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Ausgeliehen

Ausgeliehen

Titel: Ausgeliehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Makkai
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war ich schon einen Meter vierzig.«
    Ich fragte mich, was vom letzten Sommer das war, das er Glenn zeigen wollte, als ich mich an den Schwimmausweis erinnerte, auf dem sein Name und oben »Öffentliches Freibad Hannibal« stand und auf dem sich ein orangefarbenes Foto von Ian mit nassen Haaren, beschlagener Brille und Wassertropfen auf den Schultern befand. Er schob den Ausweis zwischen die Vordersitze und wartete, dass Glenn die Hand danach ausstreckte.
    Ich zog das Auto eine halbe Spur nach rechts. Das war nicht beabsichtigt, es passierte einfach, weil ich versucht hatte, Glenn den Ausweis aus der Hand zu reißen. Es kam zu keinem Zusammenstoß, aber es hätte nicht viel gefehlt und wir wären mit einem Jeep auf der rechten Spur zusammengeprallt. Als ich wieder auf meiner Spur war, waren wir alle ziemlich aufgeregt und Ian schrie. Das wütende Hupen der anderen Fahrer begleitete uns noch fünf Sekunden, als ob sie eine Schallmauer um uns errichten wollten, um sicherzustellen, dass wir die Spur hielten.
    »Was, zum Teufel, war das?«, fragte Glenn.
    Ich sagte: »Bitte fluch nicht vor Joey.«
    Glenn schnappte sich eine Serviette und rieb die Kaffeeflecken von seinem weißen Hemd. Als ich in den Rückspiegel schaute, sah ich, dass Ian an seinem Rucksack hantierte. Er zog eine Grimasse, um mir zu signalisieren, dass er seinen Fehler verstanden und den Ausweis wieder im Rucksack verstaut hatte.
    Ich drehte das Radio so laut, wie es mir für diese frühe Morgenstunde noch natürlich vorkam. Ich konnte die Songs, die die DJ s oft auflegten, schon nicht mehr hören. Falls mich, wenn ich neunzig bin, einmal jemand fragen würde, welche Songs in jenem März populär waren, würde ich sie alle herunterrasseln können.
    Ungefähr um elf Uhr dreißig hielten wir vor dem Kunstmuseum, und Glenn holte seine Tasche aus dem Kofferraum, als hätte ich sie ihm gestohlen. Ich stieg aus, um ihm zu helfen, Ian blieb hinten sitzen und beschäftigte sich mit einem Rätselheft.
    Ich hatte noch immer keine Idee, wie ich Glenn loswerden konnte. Mein Hals brannte noch von der Zigarette, die ich gestern Abend geraucht hatte. »Hör zu«, sagte ich, »ich habe keine Ahnung, wie lange das dauert.«
    »Klar.«
    »Ich meine, es kann sein, dass ich hier bei ihnen bleiben muss. Und ehrlich gesagt, wenn ich nach Chicago zurückfahren sollte, dann nur, um meiner Freundin zu helfen. Sie braucht vielleicht eine Knochenmarktransplantation, und ich überlege, ob ich als Spenderin in Frage komme.« Glenn hatte sich nie erkundigt, was mit Janna Glass los war, und Ian hatte ihm nicht seine Film-der-Woche-Version erzählt.
    Er seufzte und schaute über meine Schulter. »Machen wir es doch einfach so. Ich habe hier Freunde, bei denen ich unterkommen kann. Es ist irgendwie alles ein bisschen viel gerade. Wie wär’s, wenn wir unser romantisches Wochenende dann machen, wenn du nicht mehr Kindermädchen bist?«
    »Das ist gut. Rufst du mich an?« Ich hätte das nicht besser deichseln können, er würde für eine Weile nicht in Missouri sein und hasste mich nicht total.
    »Ja.« Er schulterte seine Tasche und küsste mich auf die Wange. »Pass auf dich auf. Fahr vorsichtig.« Er verschwand durch die Tore des Museums.
    Als ich wieder im Auto saß, fragte Ian: »Kann ich nicht wieder vorn sitzen? Ich bin wirklich schon groß genug.« Ich war zu müde, um es ihm zu verweigern. Außerdem war ich erleichtert, dass er nun nicht mehr neben der Schuhschachtel meines Vaters saß. Ian hatte sie den ganzen Vormittag als Tablett für sein Rätselheft benutzt, und jetzt lag sie zwischen den beiden hinteren Sitzen. Vielleicht sah sie da nicht so verdächtig aus. Mich interessierte der Inhalt nicht besonders, ich hatte nur Angst, dass irgendjemand den alten Beagle sah und intuitiv erahnte, was darin war – dann würde er mir bestimmt Handschellen verpassen. Nicht wegen des Verbrechens, das ich gerade beging, sondern wegen dem meines Vaters.
    Eine Stunde später und eine Stunde näher an Pittsburgh, komponierte Ian laut ein Lied, das er so nannte: Staaten, die du aussprechen kannst, ohne den Mund zuzumachen.
    Er sang: »Oh, Iowa, Ohio, Oahu, Hawaii! Oh, yeah! Uh-huh! Hi! Woah, Hawaii, wow!«
    Er nahm die Füße vom Armaturenbrett und schaute mich an. »Glaubst du, ich könnte Rs benutzen? Da muss man nicht wirklich den Mund schließen – die Zunge berührt nichts. Besonders wenn man einen englischen Akzent hat.«
    »Sicher«, sagte ich, »definitiv.«
    »Where are you,

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