Ausgeloescht
einmal neue Wassergläser gekauft habe. Wir hatten sie im Geschäft gesehen, und mir hatten sie gut gefallen, ihr aber nicht. Ich fuhr noch mal hin und kaufte sie trotzdem. Du meine Güte, war sie sauer! Wir brüllten uns an, und am Ende warf sie eines der Gläser in die Spüle, also nahm ich ihre Lieblingskaffeetasse und zerschlug sie an der Wand. Wir waren beide entsetzt und standen da, die Hände vor den Mund geschlagen, und sagten: »Ach du lieber Gott ...«, und dann lachten wir, bis wir über unsere Albernheit weinten.
Wir vertrugen uns immer, liebten uns und lernten aus unserem Streit. Ja, wirklich. Wir haben uns zusammengesetzt und darüber gesprochen, sobald wir wieder ruhig waren, und versuchten, den Standpunkt des anderen zu verstehen. Wir gaben zu, wenn wir uns geirrt hatten und der andere recht hatte, und fanden zu einem Kompromiss.
Wir hatten beide keinen tollen Job, aber wir verdienten zusammen genug, um uns ein Haus kaufen zu können. Bei dem Kauf hatten wir sogar Glück. Heute ist das Haus mehr wert, als wir damals gezahlt haben, und das trotz der Wirtschaftskrise. Wir haben das Haus zusammen eingerichtet. Wir hatten beide keine großen Ansprüche, und das machte einen Teil vom Spaß aus, den wir dabei hatten. Wir gingen zu Gebrauchtwarenläden und zu Flohmärkten, und wir kauften Bücherregale, die nicht zum Couchtisch passten, den wir anderswoher hatten. Wir hatten drei oder vier verschiedene Essservices, aber keines war vollständig. Manchmal machten wir daraus ein Wochenendvergnügen. Wir nahmen Sandwiches mit und eine Thermoskanne Kaffee, fuhren zwei Tage durch das San Fernando Valley und suchten in den ausrangierten Sachen anderer Leute nach Schätzen. Wenn wir einen Park fanden und Hunger hatten, breiteten wir eine Decke aus und machten einfach Pause, sahen uns um, genossen die Sonne, den Himmel und das Gras. Manchmal redeten wir über die Zukunft, über die Kinder, die wir haben wollten. Wir waren uns einig, dass ein Sohn und zwei Töchter ideal wären, aber ein Sohn musste unbedingt sein, Punkt. An anderen Tagen sprachen wir über Enkel, oder ob wir lieber einen Labrador oder einen Collie hätten, und über unsere anderen tausend Pläne. Es dauerte seine Zeit, aber wir richteten das Haus ein. Wir machten es zu einem richtigen Zuhause. Es war nicht das schönste Heim der Welt, und nichts passte zusammen, aber es gehörte uns.
Es war ein Abenteuer. Es war wunderbar. Ich hatte den Eindruck, dass ich meinen Platz im Leben gefunden hatte. Ich war zufrieden.
Eines Tages, ohne jede Warnung, änderte sich alles.
Ich kam nach Hause, und sie sagte, wir müssten reden. Sie war so ruhig, so beherrscht, daran erinnere ich mich noch ganz genau. Kein Zeichen von Kummer. Sie redete mit mir, wie ein Erwachsener zu einem schwierigen Kind spricht, und zerstörte mit fast tonloser Stimme mein Leben. Sie liebe mich nicht mehr, sagte sie. Es sei nicht meine Schuld, sagte sie. Es sei allmählich so gekommen, aber sie sei sich jetzt sicher, sagte sie. Sie wollte die Scheidung. Sie wollte das Haus. Außerdem sagte sie, und das war das Schlimmste von allem, dass sie vor einigen Monaten schwanger geworden sei und das Baby abgetrieben habe, weil sie es für keine »gute Idee« hielt, ein gemeinsames Kind zu haben, wenn wir nicht mehr zusammen sind. Das alles sagte sie, eins nach dem anderen, in aller Seelenruhe, hielt sich nur an die Tatsachen, ohne jeden Schnickschnack. Es war, als würde sie von einer Liste ablesen, auf der sie jeden einzelnen Punkt abhakte.
Ich hätte damals etwas sagen sollen. Etwas Gescheites, etwas Bissiges, etwas Tiefgründiges. Aber ich konnte nicht sprechen. Nicht dass mir nichts einfiel - es hatte mir die Sprache verschlagen. Die Verbindung von meinem Gehirn zu meinen Stimmbändern hatte einen Kurzschluss.
Als ich sie anschaute, kam es mir vor, als starrte ich ein Ungeheuer an. Das war Teil des Problems, denn sie konnte unmöglich ein Ungeheuer sein. Schließlich war sie die Frau, die ich liebte und die mir bei einem Sonnenaufgang gesagt hatte, dass wir es schaffen würden. Sie war die Frau, mit der ich ein Zuhause aufgebaut hatte. Ich hatte ihr völlig vertraut, ohne jeden Vorbehalt. Und jetzt saß sie mir gegenüber, ruhig, gelassen, fast mechanisch kalt, und sagte mir, dass es vorbei war.
Als ich endlich etwas hervorbrachte, sagte ich nichts, woran man sich erinnern muss. Es war erbärmlich. Wenn ich heute daran denke, krümme ich mich innerlich vor Scham. Wie jämmerlich und
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