Ausgeloescht
stehe im großen Garten hinter dem Haus, der genau wie der Vorgarten aussieht: ein einzelner Baum, leuchtend grüner Rasen und sonst nichts. Ich versuche, mir über das Gehörte klar zu werden. »Hatte er wirklich keine Möglichkeit, zu Dali Kontakt aufzunehmen?«, frage ich.
»Nein. Hollister hat kein einziges Mal den Kontakt hergestellt. Der ging immer vom Täter aus, entweder per E-Mail oder per Handy. Die E-Mails kamen von einem freien Internetanbieter wie Yahoo oder Gmail. Einmal hat Hollister versucht, auf einer der Handynummern zurückzurufen, als es für ihn kritisch wurde, aber keine der Nummern war gültig.«
»Vermutlich Prepaid-Handys«, erwidere ich. »Der Kerl ist gerissen. Wenn nur er selbst den Kontakt herstellen kann, kann er nicht so schnell enttarnt werden.« Ich sehe Alan an. »Ich nehme an, er und Hollister sind sich noch nie begegnet.«
»Nicht persönlich.«
Ich nicke. »Clever.«
»Clever ist auch, sieben Jahre zu warten. In dieser Zeit verändert sich sehr viel bei einer so großen Polizeibehörde wie dem LAPD. Leute ziehen um, werden gefeuert, gehen in Rente, Chefs kommen und gehen ... ganz zu schweigen von den neuen Verbrechen, die begangen werden. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass ein sieben Jahre alter Fall wieder hervorgeholt wird, es sei denn, er war besonders spektakulär.«
Das ist wahr. Die Unerbittlichkeit ist erschreckend. Sieben Jahre Aufschub bis zum Zahltag?
»Das wirft auch Licht auf Heathers Schicksal«, sage ich. »Es erklärt das Fehlen exzessiver Misshandlungen. Vielleicht war das für den Täter wirklich nur ein finanzielles Geschäft.«
»Du meinst, er hat sie entführt, sie weggesperrt und ihr regelmäßig Essen in die Zelle geschoben?«
»Möglich.«
»Was ist mit den Narben auf ihrem Rücken?«
Ich überlege. »Das war vielleicht nur eine Bestrafung. Heathers Narben beweisen jedenfalls nicht, dass der Täter sie regelmäßig misshandelt hat. Acht Jahre sind eine lange Zeit. Vielleicht hat sie ab und zu rebelliert, und er musste ihr zeigen, wer der Boss ist.«
»Wie bei einem Hund.« Alan verzieht angewidert das Gesicht.
»Er ist eiskalt«, überlege ich. »Sein Verhalten ist pathologisch, aber nicht leidenschaftlich. Irgendwas an der Sache ist seltsam.«
Es fällt mir schwer, Geld als einziges Motiv zu akzeptieren. Sieben Jahre Wartezeit sind ein enormer persönlicher Einsatz, wenn es am Ende bloß Geld gibt. Mein Handy klingelt, und ich melde mich. »Barrett.«
»Wir haben ein weiteres Opfer«, sagt Callie. »Ein Mann, der im gleichen Zustand wie Dana Hollister aufgefunden wurde.« Mir dreht sich der Magen um. »Wo?«
»Er wurde auf dem Parkplatz eines Krankenhauses in Simi Valley abgelegt, in einem Leichensack mit Atmungsröhrchen. Eine bedauernswerte Oma auf dem Weg zur Kontrolluntersuchung ihrer künstlichen Hüfte hat Geräusche gehört und sich die Sache näher angesehen.«
»Weiß man schon, wer der Mann ist?«
»Noch nicht, aber es ist erst zwei, drei Stunden her, dass er gefunden wurde. Was soll ich tun?«
Ich kann es kaum fassen. Es passiert einfach zu viel auf einmal. Dana Hollister im Whirlpool, Heather Hollister in der Klinik, Douglas Hollister im Knast, Dylan in der Schwebe zwischen Leben und Tod ... von dem armen Avery ganz zu schweigen. Auf ihn warten nur noch Autopsie und Begräbnis. »Was ist mit der VTCAP-Suche?«
»Ist abgeschlossen. In den vergangenen sieben oder acht Jahren hat es drei ähnliche Verbrechen gegeben, eins in der Nähe von Las Vegas, eins in Portland und eins in Los Angeles. Alle Opfer hatten die gleiche Wunde am Rand der Augenhöhle und waren im gleichen mentalen Zustand.« Sie hält kurz inne. »Wie du vermutet hast, wurden sie vom Täter lobotomiert.«
Wir haben noch keine ärztliche Bestätigung für Dana und das neue Opfer, aber ich bin sicher, dass es diese Bestätigung geben wird. Unser Täter ist clever, aber nicht fehlerfrei. Fehlerfrei hieße, er wäre unbemerkt geblieben. Seine Opfer sind für uns wie eine Spur aus Brotkrumen, hoffe ich jedenfalls.
»Was soll ich für dich tun?«, fragt Callie.
»Ich bin ziemlich sicher, wer der Mann ist, Callie. Heather hatte einen Freund.« Ich berichte ihr von Jeremy Abbott. »Das leuchtet ein.«
»Das Timing ist zwingend. Stell fest, ob ich recht habe.« »Und was soll James tun?«
»Er soll sich weiter mit den Fallmerkmalen befassen. Der Täter ist gerissen. Wir müssen bis ins kleinste Detail informiert sein, wenn wir finden wollen, was er übersehen
Weitere Kostenlose Bücher