Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgeloescht

Ausgeloescht

Titel: Ausgeloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
Vom Netzwerk:
Was ist der Grundstein?« »Ein Kunde«, sagt James.
    »Gut.« Ich schreibe KUNDE unter METHODE /ERFOR-DERLICH. »Wie kommt er an Kunden?«
    Alan kratzt sich am Kopf. »Douglas Hollister hat er in einem Chatroom aufgetrieben. Also findet er sie im Internet, würde ich sagen.«
    »Das ist heutzutage das Nächstliegende.« Ich schreibe es hin. »Aber das Internet ist gigantisch. Wo fängt er an?«
    »Da gibt es viele Möglichkeiten«, sagt eine Stimme von der Tür her. Sie gehört Leo Carnes.
    »Leo!« Ich gehe zu ihm und schließe ihn in die Arme. Leo Carnes ist der beste Spezialist für Computerverbrechen, den wir haben, obwohl er erst Ende zwanzig ist. Er hatte uns damals bei der Aufklärung des Mordes an Bonnies Mutter geholfen. Seitdem hat er sich sehr verändert. Er trägt jetzt Schlips, und seine dunklen Haare sind kürzer geschnitten als damals.
    »Du hast dich von dem Ohrring verabschiedet, wie ich sehe«, sagt Callie.
    Leo zieht sich verlegen am linken Ohrläppchen. »Die sind nicht mehr so cool, außer man ist Tommy Lee oder so jemand.«
    »Steht dir gut«, meint Alan. »Schön, dass du wieder hier bist.«
    »Danke«, erwidert Leo verlegen. »Okay, ihr wolltet wissen, wie der Typ vorgehen könnte, um im Internet Kunden zu fangen. Nun, das ist nicht weiter schwer, wenn man Zeit und Geduld hat.«
    »Davon hat dieser Hurensohn jede Menge«, sagt Alan.
    »Wenn ich eine Suche starte, sagen wir ...« Leo setzt sich an einen Computer, und seine Finger huschen über die Tastatur. Er stellt eine Internetverbindung her und öffnet einen Browser. »Suchen wir nach >Antifeminismus-Forum<.« Er tippt die Wörter ein, und die Seite wird geladen. »Seht ihr? Achtzehntausendvierhundert Möglichkeiten. Gehen wir die mal durch ... hier ist eine: fightmisandry.com.«
    »Misandrie?«, frage ich.
    »Männerhass«, antwortet James. »Die Idee hinter einer Seite wie fightmisandry.com beruht wahrscheinlich auf dem Gedanken, dass es dem Feminismus gar nicht mehr um Chancengleichheit geht, sondern dass er zu einer breiten Anti-Männer-Bewegung geworden ist.«
    »Woher kennst du dich so gut damit aus, wo du doch von der anderen Fraktion bist?«, fragt Callie.
    James hat sich uns gegenüber erst kürzlich als schwul geoutet, und wäre diese Frage nicht von Callie gekommen, wäre ich wegen der möglichen Folgen erschrocken.
    »Im Gegensatz zu manchen anderen tue ich etwas für meine Bildung«, erwidert James gereizt. »Intellektuelle Stagnation zeugt nicht nur von Trägheit, sie ist unattraktiv.«
    Callie lacht. »Der ist gut.«
    »Sieh mal einer an«, murmele ich, als ich das Menü der aufgerufenen Seite überfliege. »Hier gibt es Chats, Foren, Buddy-Listen. Das Thema zieht eine Menge Leute an. Leo, du sagst, dass er etliche Möglichkeiten hat, nach Kunden zu suchen.«
    »Ja.« Er nickt eifrig und sieht trotz Anzug und Schlips mit einem Mal jünger aus. »Im Internet geht es um Information, Kommunikation und Gemeinschaft. Man findet alles, wenn man geduldig ist und weiß, wie man danach suchen muss.«
    »Es besteht ein großer Unterschied zwischen Reden und Tun«, sagt James. »Die meisten Männer in diesen Foren quatschen bloß und tun nichts.«
    Leo überlegt. »Er könnte ein Programm schreiben, das im Chat nach Schlüsselwörtern sucht. Zum Beispiel >Schlampe<, >tot<, >Hass<, >loswerden<, >umbringen< und dergleichen. Er könnte auch Köder auslegen, Posts, also Beiträge in den Foren oder im Live-Chat ... Andeutungen, dass er sich wünscht, seine Frau loszuwerden, und dann auf Antworten Gleichgesinnter warten.«
    »Möglich, aber unwahrscheinlich«, sage ich. »Dabei würde er zu viele Spuren hinterlassen.«
    »Dann würde ich mich auf einen Bot verlegen«, sagt Leo. »Einen was?«
    »Bot. Abkürzung für Robot. Damit ist ein automatisch arbeitendes Programm gemeint. Es läuft eigenständig, entweder mit einem Timer, wobei ihm befohlen wird, in bestimmten Zeitabständen eine bestimmte Funktion auszuführen, oder es reagiert auf Eingaben. Man kann einen Bot zum Beispiel in einen Chatroom einschleusen. Der verhält sich wie ein normaler Teilnehmer, ist aber keiner. Es ist nur ein Programm. Es kann so eingerichtet werden, dass es auf Fragen antwortet, und wenn jemand Kontakt aufnimmt, hat der Bot eine geschickte Antwort parat.« »Zum Beispiel?«
    »Das ist auf Pornoseiten beliebt. Man schafft ein Profil für eine heiße Zwanzigjährige mit Riesenmöpsen.« Er wird rot. »Verzeihung.«
    »Nein, nein, >Riesenmöpse< ist sozusagen der

Weitere Kostenlose Bücher