Ausgeloescht
Sie sind gesichtslos. Aus den gleichen Gründen geht er in eine Bibliothek, und während sie den anonymen Computerzugang bietet,
ist sie nicht gesichtslos.
Überlegt doch mal. Bibliotheken sind persönliche Orte. Sie werden von Menschen betreut, gehören zu einer Gemeinde. Bibliothekare erinnern sich an Menschen. Sie behalten die Bücher im Auge und achten darauf, dass die Besucher sie nicht verschandeln. In einer Bibliothek gibt es ein Besitzergefühl, wie man es in einem Internetcafe vermutlich nie finden wird.«
»Ganz zu schweigen davon, dass Bibliotheken viel weniger Laufkundschaft haben«, fügt James hinzu.
»Dali ist vorsichtig, und obwohl ich es nicht gerade als ein hohes Risiko bezeichnen würde, wenn er sich für eine Bibliothek entscheidet, ist es doch eine Verhaltensanomalität. Erinnert euch, was Earl gesagt hat: Mentale Karten werden sowohl bewusst als auch unbewusst gebildet. Sie üben ihren Einfluss ebenfalls in beiden Richtungen aus. Warum also fühlt Dali sich dieser Bibliothek verbunden? Warum fühlt er sich unbewusst so sicher dort, dass er sie benutzt?«
Alan schnippt mit den Fingern. »Weil sie ihm vertraut ist.«
»Richtig. Und warum ist sie vertraut?«
Diesmal liefert Callie die Antwort. »Weil sie in seiner Gegend liegt.«
James setzt sich an den Computer, sieht die Adresse der Bibliothek nach und gibt sie ein. Im nächsten Moment erscheint sie auf Google Maps. »Im Valley«, sagt er. »In der Nähe von Reseda und Oxnard.«
»Wo sind die Ergebnisse eurer Grundstückssuche?«, frage ich.
»Hier auf dem Computer. Ich habe sie nach Postleitzahlen geordnet. Das hat uns allerdings nicht weitergeführt. Unvollständige Akten.«
»Es ist zwar ein Schuss ins Blaue, aber versuchen wir's. Wir können die Gegend eingrenzen. Nehmen wir nur die Listeneinträge in fünf Meilen Umkreis um die Bibliothek und schauen wir uns an, was auftaucht. Nach allem, woran ich mich erinnere, hat Cooper genau richtig gelegen. Es kam mir vor wie ein Einlagerungsgebäude. Umgeben war es von einem Maschendrahtzaun von ungefähr zwei Metern Höhe.«
»In der Gegend gibt es jede Menge Lagergebäude«, sagt Alan.
»Wir können alle Franchisingbetriebe ausschließen«, sagt James. »Man muss Lizenzgebühren zahlen und immer mit Kontrollen rechnen.«
Ich nicke. »Gut.«
»Ja. Besser als nichts«, sagt Alan. »Druck es aus, James. Wir teilen es auf und schauen, was wir finden.«
Die Suche in fünf Meilen Umkreis ergibt nichts. Die Erregung möchte abflauen, sich in Entmutigung verwandeln, doch wir sind so etwas gewöhnt. Wenn man das Nutzlose durchsiebt, findet man in neun von zehn Fällen nur noch mehr Nutzloses.
Einmal in zehn Fällen stößt man allerdings auf einen Diamanten. Im Laufe der Jahre haben wir genügend Diamanten gefunden, um jetzt weiterzumachen.
Wir weiten den Umkreis auf zehn Meilen aus. Alan dreht an seiner himmlischen Kaffeemühle und brüht uns allen Kaffee auf, nur nicht James, der grünen Tee trinkt. So ist er immer. Ich habe ihn noch nie Whiskey oder Cola trinken oder an Kaffee auch nur nippen sehen. Tee und Wasser, das ist alles.
Als ich es sehe, scheint es mir in Leuchtschrift entgegenzuspringen, und mein Magen verkrampft sich. Es ist zu simpel und viel zu clever, und wieder muss ich mich wundern, was Dali wirklich zu seinen Taten antreibt.
Meet Storage Solutions,
lautet der Eintrag.
Meet...
beinahe wie
meat,
Fleisch.
Ich lagere nur Fleisch.
So ähnlich hat er sich ausgedrückt.
Ich schaue auf die Entfernung. Nur acht Meilen von der Bibliothek.
»Ich glaube, ich hab's«, sage ich zu den anderen und erkläre es ihnen.
Callie verzieht das Gesicht. »Er lagert >Fleisch Widerlich.«
James nimmt sich die Adresse und gibt etwas in seinen Computer ein. Eine Seite erscheint mit einer Liste von Informationen, die über den Betrieb vorliegen. »Seit mehr als zwanzig Jahren im Geschäft. Das Gebäude steht dort schon länger, aber nicht viel länger.«
»Er könnte eine bereits vorhandene Halle umgebaut haben«, sagt Alan. »So etwas ist in Los Angeles ziemlich billig.«
»Vor zwanzig Jahren wurden Baugenehmigungen eingeholt«, bestätigt James. »Hier steht zwar nicht, wofür genau diese Genehmigungen ausgestellt wurden, aber es waren etliche. Das Gebäude war von Anfang an ein Betonbau.« Er tippt. »Keine Einkommensinformationen. Tja, mehr habe ich nicht. Seien wir ehrlich - das reicht nicht, um sicher zu sein oder um einen Durchsuchungsbeschluss zu erwirken.«
»Werfen wir einen
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