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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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und fielen auf den Wagen
des Leichenbeschauers, der in zwanzig Meter Entfernung stand.
    »Hier hat man die Leiche gefunden«, sagte der Mann.
    Er hatte eine Taschenlampe, aber es gab nicht viel zu sehen. Bloß einen Graben zwischen dem Asphalt und dem Zaun, von Gras überwuchert, das auf eine Länge von vielleicht zehn Metern niedergetrampelt war. Die Leiche war nicht mehr da, aber der Leichenbeschauer hatte auf sie gewartet und lieferte ihnen jetzt Einzelheiten.
    »Ziemlich unheimlich«, sagte der Doktor. »Der Kerl ist erstickt worden. Soviel steht fest. Man hat ihn erstickt, ihm das Gesicht in etwas Weiches gedrückt. Überall im Gesicht und in den Augen Petechien. Stecknadelkopfgroße Blutungen, die man bei Asphyxie bekommt.«
    McGrath zuckte die Schultern.
    »Was ist daran ungewöhnlich?«, fragte er. »Ich hätte den Kotzbrocken selbst erstickt, wenn mir das möglich gewesen wäre.«
    »Vorher und nachher«, sagte der Doktor. »Extreme Gewalt vorher. Für mich sieht es so aus, als hätte man den Kerl gegen eine Wand geschmettert, vielleicht gegen die Seitenwand eines Lieferwagens. Der Schädel war hinten aufgeplatzt, und drei seiner Rippen sind gebrochen. Dann hat ihm jemand einen Tritt in den Bauch versetzt. Seine Eingeweide sehen scheußlich aus. Ein völliges Durcheinander. Extreme Gewalt, ungeheure Kräfte. Wer auch immer das getan hat – ich möchte jedenfalls nicht, dass der auf mich sauer ist, das steht für mich fest.«
    »Und was ist mit nachher?«, wollte McGrath wissen.
    »Die Leiche ist bewegt worden«, sagte der Arzt. »Das Hypostasiemuster ist völlig durcheinander. So als hätte jemand auf den Kerl eingeschlagen, ihn dann erwürgt, ihn etwa eine Stunde liegen gelassen, es sich dann anders überlegt, die Leiche weggeschafft und in den Graben geworfen.«
    Webster, McGrath und Brogan nickten alle drei. Milosevic starrte in den Graben. Dann sammelten sie sich am Grabenrand, stierten eine Weile in die endlose, düstere Landschaft, wandten sich gleichzeitig um und gingen auf ihren Wagen zu.
    »Danke, Doc«, sagte Webster ein wenig geistesabwesend. »Gute Arbeit.«
    Der Doktor nickte. Die Wagentüren knallten zu. Der örtliche Agent ließ den Motor an und fuhr weiter nach Westen in die Richtung, in der die Sonne untergegangen war.
    »Der Große hat das Sagen«, meinte Webster. »Das ist jetzt ziemlich klar, oder? Er hat die drei Typen engagiert, um etwas für ihn zu erledigen. Peter Wayne Bell hat nicht pariert. Er hat angefangen, sich an Holly ranzumachen. Eine hilflose, wehrlose Frau, jung und hübsch, eine zu große Versuchung für eine Bestie, wie er eine war, stimmt’s?«
    »Stimmt«, nickte Brogan. »Aber der Große ist ein Profi. Ein Söldner oder ein Terrorist oder so etwas. An der Gefangenen herumzufingern gehörte nicht zu seinem Plan. Also ist er sauer geworden und hat Bell alle gemacht. Um die Truppen zu disziplinieren.«
    Webster nickte.
    »So muss es gewesen sein«, sagte er. »Nur der Große konnte das tun. Zum Teil, weil er der Chef ist, und deshalb hat er das Sagen, und zum Teil auch, weil er körperlich kräftig genug ist, um derartigen Schaden anrichten zu können.«
    »Er hat sie geschützt?«, fragte McGrath.
    »Seine Investition geschützt«, erwiderte Webster mit säuerlicher Miene.
    »Dann ist sie vielleicht noch okay«, meinte McGrath.
    Darauf gab keiner Antwort. Der Wagen bog nach einer Meile scharf nach links ab und holperte über einen Feldweg. Die Scheinwerferbalken erfassten eine kleine Ansammlung von Bretterbuden.
    »Hier haben sie Halt gemacht«, sagte der örtliche Agent. »Eine alte Pferdefarm.«
    »Bewohnt?«, wollte McGrath wissen.
    »Bis gestern«, entgegnete der örtliche Agent. »Heute ist kein Mensch mehr zu sehen.«
    Er hielt vor der Scheune an. Die fünf Männer stiegen aus. Die Scheunentür stand offen. Der örtliche Agent wartete beim Wagen, und Webster, McGrath, Brogan und Milosevic traten ein. Suchten die Scheune mit ihren Taschenlampen ab. Es war
dunkel und muffig. Steinboden, von grünem Moos überwuchert. Pferdeboxen auf beiden Seiten. Sie gingen hinein. Den Mittelgang hinunter bis zum Ende. Die Box auf der rechten Seite hatte einen Schuss aus einer Schrotflinte abbekommen. Die hintere Wand hatte sich dabei praktisch aufgelöst. Bretter waren herausgefallen. Überall Holzsplitter.
    In der letzten Box auf der linken Seite lag eine Matratze. Sie lag schräg auf den bemoosten Steinplatten. Durch einen eisernen Ring an der hinteren Wand war eine Kette

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