Ausgeloescht
Konsequenzen. Wenn du dich gegen mich wendest, egal auf welche Weise, werden dir und deinen Angehörigen schreckliche Dinge passieren. <«
Jetzt ist mir die Sache klar. »Sie haben ihn nicht bezahlt«, sage ich. »So ist es doch, nicht wahr? Das Geld kam auf Ihr Konto, und er hat seinen Anteil nicht bekommen.«
»Es waren sieben Jahre vergangen!« Er spricht jetzt weinerlich wie ein kleiner Junge, der sich rechtfertigen will. »Unser Leben ging weiter. Wir waren glücklich. Ich hatte dieses Arschloch fast schon vergessen! Na ja, nicht vergessen, aber ...« Er sucht nach Worten. »Es war, als wäre das alles gar nicht passiert. Als hätte ich es nur geträumt. Verstehen Sie? Ich meine, die ganze Zeit habe ich nichts von ihm gehört, gar nichts, und ich konnte keinen Kontakt mit ihm aufnehmen.
Dann, eines Tages, schickte er mir eine E-Mail mit der Nachricht, dass die Zeit gekommen sei, ihn zu bezahlen. Aus heiterem Himmel.« Er zuckt die Achseln in einer Geste der Verwunderung. »Ich habe die Mail gelöscht. Ein Tastendruck, und weg war sie. Das hat mir einen verdammten Schreck eingejagt, gab mir aber auch das Gefühl, stark zu sein.« An seiner Wange zuckt ein Muskel. »Außerdem, woher sollte ich wissen, ob er Heather noch hat? Vielleicht hatte er sie ja auf der Stelle umgebracht, vor acht Jahren schon.« Sein Blick huscht zwischen Alan und mir hin und her. Er wirkt gereizt und selbstgerecht zugleich. »Es war also gut möglich, dass er gar nichts gegen mich in der Hand hatte. Ich hatte ein neues Leben. Das Geld gehörte
uns!«
Ich kann nicht mehr an mich halten. Ich sollte, aber ich kann nicht. Ich gehe von hinten an die Videokamera, drücke den Pausenknopf und blicke mit der ganzen Verachtung auf Hollister hinunter, die ich aufbringen kann, und das ist in seinem Fall eine Menge.
»Sie sind ein ganz beschissenes Exemplar der Gattung Mensch, Hollister. Sie haben Ihr Leben weitergelebt. Sie waren glücklich. Wissen Sie, was in der ganzen Zeit mit Heather war? Sie saß angekettet im Dunkeln, ganz allein, acht Jahre lang, während Sie fröhlich Ihre neue Frau gevögelt haben und mit Ihren Söhnen zum Football gegangen sind. Sie haben ihr alles genommen. Und warum? Nur weil Sie nicht mehr mit ihr verheiratet sein wollten?« Ich bin nahe daran, die Fassung zu verlieren, reiße mich aber zusammen. »Ich verschwende wahrscheinlich nur meinen Atem, Hollister, aber ich möchte, dass Sie über etwas nachdenken. Denken Sie an die Tage, Wochen, Monate, Jahre, wo Sie in Ihrem hübschen Haus saßen und gemütlich zu Abend gegessen haben. Zur selben Zeit lag Heather nackt im Dunkeln und hat geweint. Wahrscheinlich wusste sie nicht einmal, warum ihr das angetan wurde oder ob ihre Söhne noch lebten oder vielleicht im Raum neben ihr gefangen waren.«
Hollister grinst verzerrt, eine letzte Trotzreaktion. Vielleicht gewinnt er so noch ein bisschen Kraft, weil ich alles verkörpere, was er verabscheut. »Sie hat jede Minute Leid verdient. Wäre sie nicht gewesen, würde es Dana jetzt gut gehen, und Avery würde noch leben.«
Ich blicke ihn sprachlos an, obwohl ich diese unglaubliche Verdrängung von Schuld nicht zum ersten Mal erlebe. Ein Pädophiler hat einmal allen Ernstes zu mir gesagt: »Aber sie wollen doch, dass ich sie anfasse, und wenn sie es wollen, ist es ganz natürlich, und gegen die Natur kann man nicht ankämpfen, oder?«
Jetzt bin ich es, die innerlich zusammensinkt, sich blutleer fühlt. Ich drücke auf den Aufnahmeknopf. »Mach weiter mit ihm, Alan. Du kannst mir später alles Nötige berichten.«
»Ist das schon zu viel für Sie?«, höhnt Hollister. »Genau wie die anderen Feministenkühe! Ihr wollt denselben Job wie ein Mann, doch kaum wird der Druck zu groß, macht ihr schlapp!«
Ich kann keine Wut mehr aufbringen. Aber das ist in Ordnung. Erschöpfung passt sowieso viel besser zu meiner Antwort.
»Mein Problem ist nicht, dass es zu schwierig ist. Mein Problem ist, dass Sie so ...«, ich suche nach dem richtigen Ausdruck, »so farblos sind, so öde, so todlangweilig. Sie haben unvorstellbares Leid verursacht, aber letztendlich sind Sie bloß ein jämmerliches Stück Dreck. Ich finde Sie nicht erschreckend, ich finde Sie ermüdend.«
Dem hat er nichts entgegenzusetzen außer seinem Hass.
Ich drehe mich um und gehe zur Terrassentür, schiebe sie auf und trete hinaus in die wohltuende Freiheit des Gartens.
Kapitel 16
»Burns hat eine Streife hergerufen, die Hollister einkassiert«, sagt Alan.
Ich
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