Ausgeloescht
fragst - nein, Dali hat auch diesmal keinen Hinweis auf seine Existenz zurückgelassen.«
James schüttelt den Kopf. »Seltsam. Er hatte bislang dank der schlichten Eleganz seines Vorgehens Erfolg. Warum verändert er es jetzt?«
»Du redest, als würdest du ihn bewundern.« Callie klingt missbilligend.
»Tatsachen sind Tatsachen, das hat mit Bewunderung nichts zu tun. Dalis Brillanz liegt in der Einfachheit seines Plans und seiner Schritte.« Er zählt es sich an den Fingern ab. »Seine Klienten lernen ihn niemals kennen. Er macht sie zu Mitverschwörern. Er bietet finanzielle Anreize. Er begrenzt seinen Kontakt mit den Opfern, damit sie ihn nicht beschreiben könnten, selbst wenn sie entkämen. Seht euch Heather Hollister an. Er hat sie gehen lassen, aber sie ist nicht in der Lage, uns irgendetwas wirklich Beweiskräftiges zu sagen.
Das zeitliche Element ist ebenfalls brillant. In sieben Jahren ändern sich sehr viele Dinge. Menschen ziehen um, Menschen sterben. Cops gehen in Pension, suchen sich eine andere Arbeit, was weiß ich. Wer wird sie noch beobachten, wenn die Versicherungssumme ausgezahlt wird? Selbst in den Fällen, in denen Dali gezwungen gewesen ist, jemanden wegen Nichtzahlung zu bestrafen, ist das Risiko gering und der Profit hoch. Und wie du sagtest, können wir davon ausgehen, dass er seine Kundschaft wissen lässt, was geschehen ist, als Rückversicherung gegen ein ähnliches Verhalten ihrerseits. Simpel und brillant. Warum etwas daran ändern?«
»Das würde keinen Sinn ergeben«, pflichte ich James bei. »Verdammt, was übersehen wir?«
»Ich weiß es auch nicht«, sagt er. »Ich habe übrigens noch eine weitere Anomalie entdeckt. Ich habe mich im Internet umgesehen und nach Sites gesucht, die Symphorophile bedienen, also sexuelle Erregung durch Katastrophen und Unfälle. Allzu viele Sites gibt es nicht, deshalb habe ich einige Zeit gebraucht. Nur habe ich leider nichts gefunden. Keine Standfotos, keine Videoaufnahmen von irgendeinem Ort, an dem er Autounfälle inszeniert haben könnte. Nichts.«
»Vielleicht perverst er lieber für sich alleine«, sagt Callie.
»Vielleicht«, räumt James ein, »aber es wäre ungewöhnlich. Eine Paraphilie wie diese - Lustgewinn durch Schmerz und Leid anderer - erfordert regelmäßige Erfüllung. Es anderen mitzuteilen ist eine Möglichkeit, es nachzuleben. Wie also befriedigt dieser Kerl seine Lust?«
»Also auch hier keine guten Neuigkeiten«, murmele ich.
»Das stimmt nicht ganz. Ich habe nach Hotels in der Nähe der Unfallorte gesucht. Leider fand sich nur eines. Allerdings wurde dort unter dem Namen Heather Hollister ein Zimmer gemietet - in der Nacht ihrer Entführung.«
Ein Prickeln durchläuft mich, flaut aber rasch wieder ab. »Vor sieben Jahren in einem Hotelzimmer? Da lässt sich kein Beweismaterial mehr finden. Und wenn doch, wäre es kontaminiert.«
»Trotzdem«, beharrt James, »bestätigt es das Profil. Es bestand kein Grund für ihn, dieses Zimmer zu mieten und vor allem Heathers Name zu benutzen, es sei denn, er hat damit ein Bedürfnis befriedigt.«
»Inwieweit hilft uns das weiter?«, fragt Callie.
»Wenn wir ihn fassen, hilft es bei der Anklage. Wenn sein Bedürfnis so stark ist, wird er auf keinen Fall sämtliche Beweise loswerden. Das kann er nicht. Wenn wir ihn finden, dann finden wir auch die Fotos und Videoaufnahmen. Es ist eine ziemlich einzigartige Paraphilie, die man nicht im Durchschnittshaushalt findet. Es wird ihn mit dem Unfallort in Verbindung bringen und damit auch mit Heather Hollister.«
Es ist nur ein Hauch von Optimismus und im Augenblick kaum hilfreich, aber wahr ist es dennoch. Wie ein Staatsanwalt einmal zu mir gesagt hat: »Den Täter zu fassen ist nur der halbe Kampf. Die andere Hälfte besteht darin, ihn in Haft zu behalten.«
»Ich habe auch ein paar Neuigkeiten«, sagt Callie. »Wir haben einen Fingerabdruck an Dana Hollisters Leichensack gefunden, an der Innenseite. Ich habe ihn durch APIS laufen lassen.«
AFIS ist ein automatisches Fingerabdruck-Identifizierungssystem, das einen digitalen Vergleich mehrerer Millionen elektronisch gespeicherter Fingerabdrücke ermöglicht.
»Und?«, frage ich.
Callie verzieht das Gesicht. »Leider gibt's den Abdruck nicht in der Datenbank.«
Kapitel 27
Mach schon, erscheint auf dem Bildschirm. Sag es. Du wirst dich dann besser fühlen, das verspreche ich dir. Es ist befreiend.
Ich weiß nicht, tippt Leo als Robert Long. Mir kommt es einfach nicht richtig
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