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Ausgeloescht

Ausgeloescht

Titel: Ausgeloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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die Sie in Ihrem neuen Aufgabenbereich brauchen werden. Aber im Moment sind wir alle noch hier, also bringen Sie mich auf den aktuellen Stand, was diesen Fall betrifft.«
    Ich sage ihm alles, was wir wissen. Er stellt ein paar Fragen, schweigt aber größtenteils.
    »Warum hat er Heather Hollister gehen lassen, ohne sie zu lobotomieren, was meinen Sie?«, fragt er, als ich fertig bin.
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht hat sie es irgendwie geschafft, von Dali als Mensch wahrgenommen zu werden. Vielleicht sieht sie wie seine Mutter aus. Keine Ahnung.«
    »Was sagt Ihr Gefühl?«
    So ist es richtig. Er fragt nach unseren Instinkten, weil auch ihn seine Intuition dorthin gebracht hat, wo er heute ist. AD Jones vertraut seinen Leuten.
    »Wie ich ihn bisher einschätze, tut er alles mit Vorsatz. Sein Handeln ist von Überlegungen bestimmt, die sich auf Selbsterhalt gründen, nicht auf Gefühle. Heather Hollister scheint nicht ins Bild zu passen, aber nur, weil wir noch nicht wissen, wie und wo sie in dieses Bild eingefügt werden muss.«
    »Und die Fingerabdrücke?«
    »Das weiß ich ebenfalls nicht. Wenn er sie absichtlich hinterlassen hat, habe ich keine Erklärung dafür. Es könnte aber auch ganz einfach so sein, dass er glaubt, der Kunststoff der Leichensäcke nimmt keine Fingerabdrücke an.«
    AD Jones blickt in die Ferne. Ich weiß, dass er alle Fakten abwägt, die ich ihm gegeben habe. »Okay«, sagt er schließlich. »Hört sich so an, als wären Sie auf der richtigen Spur. Ich stimme Ihnen zu. Eine Undercover-Operation ist die beste Möglichkeit, die Sie im Augenblick haben. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    »Jawohl, Sir.« Ich stehe auf, um zu gehen. »Noch eine Sache, Sir ...«
    »Ja?«
    »Ich muss heute eine Stunde früher gehen«, sage ich und blicke verlegen auf meine Schuhe. »Wieso?« »Arzttermin.«
    Er lehnt sich zurück und dreht in der rechten Hand einen Stift. »Wegen des Babys?«
    »Ja. Erste Vorsorgeuntersuchung.«
    Seine Augen fixieren mich einen Augenblick lang; dann beugt er sich wieder über den Schreibtisch und beginnt, an seinen Unterlagen zu arbeiten. »Genehmigt.«
    Ich ziehe mich rasch zurück und wundere mich über mein Unbehagen, als ich mit dem Aufzug hinunterfahre. Wieso setzt mir das so zu? Welchen Unterschied macht es, ob ich zu einer Gynäkologin gehe, weil ich schwanger bin, oder wegen etwas Alltäglicherem zu einer Allgemeinmedizinerin?
    Die Antwort kommt sofort:
Weil es mich zu einer Frau macht.
    Nichts macht einen mehr zur Frau als eine Schwangerschaft. Man kann ruhig so daherreden wie die Jungs, eine Waffe tragen wie die Jungs und sogar ein Boss sein wie die Jungs, aber sobald sich der Bauch zeigt, weiß jeder: Man ist keiner von den Jungs und wird es niemals sein.
    Warum spielt das eine Rolle?,
frage ich mich wieder, und erneut kommt die Antwort:
Wegen denen, denen wir uns entgegenstellen.
Unsere Kraft, unsere Waffen, die Macht unserer Organisation - das sind die Dinge, die die Verbrecher im Zaum halten. Ich schäme mich nicht, eine Frau zu sein, aber die Frage lässt mir keine Ruhe, ob Sands sich in mein Haus geschlichen hätte, wenn ich ein männlicher Agent gewesen wäre.
    Tief in meinem Inneren glaube ich es nicht.
    Ich berühre meinen Bauch. Es ist ein Baby, es ist Hoffnung, es ist ein zukünftiges Leben, aber im Augenblick fühlt es sich an wie eine Zielscheibe in Neonfarben mit einem Megafon, in das es laut brüllt, sodass die ganze Welt es hören kann:
Hier ist meine Schwachstelle! Hier ist meine Schwachstelle! Hier kannst du mich am meisten verletzen. Wenn du mich hier triffst, dann triffst du mich in die Seele.
     

Kapitel 30
    Die Ärztin, die ich aufsuche, ist eine ernste Frau - nicht ernst auf die Art, die jemanden unnahbar macht, sondern auf eine Weise, die einem sagt, dass man ihre ganze Aufmerksamkeit hat und dass man ihr wichtig ist.
    Einen neuen Arzt kennenzulernen ist leichter, als normale neue Bekanntschaften zu schließen. Wenn ein Arzt mein Narbengewebe untersucht, tut er es normalerweise frei heraus und offen, und ich kann relativ sicher sein, dass seine Neugier beruflicher Natur ist. Diese Ärztin ist keine Ausnahme. Sie heißt Sierra Rand.
    »Warum haben Ihre Eltern Sie Sierra genannt?«, frage ich. Ich spiele auf Zeit. Jetzt, wo ich da bin, in diesem Sprechzimmer Platz genommen habe und sie mir in ihrem weißen Kittel mit Patientenakte und Kugelschreiber gegenübersitzt, stelle ich fest, dass ich Angst habe. Eine Gynäkologin als Schwangere

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