bewaffnete Männer sein. Wenn dieser verdammte Hund bellt, bin ich erledigt. Und es ist schon fast hell.«
    »Probleme«, sagte Holly.
    »Stimmt.« Er nickte. »Wir kommen nicht an ein Fahrzeug heran, und wir können nicht einfach zu Fuß weggehen, weil Sie angekettet sind und nicht gehen können, und außerdem sind wir ohnehin praktisch eine Million Meilen vom nächsten Ort entfernt.«
    »Wo sind wir?«, fragte sie.
    Er hob die Schultern.
    »Keine Ahnung«, sagte er.
    »Ich will es selbst sehen«, sagte sie. »Ich will sehen, was da draußen ist. Ich bin es einfach leid, eingeschlossen zu sein. Kriegen Sie diese Kette nicht runter?«
    Reacher zwängte sich hinter sie und sah sich den eisernen Ring in ihrer Wand

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