Ausgeloescht
arbeiten hier«, schimpft Callie. »Wir schuften uns einen ab. Wir können nicht den ganzen Tag auf unserem Allerwertesten sitzen, Kaffee schlürfen und Internetpornos gucken. Hopp, hopp!«
Leo lächelt sie mitleidig an. »Neid ist hart.«
»So habe ich mir das gedacht«, sagt Alan.
Leo ist gegangen, und wir sitzen wieder vor der Tafel und unseren Stichwörtern, die mit schwarzem und blauem Marker geschrieben sind und zusammenhanglos aussehen, sogar ein bisschen durcheinander wie Puzzlestücke, die auf den Sofatisch gekippt wurden. Wir starren darauf und reden darüber und kramen nach passenden Teilen. Das fertige Puzzle sieht immer gleich aus: ein Gesicht mit einem Namen darunter.
»Unser Täter gestaltet die Dinge einfach. Er sucht nach Männern, die ihre bessere Hälfte aus dem Weg haben wollen«, sagt Alan.
»Und wie steht's mit unzufriedenen Frauen, die ihren Mann loswerden wollen?«, wirft Callie ein.
»Möglich«, räume ich ein, »aber nicht praktikabel. Ungefähr sechzig Prozent alle Ehemorde werden von Männern begangen, sie sind also die größere demografische Gruppe.« Ich lächle Alan an. »Zugegeben, eine schiefe Aufteilung der Zielgruppe ... das meine ich ganz ohne Männerhass.«
»Schon gut. Zurück zum Thema. Unser Täter findet Männer, die diesen zusätzlichen Schritt gehen wollen. Eine Scheidung genügt nicht, weil sie ihr Geld oder die Kinder nicht teilen wollen oder weil sie die Frau zu sehr hassen. Er trifft eine Abmachung mit dem Ehemann: Schließ eine Lebensversicherung auf deine Frau ab, falls es noch keine gibt, und ich entführe sie und halte sie fest. Niemand wird je eine Leiche finden, weil es keine gibt. Sieben Jahre später lässt du sie für tot erklären, kassierst die Versicherungssumme und gibst mir meinen Anteil.«
»Hört sich schlüssig an«, sage ich.
»Was also macht er mit den Frauen, wenn die sieben Jahre um sind?«
James' Seufzer klingt spöttisch. »Er bringt sie um, was denn sonst? Er tötet sie und lässt die Leichen so verschwinden, dass sie nicht gefunden werden. Vielleicht verbrennt er sie oder zerstückelt sie, aber wie er es anstellt, ist jetzt erst einmal unwichtig.«
»Und was ist wichtig?«
»Dasselbe wie bisher: Methodik. Wir haben jetzt eine Ahnung, wie unser Täter seine Opfer ausgewählt hat. Und wir wissen von Heather Hollister, wie er die Opfer behandelt. Die nächste logische Frage ist: Wo hält er sie gefangen?«
»Tja«, sage ich nachdenklich. »Wir haben drei lobotomierte Opfer in drei Staaten: Kalifornien, Nevada und Oregon. Ob er in jedem Staat ein Versteck hat?«
»Da bin ich ziemlich sicher«, sagt James.
»Warum?«
»Weil es die vernünftigste Lösung ist. Je länger er mit einem Opfer durch die Gegend reist, desto größer das Risiko, geschnappt zu werden. Es ist viel einfacher und sicherer, die Opfer an Ort und Stelle gefangen zu halten.«
»Das müssten dann Häuser sein, die ihm gehören«, folgere ich. »Gemietete Häuser wären ebenfalls zu riskant. Es wäre nicht so günstig, den Vermieter mit der Axt erschlagen zu müssen, nur weil er auf eine Tasse Kaffee reinschneit.«
»Da sind wir uns einig«, sagt James.
»Über welche Art von Häusern reden wir also?«, frage ich.
»Über abgelegene Häuser«, sagt Alan. »Entweder im Hinterland oder dort, wo keine Wohnhäuser in der Nähe sind oder wo es niemanden interessiert, was geschieht.«
»Lagerhäuser?«
»Glaube ich nicht«, meint Callie. »In Lagerhausvierteln gibt es zu viel Unvorhergesehenes: heimliche Hausbesetzer, Feuer, Drogenrazzien, weil wieder mal jemand die falsche Sorte Basilikum gezogen hat. Unser Täter braucht eine Bleibe, wo niemand ihn stört. Leise, abgeschieden und sicher. Am besten ein Betongebäude auf einem Privatgrundstück. Besonderheiten wie Stahlpritsche und Ringe an der Wand kann er dann selbst anbringen.«
»Wie würde er seine Opfer im Auge behalten, während er reist?«, frage ich.
»Mittels Videoüberwachung. Das geht inzwischen auch übers Internet«, sagt Callie. »Ich weiß das, weil mein frisch Angetrauter mehrere Kameras in unserem Haus installiert hat. Sie übertragen das Bild auf den Computer, und man kann von überall auf der Welt daraufzugreifen, solange man ins Web kommt.«
»Sam ist ein bisschen ängstlich, was?«, spöttelt Alan. »Er ist bloß vorsichtig, Moppelchen.«
»Wir schlagen eine zu breite Schneise«, sage ich. »Selbst wenn Callie recht hat, was dann? Wie sollen wir eine bundesweite Suche nach dem Betongebäude
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