Ausgeloescht
sehe, dass er sehr besorgt ist. Er wendet sich wieder an Hollister. »Lassen Sie mich einen Augenblick mit meiner Vorgesetzten reden, Sir, danach sind Sie uns los. Sie und Detective Burns können sich ja in der Zwischenzeit ein bisschen unterhalten.«
Hollister beäugt den Polizisten skeptisch. »Ja, sicher.«
Alan steht auf und drängt mich in die Küche. »Wir haben ein Problem«, sagt er. »Welches?«
»Er lügt. Die Söhne sind nicht bei einem Freund. Warum sagt er es dann? Wieso lügt er bei einer solch relativ harmlosen Frage?«
Es durchfährt mich eiskalt. »Du meinst, sie sind hier?«
Alan nickt. »Möglich. Irgendetwas - oder jemand - hat Hollister furchtbar erschreckt. Als ich das letzte Mal bei einem Verdächtigen, der zu Hause befragt wurde, ein solches Verhalten beobachtet habe, stellte sich heraus, dass er seine Frau umgebracht hatte, kurz bevor wir gekommen waren. Es hat lange gedauert, bis er an die Tür kam, genau wie bei Hollister. Weißt du warum?«
»Er hat die Leiche versteckt?«
»Nahe dran. Er hat sich das Blut von den Händen gewaschen. Die Leiche lag hinter der Couch, während wir mit dem Mann gesprochen haben.« »O Gott.« Allein bei der Vorstellung bekomme ich eine Gänsehaut. »Was hast du jetzt vor?«
Ich schaue zu Hollister hinüber, der mit Burns eine schleppende Unterhaltung führt. Hollister hat uns hereingelassen, aber wir haben keinen Durchsuchungsbeschluss. Deshalb sind wir bei der Ermittlung auf das beschränkt, was sich in unserem unmittelbaren Blickfeld befindet.
»Wir müssen den Druck erhöhen«, sage ich. »Wir haben nichts in der Hand, um sein Haus zu durchsuchen. Tun wir es trotzdem, besteht die Gefahr, dass Beweisstücke, die wir möglicherweise entdecken, als unzulässig abgewiesen werden. Wir müssen ihn hier und jetzt zum Reden bringen.«
»Und wenn das nicht klappt?«
Ich blicke Alan forschend an. »Was sagt dir dein Gefühl? Sind die Jungen am Leben, oder sind sie tot?«
»Tot.« Er sagt es ohne Zögern. »Hollister wurde eiskalt, als ich ihn auf die Jungen ansprach.«
»Hast du eine Idee?«
Alan lässt die Fingerknöchel knacken und beobachtet Hollister. »Ich sollte es ihm auf den Kopf zusagen«, antwortet er schließlich. »Ich werde ihm zuerst ein bisschen von Neurolinguistik erzählen, dann sehen wir weiter.«
Wir gehen zurück ins Wohnzimmer. Alan setzt sich auf seinen alten Platz. Ich bleibe stehen.
»Entschuldigen Sie«, sagt Alan.
»Kein Problem«, meint Hollister. Er ist merklich erleichtert, das Gespräch mit Burns nicht fortsetzen zu müssen.
»Ich möchte Ihnen etwas über die neurolinguistische Befragungsmethode erzählen, Mr. Hollister.«
»Neuro... was?« Hollister runzelt verwirrt die Stirn.
»Die neurolinguistische Befragungsmethode. Sie hilft einem Ermittler zu erkennen, ob bei einem Befragten gerade ein Denk- oder ein Erinnerungsprozess abläuft. Ein Denkprozess liegt dann vor, wenn der Befragte sich die Antwort überlegen muss. Als ich vorhin nach Clint Eastwoods bester Regie gefragt habe, mussten Sie sich die Filme, die Sie gesehen haben, erst ins Gedächtnis rufen, um sich auf dieser Grundlage entscheiden zu können. Können Sie mir so weit folgen?«
»Ich glaube schon«, antwortet Hollister verwirrt.
»Geht es um eine Erinnerung, ist kein Denkprozess erforderlich. Man braucht nur sein Gedächtnis und muss die Erinnerung lokalisieren. In beiden Fällen nutzen wir unterschiedliche Teile des Gehirns, und die Vorgänge werden von spezifischen körperlichen Reaktionen begleitet.« Alan beugt sich vor. »Diese Reaktionen lassen sich in den Augen ablesen.«
Wieder zuckt es in Hollisters Gesicht. »In den Augen?«, wiederholt er ein bisschen debil.
Alan nickt. »Die meisten Menschen blicken nach rechts oben, wenn sie sich erinnern. Wenn sie ein Problem lösen, blicken sie meistens nach links unten. Das variiert, aber nach einer bestimmten Anzahl Fragen erhält man dieses Reaktionsmuster. Wissen Sie, warum es so bedeutsam ist?«
»Weil man erkennen kann, wann jemand lügt«, sagt Hollister.
»So ist es. Wenn man nach einer Erinnerung fragt und bei dem Befragten setzt ein Denkprozess ein, weiß man, dass er lügt. Als ich Sie gebeten habe, sich zu erinnern, an welchem Tag Ihre Frau entführt wurde, haben Sie nicht gelogen. Sie haben sich erinnert.« Alan zuckt die Achseln. »Natürlich gibt es noch andere Anzeichen. Nervosität zum Beispiel. Sie waren bereits nervös und haben
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