Ausgeloescht
schwieriger.«
»Wieso?«, frage ich.
»Einen Pädophilen darzustellen hatte nichts mit mir zu tun. Das war von Anfang bis Ende gespielt.« »Und das hier?«
»Ich sehe die Dinge nicht wie diese Typen, das will ich nicht sagen. Aber ... es ist ein bisschen zu einfach, in diese Rolle zu schlüpfen.« »Ein Tanz mit dem Teufel«, sagt Alan. »Ja.« Leo seufzt. »Mir ist Computerarbeit lieber.«
»Du machst dich gut«, sage ich. »Wie geht es jetzt weiter?« »Er muss sich jetzt fernhalten, als hätte er eine normale Beschäftigung«, sagt Alan. »Immer langsam und vorsichtig.«
»Ruf mich an, wenn du wieder in den Chatroom gehst.« »Wird gemacht. Bis dann.«
Der Lautsprecher klickt. Im nächsten Augenblick ist die Verbindung zu Leos PC getrennt.
Ich denke nach über das, was ich gelesen habe, was ich im Chatroom beobachtet habe und wie es geschrieben wurde. Ein wenig empfinde ich Mitleid für diese Männer. Ich spüre nicht bei allen Hass. Einige scheinen nur erschüttert zu sein und verletzt. Meine Hand findet meinen Bauch, und ich frage mich: Was, wenn ich einen Sohn bekomme? Muss ich dann an diese Männer denken?
Die einzige Antwort, die ich finde, lautet Tommy. Tommy muss sich nicht versichern, dass er ein Mann ist. Er ist einer. Seine Männlichkeit gehört zu ihm; sie ist bei ihm so natürlich wie das Atmen. Ich könnte Schlimmeres tun, als einen Sohn großzuziehen, der solch einem Mann nachschlägt.
Mein Handy klingelt.
»Barrett«, sage ich.
»Hallo, Boss-Lady.« Ich höre Kirbys fröhliche Stimme, die sich nicht sehr von ihrer Killerstimme unterscheidet, aber dennoch beruhigend wirkt. »Ich dachte mir, ich erstatte mal Bericht und gebe dir ein kleines Update, wohin dein Geld geht.«
»Tommys Geld, meinst du.«
»Jetzt, wo ihr verheiratet seid, ist es doch alles ein großer Topf, oder?« Ich frage sie gar nicht, woher sie von der Heirat weiß. »Wie ist die Lage, Kirby?« »Nichts passiert. Keine Anzeichen, dass jemand ihr folgt oder sie auch nur beobachtet.«
»Das ist eine gute Nachricht.« »Aber eigentlich doch nicht, oder?«
Wenn es eine Bedrohung gibt und wir von ihr wissen, ist es uns lieber, sie zeigt sich, anstatt sich zu verstecken. Einen Kampf können wir gewinnen, im anderen Fall können wir uns nur Sorgen machen.
»Nein, eigentlich nicht.«
»Mach dir keine Gedanken, Smoky. Wir sind an der Sache dran. Raymond ist keine besonders unterhaltsame Gesellschaft, aber ein guter Zuhörer.« »Ihr wechselt euch nicht ab?«
»Ich habe noch einige Freunde dazugeholt. Raymond und ich haben die Nachtwache, und ein paar andere sind während des Tages hier. Die Nacht ist die beste Zeit, um Leute zu töten, findest du nicht auch?«
»Könnte sein.« Ich überlege, ob ich sie fragen soll, wer diese »Freunde« sind, doch mir wird klar, dass ich es vielleicht gar nicht wissen will. Raymond war schon unheimlich genug. »Danke, dass du die Nachtschicht übernimmst, Kirby. Du hast recht - nachts ist die Gefahr am größten.«
Und ich kann besser schlafen, wenn ich weiß, dass du uns bewachst.
»Kein Problem. Das heißt ... wenn ich ehrlich bin, wird mein Sexualleben beeinträchtigt, aber wozu hat man Freunde, stimmt's? Die Jungs müssen dann eben am Tag kommen und sich mit mir einen schönen Nachmittag machen. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage.«
»Und du bist das Angebot.«
»Na klar. He, hast du es bemerkt, mein kleines Wortspiel? >Am Tag kommen« Sie kichert.
»Bis bald, Kirby.«
»See you later, alligator.«
Ich lege kopfschüttelnd auf.
»Haben wir schon etwas von Earl Cooper gehört?«, frage ich James.
»Er sagte, er wird am späten Nachmittag etwas für uns haben. Aber wir sollen nicht zu viel erwarten.«
»Beruhigend.«
»Stimmt«, erwidert er. Entweder hat er meine leise Ironie nicht bemerkt, oder er ignoriert sie.
»Wo wir gerade dabei sind, Leute, erzählt mir etwas über die anderen Opfer.«
»Alles Frauen«, sagt Callie, nimmt eine Akte von ihrem Schreibtisch und schlägt sie auf. »Vor acht Jahren, am dreizehnten Juni, wurde Elizabeth Harris auf den Stufen des Polizeireviers Chatsworth aufgefunden. Der präfrontale Cortex war auf die gleiche Art und Weise verstümmelt wie bei den jetzigen Opfern. Sie war etwas mehr als sieben Jahre zuvor entführt worden, und ihr Ehemann war der Hauptverdächtige.«
»Aber die Ermittlung wurde auf Eis gelegt, weil nie eine Leiche auftauchte.« Ich spreche es als Feststellung aus.
»Genau. Ihr Mann, Marcus Harris, hat ein paar
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